Subjekt = Nominalphrase?

Hallo zusammen, 

ich bin neu hier, sowohl im Forum, als auch in der deutschen Linguistik.

Momentan habe ich leider Schwierigkeiten mit den Satzglieder bzw. der Nominalphrase. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist ein Subjekt immer eine NP.
Aber warum ist das so? Liegt das einfach nur daran, dass das Subjekt immer der Kopf einer Phrase ist und diese somit bestimmt? 

Ich habe das Gefühl, dass das womöglich super simpel ist, aber ich stehe leider total auf dem Schlauch und würde mich freuen, wenn wir jemand helfen könnte. 

Lieben Dank, 
KiwiBird

Hallo, KiwiBird!

Willkommen im Forum und in der deutschen Linguistik!

Zitat:Momentan habe ich leider Schwierigkeiten mit den Satzglieder bzw. der Nominalphrase. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist ein Subjekt immer eine NP.

Aber warum ist das so? Liegt das einfach nur daran, dass das Subjekt immer der Kopf einer Phrase ist und diese somit bestimmt? 

Eine Nominalphrase ist die Gesamtheit der Komponenten eines nominales Satzgliedes. 
Wenn ein Satzglied (in deinem Fall das Subjekt) nur aus einer Komponente besteht, ist diese ebenfalls eine NP:

Ich spaziere im Garten umher.

Ich = Subjekt (Nominalphrase, bestehend aus Pronomen)
spaziere ... umher = Prädikat (Verbalphrase)
im Garten = Adverbial (Nominalphrase, bestehend aus Präp., Art. und Subst.)

Eine Nominalphrase muss nicht unbedingt von einem Substantiv regiert werden. Bei meinem Beispiel ist es ein Pronomen, welches aber nominalen Wert hat.

Der große Baum steht neben ihm.

Der große Baum = Subjekt (Nominalphrase, bestehend aus Art., Attribut und Subst.)
steht = Prädikat (Verbalphrase)
neben ihm = Adverbial (Nominalphrase, bestehend aus Präp. und Pronomen)

Es gibt kein Subjekt, welches keine Nominalphrase ist, weil ein Subjekt immer dominante nominale Komponenten hat, seien es Substantivierungen oder Pronomina.


Habe ich deine Frage beantwortet?
Liebe Grüße
Yaouoay

Hallo! 

Ja, vielen Dank für die schnelle Antwort! Das hat mir auf jeden Fall geholfen und mir sogar noch einen anderen Ansatz gegeben, um mein Lehrbuch nochmal durchzusehen. 

Dankeschön und schönes Wochenende! :)

Liebe Grüße,
KiwiBird

(06.01.2018, 19:39:14)Yaouoay schrieb: Es gibt kein Subjekt, welches keine Nominalphrase ist, weil ein Subjekt immer dominante nominale Komponenten hat, seien es Substantivierungen oder Pronomina.

Das kann man so auf keinen Fall stehen lassen! Subjekte können auch in Form einer NP auftreten, müssen es aber nicht:

1. Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein!
2. Dass er nicht kommt, ist nicht schön.
3. Ein Haus gegen eine Erdhöhle zu tauschen, macht keinen Sinn.


Zu 1: Der Matrixsatz werfe den ersten Stein hat hier natürlich ein Subjekt, nur ist das keine NP, sondern ein ganzer Satz bzw. eine CP, also Wer ohne Schuld ist. Im Subjektsatz ist auch eine NP enthalten, doch hat nicts mit der syntaktischen Kategorie des Satzes zu tun.

Zu 2: Der Satz Dass er nicht kommt ist eine vollständige CP und hat die Satzgliedfunktion eines Subjekts für den Matrixsatz ist nicht schön.

Zu 3: Hier hat Ein Haus gegen eine Erdhöhle zu tauschen den Status einer VP. Dennoch fungiert diese VP als Subjekt des Matrixsatzes macht keinen Sinn.

Generell ist zwischen der syntaktischen Kategorie/dem syntaktischen Typ (NP, VP, CP, AdvP, ...) und der syntaktischen Funktion (Subjekt, Objekt, Adverbial, Prädikativ) einer Phrase zu unterscheiden. Grundsätzlich können alle Phrasentypen jede Funktion übernehmen - da gibt es keine gesonderten Bedingungen in der Syntax. Ob das in der Syntax bzw. in einer Sprache auch so umgesetzt wird, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Tatsächlich werden meist NPs für die synt. Funktion eines Subjekts oder Objekts verwendet. Doch heißt das nicht, dass es so sein muss.

Ganz wichtig: Wenn man sich vor Augen hält, wie Satzglieder bestimmt werden, dann zählt das Prädikat nicht zu den Satzgliedern. Zwar ändern sich die Kriterien von Literatur zu Literatur ein bisschen, doch sollten sich Satzglieder erfragen und im Satz umstellen lassen. Beides geht beim Prädikat nicht, weshalb es kein Satzglied darstellt.

Beste Grüße
PeterSilie

Hallo KiwiBird,

zunächst muss man die Termini unterscheiden, was eine Phrase und was ein Subjekt ist.
Eine Phrase ist immer eine zusammengehörende Gruppe mehrerer Wörter, die auf eine gewisse Weise miteinander verbunden sind. In der Regel gibt es einen Kopf, der semantische und grammatische Merkmale an seine Begleiter weitergibt.
Verinfachte Beispiele: Das Verb wie schenken vergibt die semantischen Rollen und somit die grammatikalische Kausmarkierung an seine Begleiter und stellt klar, wer der Schenker (Nom), wer der Beschenkte (Dat) und was das Geschenk (Akk) ist. So ist es auch in der NP, die mit den Adjektiven, Artikeln, etc. KNG-konruent sein muss.
Der Terminus SUBJEKT beschreibt eine grammatische Funktion, nämlich, wenn wir einen Satz bilden, also mehrer Phrasen verbinden, ist das Subjekt die Kategorie, die mit dem finiten Verb im Numerus interagiert und "den Handelnden" darstellt. Es ist häufig so, dass wir hier NPen haben, aber nicht immer. Es können auch finite und infinite Sätze oder VPen in der Subjektfunktion auftreten.

a. [Serien zu schauen], macht mir viel Spaß.
b. [Dass der Sturm stärker als erwartet ausfällt], hat keine Auswirkungen auf den Bahnverkehr.
c. [Ab und an ein Gutes Buch lesen] entspannt mich am meisten.

Zitat:

Zitat:Es gibt kein Subjekt, welches keine Nominalphrase ist, weil ein Subjekt immer dominante nominale Komponenten hat, seien es Substantivierungen oder Pronomina.

Das kann man so auf keinen Fall stehen lassen! Subjekte können auch in Form einer NP auftreten, müssen es aber nicht:

Natürlich! Ich vergaß die satzwertigen Subjekte, tut mir leid, KiwiBird!
Diese kann man zwar durch Pronomina ersetzen, sind aber per se keine Nominalphrasen.

Aber es stimmt, dass nichtsatzwertige (also Nebensatz-)Subjekte immer Nominalphrasen sind?
Jetzt bin ich total verunsichert. 

Zitat:Ganz wichtig: Wenn man sich vor Augen hält, wie Satzglieder bestimmt werden, dann zählt das Prädikat nicht zu den Satzgliedern. Zwar ändern sich die Kriterien von Literatur zu Literatur ein bisschen, doch sollten sich Satzglieder erfragen und im Satz umstellen lassen. Beides geht beim Prädikat nicht, weshalb es kein Satzglied darstellt.

Meines Erachtens kann man sowohl nach dem Prädikat fragen, als auch es umstellen. Beides zwar nicht ohne Hilfsmittel, aber das zählt für mich nicht, weil es Sprachen gibt, wo es geht.

Ich tröste dich.

Trösten tue ich dich.

Was tue ich mit dir?

Lässt sich drüber streiten, und ich verstehe durchaus deinen Standpunkt, PeterSilie.


Liebe Grüße
Yaouoay