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Willi Wamser > 13.03.2016, 17:09:16
(11.03.2016, 13:48:45)Kairos schrieb: Hallo zusammen,
ich habe gestern den Weg in dieses Forum gefunden. Mein Name ist Klemens und ich habe vor etlichen Jahren in Freiburg meinen M.A. in Lingustik gemacht und dort auch jahrelang geforscht und unterrrichtet. Seit einigen Jahren bin ich selbständig und verdiene mein Geld nicht mehr in der Germanistik, habe aber noch etliche Kohlen in diesem Feuer.
Aus meiner digitalen Feder stammen z.B. die Projekte echtreim.de und metricalizer.de. Dort gehen wir der Frage nach, wie man deutschsprachigen Text algorithmisch betrachten und analysieren kann. Gerade arbeiten wir an einem Konverter, der geschriebenen Text vollautomatisch nach XSAMPA und IPA umschreibt. Das klappt schon ganz gut, aber noch nicht perfekt, wie das folgende Beispiel zeigt: 'blu:|m@n|.tOpf|6|d@
Meine Spezialgebieten sind historische Sprachforschung, Kopuslinguistik, Computerlinguistik, Metrik und Sprachsynthese, am meisten interessiert mich aber immer das, was ich noch nicht kenne.
Viele Grüße
Klemens
Kairos > 14.03.2016, 12:00:42
Willi Wamser > 15.03.2016, 13:17:04
Kairos > 18.03.2016, 10:09:37
Willi Wamser > 18.03.2016, 16:09:01
Zitat:Cordula hatte die Blumen der greisen Köchin des PfarrersUnd hier von 2005 - Dirk Schindelbeck
Selbst in die Küche gebracht, die dürstenden Stengel in Wasser
Sorglich noch eingefrischt und dann von der freundlichen Alten
Eilig Urlaub genommen. Die Stunde, die sie noch frei war,
Wollte sie lieber allein sein. So ließ sie den Armen im Geiste
Gerne im Pfarrhof zurück, von dem Mütterchen liebreich bewirtet,
Wünschte gesegnete Mahlzeit und trat hinaus in den Abend.
Niemand begegnete ihr in dem oberen Teile des Dorfes,
Wo nur die Kirche steht und neben dem Pfarrhaus die Schule.
Stille waltete hier. Es schwiegen die Glocken und Pöller
Während des Gottesdienstes. Die altehrwürdigen Linden
Hoben das schwarze Gewirre der kaum erst knospenden Zweige
Wider den weißen Himmel, in dessen höchsten Bereichen
Immer noch Sonne war und goldenes Blitzen der Schwalben.
Da, in die Stille hinein, ertönte auf einmal der Orgel
Einfach-erhabenes Spiel, die Schreitende leise geleitend,
Bis ihr auch dieses verklang im Hohlweg, den sie hinabging.
Zitat:Irgendwann war er da - der Tag, als der Hamster ins Haus kam!
Monatelang schon hatte der Wunsch bestanden, ein Haustier
ganz sein eigen zu nennen, wie klein auch immer, ein Wesen
voller Unschuld und Sanftmut, ein Meerschweinchen oder ein Hamster.
Und doch waren Geburtstag, Weihnachten, Ostern verstrichen,
ohne dass dieser Wunsch der Erfüllung näher gerückt war.
Ines, neunjährig, hatte ihm dennoch stets Stimme verliehen,
und ihn beharrlich erneuert durch ständiges Bohren und Fragen.
Endlich sollten die Dinge sich wenden. Was war geschehen?
Mit den Monaten hatte der Vater - er war Pädagoge -
durch die Ernsthaftigkeit der Willenserklärung der Tochter
sich zur erneuten Prüfung der Frage getrieben gesehen.
Zwar verriet seine Miene bei weitem noch keine Erweichung
einer Haltung, die hart bis unnachgiebig im Grundsatz
immer noch war - denn als Definition blieb unangetastet,
dass ein Haustier an sich schon Unbehagen bereitet,
Ruhe und Sauberkeit in den Räumen empfindlich herabsetzt,
Wohnqualitäten, mühsam erkämpft, womöglich gefährdet.
Pädagogen-Mutter teilte diese Bedenken.
http://dirk-schindelbeck.de/archives/3057
(18.03.2016, 10:09:37)Kairos schrieb: Hallo Willi,
die Möglichkeit, am Versbeginn zwei Senkungen zu realisieren, erfüllt die Form im Metricalizer, diese "Füllung" ist eben durch die eingeklammerte Senkung angezeigt:
+ - (-) + - (-) + - (-) + - (-) + - - + -
+ - (-) + - (-) + + - - + - - +
In Deinem Beispiel hat es andere Gründe, wieso der Metricalizer das Gedicht nicht als Distichon erkennt. In den ersten beiden Versen wäre das:
1. Hebungsprall im Pentameter ist nicht realisiert
2. Der Pentameter endet auf einer unbetonten Silbe
Also gingen die zwei entgegen der sinkenden Sonne,
Die in Wolken sich tief, gewitterdrohend, verhüllte,
müsste wie folgt lauten, wenn die reine Form des Distichons erfüllt sein sollte:
Also gingen die zwei entgegen der sinkenden Sonne,
Die in Wolken sich tief, (.)witterdrohend, verhüllt(.),
Man kann nun sicherlich streiten, wie viel Freiheit diese Form zulässt, aber meiner Ansicht nach ist es kein Distichon, und z.B. Wagenknecht, die Deutsche Metrik, S. 108 würde genau so argumentieren.
Viele Grüße
Klemens
Kairos > 19.03.2016, 17:23:06