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Iwein > 06.11.2015, 01:05:37
Gernot Back > 06.11.2015, 12:09:08
Iwein > 06.11.2015, 14:06:52
Gernot Back > 06.11.2015, 15:36:40
(06.11.2015, 14:06:52)Chano schrieb: Das Prädikat kann selbverständlich bespielsweise aufgrund eines vorherigen Fragekontextes Thema oder Rhema sein. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob es Studien oder pauschalisierungen gibt bezüglich des Prädikates, inwieweit es an der Satzaussage / Bedeutung beteiligt ist.Üblicherweise definiert man das Prädikat als DIE Satzaussage! Ich würde es zumindest immer als den bei weitem wichtigsten Teil des Satzes ansehen. Dass das Prädikat topikalisiert wird, ist ja auch eher ungewöhnlich, aber kommt vor!
Spazieren gehe ich heute nicht.
Rad fahre ich morgen.
Ich esse um zwölf Uhr zu Mittag.
... ein Adjunkt, eine Angabe oder eine freie Adverbialbestimmung ist. Zu Abend/Mittag essen, das ist analog zu frühstücken Teil des Prädikat und verhält sich, auch wenn es in drei getrennten Wörtern geschrieben wird, wie ein Verb mit trennbarer Vorsilbe: Außer bei Topikalisierung bildet es eine Satzklammmer mit dem finiten Prädikatsteil. Als infiniter Bestandteil mit zum Prädikat zu gehören, ist die engste denkbare Verbindung mit dem finiten, konjugierten Prädikatsteil. (06.11.2015, 14:06:52)Chano schrieb: "Meine eigene Theorie ist da, dass im Deutschen die Verbundenheit mit dem Prädikat die Relevanz der anderen Satzglieder (Argumente und Adjunkte) bestimmt."Na, wenn wir uns die anderen Tendenzen anschauen, die Canoo.net für die Wortstellung im Mittelfeld als relevant nennt:
Da verstehe ich nicht genau, was du meinst.
Canoo.net schrieb:http://www.canoo.net/services/OnlineGram...entence531Mitteilungswert
„Alt vor neu“
Form Satzgliedes
Bestimmt vor unbestimmt
Pronomen vor Nomen
Bedeutung
Belebt vor unbelebt
Iwein > 06.11.2015, 16:49:18
Gernot Back > 06.11.2015, 18:33:47
(06.11.2015, 16:49:18)Chano schrieb: Da muss aucht beachten, dass es sehr viele Sätze ohne rechte Satzklammer gibt. Also beispielsweise alle Aussagesätze (V2), deren finites Verb ohne Hilfs- oder Modalverb auskommt.Naja, meine Theorie ist ja gerade, dass es immer eine Satzklammer gibt und diese aus dem finiten Verb als öffnender Satzklammer und demjenigen Element als schließender Satzklammer gebildet wird, das mit diesem in der engsten Verbindung steht. Die anderen Satzglieder richten sich je nach Gewichtung ihrer Relation zum Prädikat davor ein. Ausnahmen bilden, wie gesagt, das Vor- und das Nachfeld mit einer Auf- bzw. Abwertung der Bedeutung des betreffenden Satzteils innerhalb des Satzes als Ganzes.
(06.11.2015, 16:49:18)Chano schrieb: Ich habe leider die Seite mit den Mittelfeldabfolgepräferenzen nicht gefunden.Sorry, ich hatte den Link zu setzen vergessen:
kunnukun > 06.11.2015, 20:41:14
Iwein > 06.11.2015, 23:52:34
(06.11.2015, 18:33:47)[Anonymisiert] schrieb: Naja, meine Theorie ist ja gerade, dass es immer eine Satzklammer gibt und diese aus dem finiten Verb als öffnender Satzklammer und demjenigen Element als schließender Satzklammer gebildet wird, das mit diesem in der engsten Verbindung steht. Die anderen Satzglieder richten sich je nach Gewichtung ihrer Relation zum Prädikat davor ein. Ausnahmen bilden, wie gesagt, das Vor- und das Nachfeld mit einer Auf- bzw. Abwertung der Bedeutung des betreffenden Satzteils innerhalb des Satzes als Ganzes.
Iwein > 07.11.2015, 00:10:51
(06.11.2015, 20:41:14)kunnukun schrieb: Nach dem (oft nach Frege benannten) Kompositionalitätsprinzip hängt die Bedeutung des Aussagesatzes von den Bedeutungen der - dafür relevanten - Teile des Satzes ab. Die Formulierungen stimmen nicht immer ganz überein und sind auch schwammig. Beispiel (Zitat aus einem noch zu veröffentlichenden Buch von C. Schlaberg):
Zur Frage nach einer semantischen 'Gewichtung' von Satzgliedern lässt sich demnach auf jeden Fall sagen, dass bestimmte Ausdrücke, die als Satzglieder funktionieren können, typischerweise keinen wahrheitsfunktionalen Beitrag leisten, sondern eher über Sprechereinstellungen informieren (dazu genauer z.B. Stephen C. Levinson: Pragmatik). Was die Teile, die einen wahrheitsfunktionalen Beitrag leisten, betrifft, weiß ich gerade keinen Grund für eine unterschiedliche Gewichtung. Unter welchen Bedingungen "Peter schwitzt" wahr ist, hängt doch 'gleichermaßen' von "Peter" wie von "schwitzt" ab. Schließlich ist es ein Grundzug von Aussagesätzen, dafür, wahr oder falsch zu sein (Wahrheitsbedingungen zu haben), sowohl eines Prädikats ('Satzaussage') als auch eines 'Argumentors' zu bedürfen - daher charakterisierte Frege die Ergänzung des Begriffsaudrucks (z.B. "schwitzt") durch einen Gegenstandsausdruck (z.B. "Peter") als 'Sättigung'.
kunnukun > 07.11.2015, 08:35:50
Zitat:eigentlich nicht den Fokus auf den Wahrheitsgehalt beziehen, sondern mehr auf die Informationen, die abgesehen vom Wahrheitsgehalt vom Prädikat gespeichert bzw. bereitgestellt werden
Gernot Back > 07.11.2015, 10:44:08
(06.11.2015, 23:52:34)Chano schrieb: Ich verstehe genau, was du meinst. Allerdings gibt es da für eine Pauschalisierung, meiner Meinung nach, zu viele Ausnahmen, wo keine rechte oder schließende Satzklammer vorhanden ist.Dieses Beispiel ist in der Tat wenig geeignet, eine Aussage über eine wortstellungsbedingt höhere oder niedrigere Relevanz des Satzgliedes im Satz zu treffen:
Beispiel:
Gustav duscht sich jeden morgen um halb 5.
Jeden morgen um halb 5 duscht sich Gustav.
Jeden Morgen duscht sich Gustav um halb fünf.
Um halb fünf duscht sich Gustav jeden Morgen.
Hier sehe ich eine deutliche Herabstufung der Gewichtung des Subjekts gegenüber den Zeitangaben.(06.11.2015, 23:52:34)Chano schrieb: Die Topologen sagen hier, dass die rechte Satzklammer leer sei. Nach der LSK komme nur noch das Mittelfeld. Sätze mit ähnlicher Struktur gibt es zu Hauf. Insofern möchte ich deiner Theorie, dass es immer eine (rechte) Satzklammer gebe, widersprechen und hoffe, dass du dies nicht negativ wertest. Die Diskussion finde ich sehr interessant. Sry, ich bin neu hier und kein großer Wissenschaftler-ich bin in verschiedenen Foren wie Sport, Medizin, Gesellschaftsspiele u. Ä. aktiv und habe es schon oft erlebt, dass schnell 'Stunk entsteht', was ich hier aber nicht annehme.Naja, wir sind doch unter anderem auch hier, um konkurrierende Modelle und Sichtweisen zu diskutieren. Wir beschimpfen uns deshalb ja nicht gleich. Im übrigen geht es diesbezüglich in diesem Forum vergleichsweise sehr entspannt zu, wie ich meine.