Moin,
Der Admin in mir sagt: Das war, wenn es ohne Verwarnung kam, vielleicht eine Überreaktion, vor allem das Blocken bei Protest. Aber dafür müsste man wissen, ob es schon Verwarnungen gab, und wie streng diese Regel üblicherweise durchgesetzt wird.
Der juristisch interessierte Laie in mir sagt: Die Regel ist in der wiedergegebenen Form schon etwas vage. Wie ist das denn, wenn man "Meiner Erfahrung nach ist ..." (mit Pronomen der 1. Person) gegen ein unpersönliches "Erfahrungsgemäß ist ...." austauscht? Ist der Rest deswegen keine Anekdote mehr oder nicht mehr persönlich? Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber wenn das Verbot "keine persönlichen Anekdoten" betrifft, müssen beide Qualifikationen erfüllt sein, das Persönliche und der Status als Anekdote. Eines allein sollte nach meinem Empfinden nicht hinreichend.
Der Linguist in mir sagt: Eine Anekdote ist im Wortsinne eine nicht herausgegebener, also nicht von anderen editierter Text. Kulturgeschichtlich sind es meist kürzere Geschichten, die eher beiläufig erzählt werden und nur am Rande mit dem generellen Diskurs zu tun haben, sie werden als "A propos" eingestreut, um erwähnenswerte aber nicht thematisch zielführende Informationen beizusteuern. Ein Bisschen also wie eine akademische Fußnote
Nimmt man das nun zusammen, kommt dabei mein Statement heraus:
Es ist verständlich, dass in einem vielleicht antworten- oder lösungszentrierten Forum irrelevante persönliche Geschichtchen unerwünscht sind, weil es vom Thema ablenkt und Threads "zerfasern" lässt. Aber nicht jeder Hinweis auf die persönliche Erfahrung ist deshalb eine regelwidrige Anekdote. Sofern die persönliche Erfahrung genau die Information übermittelt, die im Thread erfragt wurde, sollte das ok sein. Und hier ging es ja darum, durch den Bezug auf die persönliche Erfahrung zu etablieren, dass die Situationen wohl vergleichbar sind.
Vorsicht Anekdote: Ich war mal hilfesuchender User in einem Supportforum eines Providers, wo so eine Atmosphäre herrschte, dass man bei jeder Übertretung vorwarnungslos einen Tag, dann eine Woche kaltgestellt wurde. Da reichte es schon, wenn man den Namen des Providers wortspielerisch "verunstaltete". Und wenn es Protest gab, war man auch schon mal etwas länger auf "read only" gesetzt. (Rausschmeißen konnten sie die zahlenden Kunden ja nicht.)