Hallo Dadas,
es wäre hilfreich zu wissen, aus welcher sprachwissenschaftlichen Perspektive dieser Aspekt primär betrachtet werden sollte. Wir können diese Fragestellung aus der Perspektive der Semantik, Pragmatik, Sprachlehrforschung (Spracherwerb) oder der Grammatik betrachten.
Und auch bei all diesen Bereichen gibt es diverse vorherrschende Theorien bzw. Schulen.
Grammatikalisch:
- Die Syntax ist zwar möglich, interessant ist aber, dass "das" Subjekt des Satzes ist, nicht aber am Satzanfang genutzt wird. Hinzu kommt, dass das Kind "ich" statt dem korrekten Pronomen im Dativ nutzt ("mir"). Ich vermute, dass das mit der Valenz des Verbs "gehören" eng verbunden ist...
Pragmatisch:
- Steht hierbei wohl eher nicht im Fokus der Fragestellung, wobei die Satzstellung schon interessant ist, auch wenn grammatikalisch Fehler vorliegen. Der Verfasser der Aufgabenstellung will aber sicher nicht über sprachliche Handlungen eines dreijährigen Kindes reden.
Semantisch:
- Hier wird es nun interessant. Es könnte sein, dass das Kind "Ich besitze das" sagen möchte. "Ich gehöre ____" würde ja syntaktisch funktionieren, würde in diesem Fall aber dann ein Dativobjekt fordern ("Wem gehöre ich?"). Es können also zwei Dinge passiert sein:
(i) das Kind hat "gehören" als "besitzen" in seinem mentalen Lexikon abgespeichert und verwendet die Verben synonym. Problematisch ist aber nur, dass dann bei
"Ich gehöre dem Staat." und "Ich besitze den Staat." zwei völlig unterschiedliche 'Agenten' in die Position des Besitzers eintreten: "Staat" und "Ich". Ich empfehle dazu als Einstieg Charles Fillmore.
(ii) es kann auch sein, dass (wie oben bereits erwähnt) das Kind den Besitzer betonen möchte und daher "Ich" an dieser Position im Satz nutzt. Dabei weiß das Kind jedoch nicht, dass "gehören" ein Dativobjekt fordert ("MIR gehört das!" - z.B. auf die Frage "Wem gehört das rote Spielzeugauto?").
Hilft das?
LG
Mihail
(Dortmund)
(05.01.2015, 17:11:17)Dadas schrieb: Der folgenden Satz stammt von einem dreijährigen Kind:
Ich gehöre das.
Geben Sie an, was für einen Lexikoneintrag das Kind für gehören hat und vergleichen Sie diesen Lexikoneintrag mit dem Lexikoneintrag für gehören bei erwachsenen Sprechern. Gibt es ein anderes Verb mit der Bedeutung wie gehören, zu dem der falsche Lexikoneintrag des Kindes passen würde?
In meiner sprachwissenschaftlichen Hausübung muss ich dieses Beispiel erläutern, weiß aber nicht, was ich mit dieser Aufgabenstellung anfangen soll.
Würde mich sehr freuen, wenn mir jemand helfen könnte!
LG!
Dadas