Hallo Zelda,
verzeih die späte Antwort. Falls du es überhaupt noch brauchst:
Tenuesverschiebung (als Teil der Zweiten = Hochdeutschen Lautverschiebung) ist ganz richtig als Grund für den Unterschied von deutsch
schlafen gegenüber den übrigen germanischen Formen mit -
p-.
Was besagt denn die Tenusverschiebung?
Urgermanisch *
t, p und
k werden zu deutsch
pf/f(f),
ts/s(s),
kch/h(h) verschoben und zwar mit folgender Verteilung:
- Affrikate (
pf, ts, kch) im Anlaut und im Inlaut in Gemination oder nach einem der Konsonanten
r,l,m,n: z.B. in den frühen lat. Lehnwörtern
piper und
campus --> deutsch
Pfeffer und
Kampf.
- Frikativ (
ff,ss,hh) im Inlaut zwischen Vokalen: urgerman. *
drepan > deutsch
treffen. Ursprünglich waren diese neuen Frikative wohl geminiert, was sich noch in der Doppeltschreibung zeigt. Nach Langvokal wurden sie aber früh gekürzt, deswegen schrieb man auch schon im Althochdeutschen
slâfan mit einem <f>.
Und was die Sonoritätshierarchie?
Die Laute einer Sprache sind unterschiedlich sonor, d.h. haben eine unterschiedliche Schallintensität, Lautstärke und Öffnungsgrad des sogn. Ansatzrohres. Am sonorsten sind Vokale, da hier das Ansatzrohr weit offen ist und die Luft fast ungehindert durchfließt. Wichtig ist das für den Aufbau einer Silbe: Vom Silbenrand zur Mitte hin nimmt die Sonorität zu, den Gipfel der Silbe bildet deswegen immer ein Vokal oder ein sehr sonorarer Konsonaten (
r,l,m,n) in quasi-vokalischer Verwendung. Deswegen finden sich Silbenränder wie
klein und Kalk, aber verboten ist
**lkein, **Kakl. (Beim Aussprechen würdest du automatisch zwei Silben bilden).
Alle Konsonaten lassen sich in einer Hierarchie skalar anordnen. Für die im Deutschen verwendeten Phoneme sieht diese nach steigender Sonorität geordnet so aus:
Plosive > Affrikaten > Frikative > Nasale > Liquide > Vokale.
Das bedeutet, unsere beiden nach der Stellung im Wort verschiedenen Produkte der Tenuesverschiebung zeigen eine unterschiedliche Sonorität: Affrikaten wie
pf sind weniger sonor als als Frikative wie
f.
Die Idee ist nun, dass der Frikativ das angestrebte Ziel der Tenuesverschiebung ist. Dieses wurde aber nur im Inlaut zwischen Vokalen erreicht, da hier der Kontrast zwischen den Phomenen, von Frikativ zu Vokal in Bezug auf die Sonorität recht groß ist - das lässt sich einfach sprechen und gut segmentieren.
Nach weniger sonoren Lauten als Vokalen wie
r,l,m,n und im Wortanlaut wurde weniger stark Richtung Sonorität verschoben. In
käm.pfen ist der Kontrast zwischen beiden Silben sehr stark, in einem hypothetischem
**käm.fen wäre die Silbengrenze weniger gut zu erkennen und müsste mehr Anstrengung beim Sprechen und Hören aufgewendet werden.
Ein Einführungsbuch, das die Sonoritätshierarchie und Silbenphonologie für die Erklärung der Zweiten Lautverschiebung verwendet, ist Drügh et al.,
Germanistik: Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft - Schlüsselkompetenzen. (Metzler 2012). Darin solltest du die Beschreibung noch etwas ausführlicher und mit mehr Beispielen finden.