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janwo > 12.05.2013, 11:20:24
(08.05.2013, 14:28:36)janwo schrieb: Man muss ja wirklich "leider" sagen, aber es geistert wieder einmal die #Ursprache durch den Blätterwald:
Spiegel Online: Linguistik: Forscher enttarnen Wörter der europäischen Ursprache
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensc...98404.html
oder Washington Post:
Linguists identify 15,000-year-old ‘ultraconserved words’
http://www.washingtonpost.com/national/h...story.html
Zitat:Ein pfiffiger Professor der Universität Prag erklärte mir einmal ein Betriebsgeheimnis historischer Linguistik. Eigentlich sei alles längst erforscht. Man könne nur Karriere machen, indem man seit Generationen festgefügte Vorstellungen umstürze. Wenn man hartnäckig genug vorgehe, fuhr er fort, verfestigten sich die zunächst mit Entsetzen aufgenommenen Thesen bald zur neuen Orthodoxie.Dies passt sowohl zur "Wikinger-Hypothese" als auch zu den "Ultrakonservativen Wörtern": Hauptsache auffallen und gelesen bzw. zitiert werden.
Zitat:*This Direct Submission article had a prearranged editor.Was es damit auf sich hat erfährt man in den Hinweisen zur Manuskripteinreichung der PNAS (http://www.pnas.org/site/misc/iforc.pdf, Seite i):
Zitat:Prearranged Editors (PE). Prior to submission to PNAS, an author may ask an NAS member to oversee the review process of a Direct Submission. PEs should be used only when an article falls into an area without broad representation in the Academy, or for research that may be considered counter to a prevailing view or too far ahead of its time to receive a fair hearing, and in which the member is expert. If the NAS member agrees, the author should coordinate submission to ensure that the member is available, and should alert the member that he or she will be contacted by the PNAS Office within 3 days of submission to confirm his or her willingness to serve as a PE and to comment on the importance of the work. The submission will not be processed further until the PE has responded with substantive comments, or 3 days have transpired. The Board cannot guarantee that the member designated by the author will be assigned the manuscript or that it will be sent for review. If the Board decides to reject the paper without review or if the Board selects another member to handle the submission, the PE will be notified.Ein Bisschen liest sich das so, als ob besonders unorthodoxe und kontroverse Artikel auf diese Weise am normalen Reviewer-Prozess vorbei geschleust werden, in dem sie – oftmals zu Recht – keine Chance hätten. Meint Ihr nicht?
Throughout the review process, all correspondence with an editor must be handled by the PNAS Office; authors are not permitted to contact an editor directly. Papers with a PE are published with a footnote to that effect. An NAS member may serve as a PE on as many as four papers per year. Note that the standard submission process does not require a PE.
thf > 14.05.2013, 16:29:11
(12.05.2013, 11:20:24)janwo schrieb: Würde eine halbwegs seriöse Zeitschrift in den Naturwissenschaften ein – sagen wir mal – "revolutionäres" quantentheoretisches Paper, das von Linguisten und Philosophen verfasst wurde nach einer Begutachtung durch einen Zoologen publizieren? Ich glaube nicht. Wieso erlaubt man sich so etwas dann mit der Sprachwissenschaft?Erinnert mich etwas hier dran: http://de.wikipedia.org/wiki/Sokal-Aff%C3%A4re ;)
(12.05.2013, 11:20:24)janwo schrieb: Dies passt sowohl zur "Wikinger-Hypothese" als auch zu den "Ultrakonservativen Wörtern": Hauptsache auffallen und gelesen bzw. zitiert werden.
Zitat:Joseph Emonds und meine Theorie, dass Mittelenglisch und damit die moderne englische Sprache ihren Urspung in den nordgermanischen Dialekten, die in Ost und Nordengland [...] ab dem 800 Jahrundert gesprochen wurden, haben, ist naturgemäß auf großen Widerstand (aber auch Unterstützung und Begeisterung) der Fachwelt gestoßen. Der lange und gründliche Artikel, in dem wir im Detail auf die einzelnen Argumente eingehen, ist leider bislang noch nicht publiziert. Diese Reaktionen beruhen daher im Wesentlichen auf einem Interview, dass ich im vergangenen Herbst in 'Apollon' gegeben habe.War vielleicht keine gute Idee, das vorweg schon mal zu behaupten, aber mal sehen, was der Artikel so sagt :)
Es ist selbstverständlich ein Problem, dass wir in einem kurzen Interview alle Argumente angebracht haben, und es ist vollkommen natgürlich, dass die Leute gegenüber einer Theorie, die in diesem Maße mit der allgemeinen Auffassung bricht, skeptisch sind. [...]
(http://www.apollon.uio.no/artikler/2013/...svar2.html )
janwo > 19.05.2013, 20:55:34
suz > 20.05.2013, 08:29:57
(14.05.2013, 16:29:11)thf schrieb:(12.05.2013, 11:20:24)janwo schrieb: Dies passt sowohl zur "Wikinger-Hypothese" als auch zu den "Ultrakonservativen Wörtern": Hauptsache auffallen und gelesen bzw. zitiert werden.
Die Autoren der zuerst genannten Studie kenne ich nicht, aber bei Faarlund haben wir ja nun genau den Fall, dass es sich nach meinem Eindruck (zumindest in der skandinavistischen Linguistik) um einen nicht ganz unbekannten Linguisten handelt, der ein entsprechendes Fachstudium absolviert hat, selber lehrt und in den Fachdiskurs integriert zu sein scheint - und trotzdem bekommt er auf die Mütze ;) Das klingt so, als würde ihm evtl. etwas unrecht getan.
Er selbst sagt dazu:
Zitat:Joseph Emonds und meine Theorie, dass Mittelenglisch und damit die moderne englische Sprache ihren Urspung in den nordgermanischen Dialekten, die in Ost und Nordengland [...] ab dem 800 Jahrundert gesprochen wurden, haben, ist naturgemäß auf großen Widerstand (aber auch Unterstützung und Begeisterung) der Fachwelt gestoßen. Der lange und gründliche Artikel, in dem wir im Detail auf die einzelnen Argumente eingehen, ist leider bislang noch nicht publiziert. Diese Reaktionen beruhen daher im Wesentlichen auf einem Interview, dass ich im vergangenen Herbst in 'Apollon' gegeben habe.War vielleicht keine gute Idee, das vorweg schon mal zu behaupten, aber mal sehen, was der Artikel so sagt :)
Es ist selbstverständlich ein Problem, dass wir in einem kurzen Interview alle Argumente angebracht haben, und es ist vollkommen natgürlich, dass die Leute gegenüber einer Theorie, die in diesem Maße mit der allgemeinen Auffassung bricht, skeptisch sind. [...]
(http://www.apollon.uio.no/artikler/2013/...svar2.html )
Generell sind diese Fragestellungen zu Familienzugehörigkeit und Klassifikation ja auch innerhalb der Linguistik eine Art Zankapfel. Vor einer Weile hatte mir z.B. eine Austauschstudentin aus Moskau ganz selbstverständlich über nostratische und andere (ihrer Ansicht nach nicht hypothetische sondern bewiesene) Sprachfamilien bericht und erzählt, dass sich an ihrer Uni ein ganzes Seminar diesem widmet - was hier im allgemeinen ja eher belächelt wird ;)
janwo > 09.06.2013, 10:29:06
janwo > 12.06.2013, 11:36:56
Zitat: This paper examines the Arabic cognates and/or origins of body part terms inEnglish, German, French, Latin, and Greek from a lexical root theoryperspective. The data consists of well over 200 terms such as face, nose, eye, hand, heart, stomach, gastric, leg, and so on. The results show that all such words are true cognates in Arabic and such languages, with the same orsimilar forms and meanings. The different forms amongst such words areshown to be due to natural and plausible causes of linguistic (phonetic,morphological and semantic) change. For example, English nose and German Nase come from Arabic anf,
unoof (pl.) 'nose' where /f/ became /s/. Similarly,English gastro/gastric (Greek graster 'stomach') and Old English
cærse 'cress'derive from Arabic karsh(at) 'stomach' via different routes like reordering andturning /k & sh/ into /g & s/. This entails that Arabic, English and so on belong not only to the same family but also to the same language, contrary to traditional Comparative Method claims. Due to their phonetic complexity, huge lexical variety and multiplicity, Arabic words are the original source from which they emanated. This demonstrates the adequacy of the lexical root theory according to which Arabic, English, German, French, Latin, and Greek are dialects of the same language with the first being the origin.
janwo > 12.06.2013, 22:50:24
Zitat: This shows the power of Sanskrit and what it has retained through the years, and how it is certainly one of the most powerful and original if not the seed of all other languages. This also shows that it is not a matter of proselytizing, but only a matter of sharing the Vedic knowledge and wisdom with others that will attract numerous people to find that the deeper levels of spirituality that they are looking for is already existing and waiting for them within the texts of the Vedic literature.
janwo > 13.03.2014, 19:59:01
Zitat:Recent arguments connecting Na-Dene languages of North America with Yeniseian languages of Siberia have been used to assert proof for the origin of Native Americans in central or western Asia. We apply phylogenetic methods to test support for this hypothesis against an alternative hypothesis that Yeniseian represents a back-migration to Asia from a Beringian ancestral population. We coded a linguistic dataset of typological features and used neighbor-joining network algorithms and Bayesian model comparison based on Bayes factors to test the fit between the data and the linguistic phylogenies modeling two dispersal hypotheses. Our results support that a Dene-Yeniseian connection more likely represents radiation out of Beringia with back-migration into central Asia than a migration from central or western Asia to North America.