Anna K. > 09.11.2014, 16:25:02
In der Tat ist es so, dass man elliptische Sätze oder Koordinationen in der Literatur nicht gerade als Paradebeispiele zur Analyse vorfindet
Da das Federmodell nicht gerade mein Steckenpferd ist und man in der Linguistik nicht wirklich von richtig oder falsch sprechen kann, versuche ich mal mit etwas Überlegung ranzugehen:
Zitat:Zum Problem:
Wie verhält es sich mit nebengeordneten Sätzen? Also: "Morgen schneit es oder es regnet". Steht "oder es regnet" im NF und wird dann in einem zweiten Schritt so analysiert, dass "oder" in einem Feld vor dem Vorfeld steht? Also etwa in "Koord"? Die Anschlussposition dürfte es ja nicht sein, da hier nur Diskurspartikel stehen sollten. Leider kommt in meinen Prüfungsunterlagen nicht einmal so ein banaler Satz mit Beispiel vor und es wird auch nicht die Position "Koord" erwähnt.
Das Nachfeld hat ja die Funktion, die Nebensätze zu beherbergen bzw. versetztes Material: Also alles Elemente, die in irgendeiner Weise vom Hauptsatz und seiner Aussage abhängen. Bei Koordination ist es weniger der Fall, da stehen die Sätze nebeneinander, sodass ich sie nicht im Nachfeld sehe, sondern eher als neue und eigenständige Sätze. Die Frage ist nun, wo man das "oder" unterbringt: Ich würde auf ein Vor-Vorfeld oder auf eine mehrfache Vorfeldbesetzung tippen, da es in meinen Augen keinen Sinn macht, sie in den vorangehenden Satz zu integrieren.
Zitat:Anderes Problem: Wie verhält es sich mit Aufzählungen? "Er schlug, trat und biss seinen Zellengenossen." In der LSK kann ja nur ein finites Verb stehen, sollen die anderen finiten Verben nun einfach im MF stehen? Oder werden sie wie Nebensätze in folgenden Zeilen selbst neu analysiert? Also "trat und biss seinen Z." und schließlich "und biss seinen Z."?
Genauso bei VL-Stellung: "Ich weiß, dass sie ihn schlug, trat und demütigte." Steht nun "trat und demütigte" im NF, nachdem man für den gesamten Nebensatz eine neue Analyse ansetzte?
Meiner Meinung nach sind beide Varianten möglich: wenn es nur darum geht, den Satz und seine Bestandteile zu erfassen, ohne auf eine Rekonstruktion der drei Einzelsätze Rücksicht zu nehmen, kann man einfach die Teile im MF stehen lassen. Wenn man jedoch darauf abzielt, sich die gelöschten Elemente genauer darzustellen, würde ich es in der von dir beschriebenen Variante machen (äquivalent zum Nebensatz)
Fuer den letzten Satz mit "Ich weiss, dass …" kann man ebenso drei unterschiedliche Sätze annehmen, die nebeneinander stehen, mit den Nebensätzen jeweils im Nachfeld, der Rest ist dann eben phonetisch leer.
Das sind gerade nur Vermutungen, da ich spontan nicht weiss, wie Experten es im Fall der Fälle analysieren würden. Wenn es für dich keinen Sinn macht und du eine andere Meinung hast, und sie auch entsprechend begründen kannst, ist es im Zweifelsfall immer die bessere Lösung! ;)
Vielleicht meldet sich hier noch jemand, der es besser weiss!
Wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg bei der Prüfung!
LG Anna