Zitat:Aber es ist sicher klar, dass manche typisch menschlichen Fähigkeiten ein Kontinuum bilden.
Danke, genau das ist auch immer meine Ansicht, die so selten geteilt wird. Der Mensch denkt von sich, er hätte sich aus welchen Gründen und durch welche Mittel auch immer aus der Baum der Evolution entfernt und sei ein Überwesen, das davon unabhängig ist. Selbst Pop.wiss-Artikel müssen ihn daran erinnern, dass auch heute noch evolutionäre Mechanismen bei dem Menschen greifen. Und da er ganz einfach in seiner jetzigen Form aus der Evolution hervorgegangen ist, ist er auch genauso in das unendliche große Kontinuum von evolutionären Innovationen einzuordnen. Nicht mehr und nicht weniger. Da man eh nicht im Stande ist, eine höhere Intelligenz kognitiv als solche zu sehen, sind wir vielleicht nicht einmal die "Spitze" der Evolution, sondern haben vielleicht eine ähnliche Hybris wie eine Katze, die selbiges in ihrer Kognition denkt.
Und eben weil wir aus der Evolution hervorgangen sind, bezweifle ich sehr stark, dass plötzlich hunderte Mutationen nur für "Sprache" entstanden sind. Wenn man sich Kommunikationsmittel und Kognition bei anderen Lebewesen anschaut, entwickeln sich diese evolutionär immer konvergent, wenn die Populationsgröße ansteigt und mehr kognitive Fähigkeiten erforderlich werden, um die Sozialitäten unter einen Hut zu kriegen. Zeitlich und biologisch ist es einfach nicht möglich, dass der Mensch ein ihm exklusiv angeborenes, spezielles Sprachvermögen hat, viel eher ließe sich alles durch normale Lernprozesse erklären. Und genauso dienen die zahlreichen Beispiele mit Tieren eben der Belegung dieser These. Denn wenn sie menschliche Sprachen lernen, tun sie dies immer insoweit ihre durch Lernprozesse entwickelte Kognition es erlaubt. Die wenigsten bis keine haben ein grobes Verständnis von Zeit über das Jetzt hinaus oder ein Verständnis von Objektpermanenz und kodieren es daher nicht in ihrer erlernten Kommunikation. Genauso gut sieht man aber, wie durch Sprache Koko gelernt hat, sich im Spiegel selbst zu erkennen und der Vogel Einstein das Konzept von Null gelernt hat. Wer weiß, wo des Menschen Unzulänglichkeiten liegen (außer bei dem über den Tellerrand-Blicken ;))
Dass Tiere aber bestens an ihr Umfeld angepasst sind und ihre Kommunikationsmittel ausreichen, zeigt sich auch daher, dass angelernte menschliche Sprache nie an ihre Kinder weitergegeben wurde. Plus, sie sind uns quasi weit voraus, da einige von ihnen zumindest beide Systeme beherrschten. ;) Wir verzweifeln immer noch daran, tierische Kommunikationssysteme ordentlich zu analysieren. Da gibt es noch so viel Nachholbedarf und so maßlose Unterstellungen an ihre Simpelheit, dass da viel aufzuarbeiten ist.
Zitat:Kultur und außergenetische Tradition von Wissen und Verhaltensweisen (Primaten, Elefanten, Meeressäuger)
Auch bei Krähen hat man das gesehen. Ein Wissenschaftler hat sich eine Maske angezogen, Krähen festgebunden und sie dazu gebracht, ihn mit der Maske als gefährlich einzustufen und selbst zwei Jahre nachdem sie in Freiheit waren, haben Krähen, die ihn nie gesehen haben, ihn und seine Maske als "gefährlich" betitelt durch Rufe. Das ging sogar über weitere Entfernungen und anscheinend über Generationen hinweg. Das heißt, hier ist eine Information, die weitergegeben wird und die so implizit ist, dass sie nicht nur über direktes Observieren und Benennen als gefährlich à la "Schau dort, er ist gefährlich." erlernt werden kan (zumal viele Krähen ihn de facto noch nicht gesehen haben), sondern über das Weitergeben von Wissen durch Kommunikation/Sprache. Und die Implikatur für Unsereins daraus ist, dass wir Krähen und ihre Sprache noch nicht ausreichend verstanden haben.
https://www.nytimes.com/2008/08/26/science/26crow.html