Ich glaube, ich würde dich nach meinen bisherigen Erkenntnissen korrigieren.
Wenn ich Kunstsprachen von Otto-Normalverbraucher finde (was leider selten vorkommt), dann erinnern mich diese meist an eine Art einfacheres Latein oder Deutsch, jedoch ohne die Absicht eine "Plansprache" zu werden. Außerdem versuchen nur wenige Leute komplexe, möglichst fremdartige Grammatiken zu erschaffen. (Ich rede nicht von Linguisten!) Ich sehe nie jemanden, der sein Interesse auf Nominalkasten (sehr aufwändig) oder polysynthetische Sprachen richtet. Außerdem fehlt es fast allen Sprachen an Vielfalt in der Konstruktion. Ich meine, unsere Wörter enden auch nicht alle auf den selben Buchstaben, nur weil sie Verb, Substantiv oder Adjektiv sind...
- Auch Flektion scheint sehr unbeliebt zu sein, weil sie das Lernen aufwendig macht (vermute ich!).
- Fälle sind für die meisten Menschen nervig... (Sind ja nicht unbedingt alles Linguisten, die Sprachen bauen)
- Endungen dran-pappen scheint eine Alternative zu sein, eventuell Richtung Agglutinierend. Aber nicht so expressionistisch wie das Türkische. (Verzeih, wenn ich Frevel begehe, weil ich Sprachen mit Wörtern für Bilder aus gewissen Strömungen belege, aber in meinem Kopf ist Grammatik ein Bild.)
Außerdem gibt es dann noch Leute wie mich, die sich weder darauf konzentrieren, dass etwas besonders und extrem exotisch ist, noch eine Plansprache bauen wollen, noch Umwege über einfache Dinge machen, weil ihnen etwas anderes zu "schwierig" erscheint. Man achtet also erstmal auf gar nichts. Es geht viel mehr darum, eine Sprache auf ein erfundenes Volk zuschneiden. (Hier fängt man an) Das heißt, man nehme eine hübsche Welt, baue ein paar Länder, Klima, etc. + Sozialstruktur und benachbarte Völker mit anderen Sprachen und sorge dafür, dass diese sich unablässig im Kopf beeinflussen. Besonders interessant wird das System, wenn es verschiedene Sprachzweige gibt. Ich habe für meine Hauptsprache zum Beispiel ein Nominalkastensystem als Ausgangsbasis benutzt - von dem jedoch nicht mehr wirklich viel übrig ist, da das vor ca. 9 Jahren war. Außerdem ist das wichtigste Kriterium für mich, die Sprache theoretisch auch sprechen zu können - nicht so wie Tolkiens Sindarin, das viel zu schwierig ist für lange Gespräche. Allerdings stimme ich mit Tolkien überein, dass Sprache schön "klingen" sollte. Ästhetik spielt eine sehr sehr große Rolle.
Aaaaber ich mag es auch, wenn meine Sprache grammatikalische Strukturen aufweist, die ins exotische gehen. Mich ärgert es, dass Plansprachenentwickler meinen, sie müssten Plansprachen für die
ganze Welt entwerfen, aber nicht daran denken, dass es Menschen gibt, denen unsere europäischen Sprachen genauso exotisch vorkommen, wie uns ihre Sprachen seltsam erscheinen. Außerdem erfinde ich manchmal auch Dinge, bei denen ich noch nicht weiß, ob es sie gibt. - Das kann ich so sagen, weil mir eventuell Wörter zum Googlen fehlen. Mein Wortschatz an Fachbegriffen ist mittlerweile recht groß, aber das habe ich schon einmal gedacht - und mich geirrt. Und fast alles, was einem einfällt, gibt es meistens bereits in irgendeiner Sprache :)
Ich glaube in meinem Text wird jetzt zumindest deutlich, dass ich Plansprachen eher etwas ablehnender gegenüber stehe. Mir fehlt der Bezug zu den Menschen. (Ja... hier steckt die Pädagogik Studentin drin!) Und die Vielfalt, die eine Sprache für mich ebenfalls ausmacht.
Ich wollte also keine Sprachextremisten finden, sondern Liebhaber, die Wert aufs Detail legen. (Wobei das mit den Details bei mir extremistisch werden kann *grins*)
Hm, ich wäre den Leuten, die besonders exotische Dinge erfinden aber zugetaner, als den Menschen, die Sprache mit einem Lineal bauen. Ich male lieber hübsche (detailreiche) Bilder. - Und habe dabei meine Vorlieben, wie ein echter Maler...