Semantische Relationen

Hallo zusammen,

ich schreibe derzeit meine Diplomarbeit in Informatik und beschäftige mich in diesem Zusammenhang mit Fragestellungen aus der Semantik/Semiotik/... Es geht um Folksonomien und die Zusammenhänge zwischen Tags innerhalb dieser. Nun sind mir zwar einige Begriffe bekannt allerdings bin ich bei weitem kein Fachmann auf den oben erwähnten Gebieten. Ich bin mir nicht sicher, ob ich in einem Linguisten-Forum richtig bin, aber ich versuchs mal. Hier nun meine Fragen:
Wörter haben Bedeutungen. Diese Konzepte können nun untereinander (semantisch) in Beziehung stehen. Ich sehe derzeit aber keine unterscheidung zwischen Beziehungen unter Wörtern und Beziehungen unter den damit verbundenen Bedeutungen. Beispiel:
Teil-Ganzes-Beziehung: Tür-Klinke
Hier gibt es eine semantische Beziehung zwischen den Bedeutungen. Aber:
Homonyme: (Sitz)Bank-(Geld)Bank
Hier gibt es keine semantische Beziehung zwischen den Bedeutungen, sie haben eben nur zufällig (manchmal zumindest. oder etwa nie? dann gibt es natürlich irgendwo im Sprachstamm dieses Wortes einen Zusammenhang, aber ist das dann wirklich noch relevant) das selbe Wort. Aber die Beziehung der Homonymität ist scheinbar genau so eine semantische wie die Teiol-Ganzes Beziehung.
Noch deutlicher:
Synonyme: Hier geht es um ein und die selbe Bedeutung, nur der Bezeichner (das Wort) ist ein Anderes.

Es geht mir also um die Unterscheidung zwischen
1. Beziehungen zwischen Bezeichnern (z.B. auch verursacht durch Rechtschreibfehler)
2. Beziehungen zwischen Bedeutungen.

Sollten das wirklich einfach alles Semantische Relationen sein? Gibt es da keine Unterscheidung?

Ich hoffe das war einigermaßen verständlich.
Vielen Dank schonmal und ciao
nons

Hallo,

Homonyme können per Zufall entstanden sein. Dann haben sie natürlich auch keinen semantischen Zusammenhang (oder der wäre eben genauso zufällig und irrelevant). Das ist z.B. der Fall bei zufälligen Homophonen: die Boote / der Bote, oder bei Homonymen wie sein, das einmal Possesivpronomen (sein Auto) und einmal Verb (das muss so sein) ist, oder Ball (Spielgerät oder das Tanzfest).

Öfter jedoch haben diese Homonyme tatsächlich einen Sinnzusammenhang. Bei der Bank zum Beispiel ist das Sitzmöbel primär und bezeichnet eigentlich auch die Kombination aus Sitzbank plus Tisch (vgl. Schulbank). Der Tisch wurde dann per Begriffsübertragung (Teil-Ganzes; Metonymie) übertragen auf das Geldinstitut. Dieser Fall von Homonymie ist weitaus häufiger.

Konzeptionell muss man eigentlich noch unterscheiden:
Homograph vs. heterograph : bei gleicher Aussprache gleich/unterschiedlich geschrieben (mehr/Meer, sie/sieh vs. sein/sein)
Homophon vs. heterophon : bei gleicher Schreibung gleich/unterschiedlich gesprochen (Bank/Bank vs. Tenor (Ténor : Unterton, Tenór : Sänger))

Ob oder nicht ein semantischer Zusammenhang besteht, findet man z.B. durch Nachschlagen in einem etymologischen Wörterbuch heraus.
Hat das erst einmal ein paar Fragen beantwortet?

Hallo und Danke erstmal.

Meine eigentliche Frage scheint mir noch nicht beantwortet. Ich frage mich, ob es eine Unterscheidung zwischen Bedeutungsrelationen und Bezeichnerrelationen gibt (und wenn ja, wie ich sie Unterscheide). Oder ist das nicht von Bedeutung? Möglicherweise betrachte ich das auch flasch. Geht es bei diesen paradigmatischen Relationen nicht IMMER um Beziehungen zwischen den Bedeutungen? Wieso stehen denn dann Synonyme in einer paradigmatischen Beziehung, wenn es um ein und die selbe Bedeutung geht. Dann müssten doch eigentlich die Bezeichner (also die Wörter) in Beziehung stehen? Ähnlich ist villeicht die Betrachtung von verschiedenen Sprachen. Da gibt es dann auch mehrere Wörter, die die selbe Bedeutung haben. Dort stehen doch dann auch die Bezeichner in Beziehung und NICHT die Bedeutungen. Im Gegensatz dazu eben die teil-ganzes Beziehungen: Da stehen die Bedeutungen in Beziehung und nicht die Bezeichner.

Oder denke ich einfach zu flach oder zum schief?

Danke nochmal und ciao,
nons

Achsooooo. Ja.

Zitat:Dann müssten doch eigentlich die Bezeichner (also die Wörter) in Beziehung stehen?

Bezeichnen tun Zeichen im semiotischen Sinne, und die haben eine Ausdruckskomponente und eine Inhaltskomponente. Wörter sind eine Sorte Zeichen.

Bezeichnerrelationen sind Relationen zwischen den Bezeichnungen (Ausdrucksseiten), also zwischen den Ausdrücken. Homonyme beispielsweise stehen in so einer Relation. Bei Bedeutungsrelationen stehen entsprechend die Bedeutungen (Inhaltsseiten) in Beziehung, nicht notwendig an der Ausdrucksseite sichtbar.

Die Schrift (um auf die Rechtschreibfehler etc. zu kommen) ist dann ein sekundäres Element der Ausdrucksseite und kann insofern höchstens bei Bezeichnerrelationen eine Rolle spielen, sofern der Verschreiber nicht ausgerechnet mal semantisch motiviert ist.