schrifbild-Lautblid

Gibt es eine Sprache auf Erden, deren Schriftbild ihrem Lautbild entspricht??

Es gibt m.E. schon Sprachen, wo ein Graphem genau einem Phonem entspricht und umgekehrt oder wo es zumindest bis auf wenige Ausnahmen hinhaut. So z.B. im Polnischen, wo eine dieser wenigen Ausnahmen ist, dass der postalveolare stimmhafte Frikativ /ʒ/ (ich hoffe, das wird jetzt richtig dargestellt) als <rz> oder als <ż> (da ist so ein Pünktchen über dem z) geschrieben werden kann.

Im Hocharabischen gibt es dagegen eine 1:1 Entsprechung, jedenfalls fällt mir jetzt keine Ausnahme ein. Das gilt aber u.U. für die arabischen Dialekte nicht.

Außerdem kann ein Phonem natürlich durch verschiedene Allophone repräsentiert sein oder durch andere Prozesse in seiner Qualität verändert werden, so gibt es z.B. im Polnischen auch Auslautverhärtung (stimmhafte Plosive und Frikative am "Wortende" werden stimmlos) und im Hocharabischen kann kurzes <a> durch [a], [æ] oder [ɔ] repräsentiert werden, je nach vorhergehendem Konsonanten (jedenfalls hat das mein Lehrer immer gesagt, während ein anderer Lehrer seine eigene Version hatte). Das ist dann also keine Frage der Entsprechung zwischen Graphem und Phonem mehr.

Beantwortet das Deine Frage?

Hallo,

damit Lautbild und Orthographie exakt zusammen passen, müssen die Orthographien relativ modern sein. Da haben dann Sprachen wie Englisch, Französisch oder Dänisch das Nachsehen, wo man schreibt, was vor 500 oder 1000 Jahren zuletzt ausgesprochen wurde.

Sprachen mit sehr guten (eindeutigen) Graphem-Phonem-Verhältnissen sind z.B. Türkisch (mit der 1928er Schreibung in Lateinschrift; vorher nicht!), Serbisch und Kroatisch (sowohl kyrillisch als auch lateinisch), Indonesisch und Malaiisch (1972er Orthographie). Bei all dieses Sprachen gibt es meines Wissens nach nur Ausnahmen/Abweichungen im Bereich der Namen.

Für Türkisch haben wir da mal ein Expriment gemacht und eine Gruppe Studenten (Sprachwissenschaft), die nie zuvor Türkisch gelernt haben, 45 Minuten lang in die türkische Orthographie eingeweiht, dann ein kurzes Diktat aus dem Munde eines Muttersprachlers. Es gab tatsächlich Leute, die 0 Fehler hatten. Das spricht eigentlich für sich.


Bei Hocharabisch gibt es die 1:1-Entsprechung natürlich nur, wenn man konsequent die Vokale markiert.

Ggruß
jan

Wie war das noch mit Georgisch? War das nicht auch nah dran?

Ich glaube ja, aber gab's da nicht irgendwelche morphophonologischen Veränderungen, die nicht geschrieben werden?

Das kann sein. Ich weiß es leider nicht mehr...

Soweit ich weiß hat Sanskrit eine 1:1 Entsprechung. Wenn Worte aufgrund phonologischer Regeln anders gesprochen werden, erhalten diese auch eine andere Schreibung (Zum Beispiel, wenn die Nominativ maskulinum Endung {s} einem mit einem Palatal beginnenden Wort vorangeht, wird sie zu [ʃ]. Dies wird dann auch anders geschrieben).