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Kevin > 02.12.2013, 13:33:18
lingucat > 02.12.2013, 15:27:14
Zitat:freien , matrimonium inire. es ist nicht leicht, dies verbum von dem vorhergehenden, mit welchem es höher aufwärts verwandt sein musz, gehörig abzusondern. das goth. frijôn ist φιλεῖν, ἀγαπᾶν, wozu ags. freogan Beov. 1889. 6346. freon Cœdm. 136, 15, alts. friehan Hel. 43, 17 nicht genau stimmt. das part. praes. frijônds bedeutet amicus, ags. freond, alts. friund, ahd. friunt, welches letztere ein volleres frîônti, also den inf. frîôn = frigôn voraussetzt. frijôn, freogan, frigôn, mahnend an frei und frech, berühren sich zugleich mit fraihnan, frëgnan (sp. 49), wie lat. precari mit rogare und procus, der freier procans ist ein precans, nuptiarum petitor, ahd. pital, altn. biðill, folglich kann frijôn als appetere, begehren gefaszt werden. frijôn frijôda, amare, nubere würde, wie schon vorhin angedeutet ist, abstehen von frijan frijaida liberare, aber freis frijis grenzt unmittelbar an frijôn, wie līber an lĭbet, lŭbet und unser lieben. skr. prî amare.
freien, in bezug auf heirat und brautwerbung, scheint gleichwol unhochdeutsch und klingt noch heute der oberdeutschen volksprache unheimisch (Schm. 1, 610), die Zürcher bibel setzt an die stelle des lutherschen freien: zu der ee nemen, zu der ee greifen, gerade wie die ahd. version bei Tatian quënûn halôn, leitan, nëman. kein mhd. vrîen in diesem sinn ist aus der reinen sprache aufzuweisen, es stöszt zuerst im passional 27, 36 K. auf:
wiʒʒe, daʒ Lucîen
ein ander nu wil vrîen,
ein brûtegoum dër ist rîch
und dir an êren ungelîch,
den wil sie zu vriedele haben.
im Kartmeinet hätte der häufige reim auf Galîen ein solches vrîen herbeiführen sollen, es ist uns offenbar aus dem nd. oder nl. zugebracht worden. Herbort 12796 hat Diomedis frîe (oder frîge : amîge) für die liebe zu Diomedes. nnl. wird vrijen heiraten von vrijden liberare gesondert. nhd. ist im 16 jh. schon vor und seit Luther freien in gebrauch, sowol von der frau für nubere, als von dem mann für uxorem ducere: lasz sie (die töchter Zelaphehad) freien, wie es inen gefelt, allein das sie freien unter dem geschlecht des stams irs vaters.
janwo > 02.12.2013, 21:10:59