PIE -> ITA: *gʷʰ > *xʷ (medially *ɣʷ) ; *xʷ > *f.

Hallo! (Laienfrage -->)

https://en.wikipedia.org/wiki/Proto-Italic_language
https://www.reddit.com/r/linguistics/com...d_changes/
https://en.wikipedia.org/wiki/Indo-European_sound_laws

Ich beziehe mich auf "am Wortanfang":

Bei PIE sound laws (Wikipedia) steht: PIE *gʷʰ -> f (u.a.) für Latein.

*gʷʰ  -> *χʷ ist klar.

Ich konnte auf Anhieb nicht rausfinden, wie ein f draus wurde. Ist ja doch ein größerer Schritt. Wurde das durch das w begünstigt? Gibt es diese spezielle Entwicklung noch anderswo oder ist das einmalig PIE->Lat/Italisch?

Danke für Aufklärung!

PS. https://www.reddit.com/r/linguistics/com...oitalic_f/
(aber keine wirkliche Antwort dort; lachen / lough (### KORREKTUR, ICH MEINTE LAUGH NATÜRLICH) : ist es das? Also dass ein u/w ein f begünstigt, und das χ konnte man relativ leicht "loswerden", ähnlich wie es andernorts zum h wird (z.b. protogermanisch->deutsch) und wieder andernorts das h dann ganz verschwindet?)

Es interessiert mich deshalb, weil im Lateinischen ja gleich drei mal ein f entsteht (bh, dh, gwh); bh und dh ist ja relativ einsichtig.

Hallo! (:

In dem letzten Link, den Du angibst, wird doch eine Erklärung gegeben:

Zitat:Basically, Proto-italic did these in roughly this order

• Merged Palatoalveolars with Velars
  
• Palatoalveolars + w became Labiovelar
  
• Labiovelars lose their labialization when clustered
  
• Voiced Aspirates Became Fricatives
  
• Word Initial Fricatives Were Devoiced
  
• /θ/ and /xʷ/ became /f/
  

Basically, gʷʰ did this:

• (gʲʰw > gʰw >) gʷʰ > ɡʷ > ɣʷ
  
• ɣʷ > xʷ / #_
  
• xʷ > f
  

[x/χ] → [f] ist relativ naheliegend: Wenn eine Sprache das [x]-Phon verliert, ist [f] eines der naheliegendsten Phone, um es zu ersetzen (nur Artikulationsort stimmt nicht überein); besonders wenn das [x] labialisiert ist.

Zitat:lachen / lough : ist es das? Also dass ein u/w ein f begünstigt, und das χ konnte man relativ leicht "loswerden"

Meinst Du laugh? Weil lough tatsächlich mit [x] ausgesprochen wird (kommt von irisch loch). ‹gh› repräsentierte im Mittelenglischen /x/. Das wurde wohl in den meisten Wörtern lenisiert zu [ɣ] und verschwand dann ganz (light, height, though, thought), in ein paar Wörtern wurde es zu [f] (laugh, enough, cough, tough). Ich weiß nicht, ob der vorangehende gerundete Hinterzungenvokal (der selbst im Mittelenglischen in diesen Wörtern nicht mehr durchgängig erhalten war) die Verschiebung zu [f] begünstigt hat, aber wie gesagt ist [x] zu [f] recht naheliegend, wenn [x] aus der Sprache wegfällt.


Hilft Dir das weiter? (:

Liebe Grüße
Yaouoay

Herzlichen Dank!

Tut mir sehr leid, dass ich mich bei "laugh" vertippt hatte.
Die Erklärung, warum f und x ähnlich sind, hat mir SEHR geholfen, auf die Idee bin ich gar nicht gekommen. Also dass die Leute auch schauen, was klingt ähnlich, und eben nicht nur "das hat sich verändert, weil der Artikulationsort an ähnlicher Stelle ist". Danke!!!

Mir ist auch gerade aufgefallen: NL: achter / E: after (PG: *after). Hier offenbar f -> x.

Sehr gern! ^^

Zitat:Mir ist auch gerade aufgefallen: NL: achter / E: after (PG: *after). Hier offenbar f -> x.

Dazu habe ich letztens dieses Meme gesehen:

   

/-ft/ zu /-xt/ hatte seinen Ursprung im nördlichen Niederdeutsch, soweit ich weiß, und ging dann über ins Niederländische, wo es noch genereller umgesetzt wurde (gekauft: gekoft > gekocht NL; Luft > lucht), während es im Niederdeutschen wieder teilweise zurückgebaut wurde (Luft bleibt Luft, bzw. wurde wieder Luft). Die niederdeutschen Entlehnungen ins Deutsche stehen teils als Synonyme zur Verfügung, s. Schacht und Schaft. Auch die Wörter "echt, Schlucht, Nichte" etc. kommen so aus dem Nd. und gehen auf diesen Lautwandel zurück. Deutsch "sanft" steht auch Niederdeutsch "sacht" gegenüber, weil im Nd.en durch das Nasalspirantengesetz kein Nasal vor dem /f/ mehr stand, sanft > saft > sacht.

Ich zitiere mal aus dem englischen Wiktionary, weil ich das doch sehr interessant finde, danke dir, Kevin, und auch Yaouoay für das Meme:)

Ich fand bei Wiktionary zwei Wege, einmal über MLG und einmal über LG, wenn ich es richtig sehe, geschahen die Entlehnungen im Übergangsbereich MLG/LG?

PWG ft
-> OS ft
==> MLG cht (!)

a)
-/-> borrowing into MHG cht
-> HG, SG cht

b)
-> LG cht
-/-> borrowing into HG, SG cht

Schaft und Schacht verhalten sich also so ähnlich zueinander wie z.B. im Englischen warranty und guarantee, wenn ich es richtig verstehe.

"echt" ist noch besonders interessant, wo das -cht herkommt, nämlich vom ft in -haft:

From Middle High German echt,
borrowed from Middle Low German echt (“lawful, genuine”).
The original form is Middle Low German ēhaft (“lawful”),
from ē (“law”) (related to modern Ehe);
then ēhacht by the Low German development -ft- → -cht- (compare Nichte);
and eventually contracted into echt.
Cognate to Old High German ēhaft (“honourable”) and Dutch echt.

Zu Nichte noch interessant:
This form replaced High German (obsolete) Niftel in the 17th century.

Eins hab ich noch gefunden:

Gerücht
MHG gerüchte
borrowed from MLG geruchte, gerüchte.
replaced earlier Middle High German geruofte, gerüefte, from Old High German geruofti.
The noun pertains to the verb rufen (“to call”) (Old High German ruofan, Old Saxon hrōpan). (...)
Popular etymology later associated the word with riechen (“to smell”).

Und hier noch was, Zitat von User "Fleischers Karsten" dort:
https://forum.neutsch.org/index.php?topic=2381.0

>>>>
,Webster's Third New International Dictionary" verweist unter dem Stichwort shift auf mnd. schiften/schichten.
(...)
Andere Worte, bei denen dieser Wechsel anscheinend in der einen oder anderen Rucht (sic) stattfand: beschwichtigen (ahd. gi-siwftōn, mhd. swiften ,,stillen", engl. swift), (...)"
<<<<

Und im Leo Forum, User Gorboduk unter https://dict.leo.org/forum/viewGeneraldi...llowup=104 :

>>>>
Verwandt sind:
englisch soft
niederdeutsch sacht
hochdeutsch sanft

(...)
Auch von rufen, und nicht von riechen, kommen anrüchig, berüchtigt, ruchbar.
Nichts damit zu tun haben aber ruchlos und verrucht, die hängen vielleicht damit zusammen.
Erg.: Mit ruchlos und verrucht verwandt sind geruhen, engl. reck, reckless.

(...)
Nichte: Hochdeutsch Nifte(l), vgl. auch altenglisch nift. Altenglisches nefa und nift wurden durch aus dem Französischen übernommenes nephew und niece ersetzt.
(...)
(Quellen: DWDS, Wiktionary, etymonline, DWB)
<<<<

Ergänzend möchte ich sagen, dass die oben zitierten Abschnitte nicht von mir nochmal geprüft wurden; ich habe immer mal Diskrepanzen entdeckt zwischen DWDS, Wiktionary und Etymonline.