Eigentlich ist es tatsächlich ganz einfach, Stefan Müller drückt es nur sehr genau und damit leider etwas umständlich aus. Das Schema:
NP(3,Num,Kas) → D(Gen,Num,Kas,FK) N(Gen,Num,Kas,FK)
stellt die Kongruenz von Determinator und Nomen sicher. Das Schema ist wie folgt zu lesen: Links wird eine NP beschrieben, die die feste Eigenschaft '3. Person' hat. Außerdem muss sie für Numerus und Kasus spezifiziert sein; die genaue Festlegung ist hier aber offen gelassen, dazu gibt es die Variablen in Majuskeln. Rechts wird festgelegt, dass die links spezifizierte NP aus einem Determinator und einem Nomen besteht. Außerdem ist festgelegt, dass die beiden Merkmale für Genus, Numerus, Kasus und Flexionsklasse besitzen. Hierbei handelt es sich wiederum um Variablen, die Belegung ist irrelavant. Die Regel schreibt nur fest, dass die Wertebelungen der Variablen gleich sein müssen. Das heißt also: Bei Kongruenz von X und Y müssen die Variablen gleich belegt sein.
Damit kommen wir zu folgender Regel:
S →NP(Per1,Num1,nom)
NP(Per2,Num2,dat)
NP(Per3,Num3,akk)
V(Per1,Num1,ditransitiv)
Sie soll den Satz "er das Buch dem Mann gibt" beschreiben. Was besagt die Regel? Sie beschreibt, dass der Satz aus einem ditransitiven Verb und drei NPs besteht. Wegen der Subjektkongruenz muss das Verb und das Subjekt in der Variablenbelegung für Person und Numerus übereinstimmen. Das wird sichergestellt, indem das Verb und das Subjekt für beide Variablen den gleichen Wert haben: in diesem Falle 1. Das könnte aber auch ein anderer Wert sein, z. B. a oder alpha. So ist es leider ein wenig verwirrend, weil man es mit der 1. Person und Singular verwechseln könnte. Aus allgemeinen Regeln der deutschen Grammatik wissen wir, dass Subjekte für gewöhnlich im Nominativ stehen. Weicht ein Verb davon ab ("mir graut"), gibt das Verb auch den Kasus für das Subjekt vor. So ist es aber eine einfache Redundanzregel: Was wir aus allgemeinen Prinzipien ableiten können, müssen wir nicht festlegen.
Dann haben wir noch zwei weitere NPs. Eine hat das festgelegte Kasusmerkmal Dativ, hier sind die Variablenbelegung für Person und Numerus widerum egal. Gleiches gilt für die andere NP, die für den Akkusativ spezifiziert ist. Die Zahlen dienen nur dazu, dass niemand auf die Idee kommt und meint, dass alle NPs in Person und Numerus übereinstimmen müssen. Sie sollen nur anzeigen, dass die Variablenbelgungen unterscheidlich sein können.
Wie können wir damit Fehler ausschließen? Wir nehmen den ungrammatischen Satz: "*er das Buch den Mann gebe". Die Regel, die einen solchen Satz beschreibt, würde dann so aussehen:
S →NP(Per1,Num1,nom)
NP(Per2,Num2,
akk)
NP(Per3,Num3,akk)
V(Per
4,Num1,ditransitiv)
Hier leigen zwei Fehler vor: Zum einen stimmen Verb und Subjekt nicht in dem Wert für die Variable Person überein, Kongruenz findet also nicht statt. Außerdem weist die zweite NP Akkusativmerkmale auf. Da
geben aber ein ditransitives Verb ist und eine NP im Dativ verlangt, liegt hier ein weiterer Fehler vor.
Viele Grüße
PeterSilie