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Inun-Ea > 28.09.2021, 19:04:57
Yaouoay > 28.09.2021, 22:57:56
Inun-Ea > 29.09.2021, 10:04:32
Yaouoay > 29.09.2021, 16:36:04
Zitat:Du hast jedenfalls meine Frage insofern beantwortet, dass ich jetzt weiß, woher meine Verwirrung stammt und wie es sich im Deutschen verhält. Als (Alt)Philologe muss man sich immer mal wieder selbst daran erinnern, dass Morphologie und Bedeutungsebene nicht eines sind.
Zitat:In einer altsemitischen Sprache, die ich beschreiben soll gibt es ein Passivmorphem (n-), welches hin und wieder, wenngleich selten, auch Reflexiva bezeichnen kann. In derselben Form nun steht das Verb, welches "sich beraten" übersetzt wird (na-mluku) und einer Autoren, die sich dazu äußern, sieht darin den einzigen reziproken Gebrauch des nämlichen Morphems. Ich habe dem widersprochen, v.a. weil es keinen anderen Fall für reziprokes n- gibt: Das Grundverbum (malāku) heißt zunächst "jemanden beraten", mit dem "Passivmorphem" dann aber eben nicht "einander beraten", sondern wtl. eigentlich "mit sich selbst zu Rate schreiten, sich selbst (be)raten". Einmal habe eine solche Form auch in einem Satz bezeugt, wo die Bedeutung "überlegen, nachdenken" angemessen scheint. Soweit so gut. Wenn man nun "sich miteinander beraten" ausdrücken möchte, muss man zusätzlich zum entsprechenden Verb (na-mluku) das Adverb "miteinander" gebrauchen und ich habe nun geschrieben, dass "selbst in diesem Fall genaugennommen in namluku noch immer ein Reflexivum vorliegt" – immerhin liegt die reziproke Bedeutung allein im Adverb "miteinander". Diese letzte Aussage klingt dann aber doch irgendwie weniger überzeugend. Weil nunmal der Sachverhalt durchaus reziprok ist, es ist nicht gemeint, dass alle im Raum leise bei sich überlegen. Aber die Verbalform hat sich ja nicht geändert!
Zitat:Fazit: Ich kann doch nicht schreiben, dass die nämliche Verbalform reflexiv ist, aber sobald "mit Person x" dahinter tritt, reziprok wird. Darf ich diesem Satz:
Diese drei Verben (treffen, beraten, schlagen) haben also die Eigenschaft, dass sie (grammatisch) reflexiv und in Kombination mit einem Präpositionalobjekt mit "mit" eine spezifische (und jeweils eindeutig reziproke) Semantik annehmen, die nicht vorliegt, wenn das gleiche Verb ohne Reflexivpronomen auftritt
entnehmen, dass ich darauf beharren darf, dass eine Form (morphologisch) reflexiv bleibt, gleich ob der Sachverhalt durch die Hinzufügung eines "mit Person X" oder "miteinander" reziprok wird?
Inun-Ea > 29.09.2021, 17:18:06
Yaouoay > 29.09.2021, 21:15:58
thf > 29.09.2021, 21:36:27