Hallo :)
Das ist teilweise etwas undurchsichtig und verschiedene Leute stellen das mitunter unterschiedlich dar; mir scheint es aber weitestgehend Konsens zu sein, von wenigen oder keinen stimmhaften Plosiven ausgzugehen. Dazu kommt halt, dass es zwar das IPA gibt, aber für manche Sprachen eigene Konventionen bestehen (wenn du dich zum Beispiel mal mit Dänisch befassen solltest, wirst du schnell über Dania stolpern), um bestimmte Schreibweisen mit Diakritika durch diakritikalose abzukürzen und so was. In dem Fall könnte ich mir vorstellen, dass die da [g] meinen (also mit einem "Kringel" drunter für stimmlos/entstimmt; da käme dann auch die von dir angesprochene Fortis/Lenis Sache in's Spiel), aber nur [g] schreiben. Dazu trägt wohl auch bei, dass gerne orthographische, phonologische und phonetische Ebene vermischt resp. nicht klar getrennt werden. Solche Diakritika lässt man meiner Erfahrung nach gerne weg, wenn es um phonologische oder gar orthographische Aspekte geht (weil sie nicht bedeutungsunterscheidend sind...?).
Ich für meinen Teil höre allerdings in Wörtern wie <bíða> 'warten', <gleyma> 'vergessen' oder <drepa> 'töten' zumindest etwas Stimmhaftigkeit, bin aber kein Isländer und so könnte da auch die im Thread zu den akustischen Palindromen erwähnte kategoriale Wahrnehmung ihre Finger im Spiel haben, oder etwas ähnliches.
Einer, der es besser weiß, könnte der isländische Phonetiker Magnús Pétursson sein. Er sagt zum Beispiel:
"Die orthographischen Verschlusslaute
b d g sind stimmlos und unaspiriert [...] und werden in diesem Buch dementsprechend [p t k c] transkribiert. [...] Die einheimische Tradition benutzt im allgemeinen die Zeichen [b̥ d̥ g̊j g̊] [...] " (Pétursson 2006: 32)
Falls dich das weiter interessiert, kannst du da ja mal reinschauen; das Phonetik/Aussprachekapitel ist recht ausführlich und er hat auch eine kleine Bibliographie mit weiterer Literatur. Wenn du lieber eine "richtige" Grammatik möchtest, kannst du mal schauen, ob es bei euch in der Bibliothek die "Isländische Grammatik" von Bruno Kress gibt, die in der einschlägigen Literatur als die deutschsprachige Standardgrammatik gehandelt wird (die ich aber wegen der Verwendung leicht angestaubter Terminologie etwas mühsam zu lesen finde); er stimmt, was die stimmlosigkeit von <b d g> angeht ebenfalls zu.
Kress, Bruno 1982: Isländische Grammatik. Leipzig: Verlag Enzyklopädie.
Magnús Pétursson 2006: Lehrbuch der isländischen Sprache. Hamburg: Buske.
(trotz des Titels eher eine klassische Sprachbeschreibung mit Grammatik, Wörterliste und Textsammlung).