Genitiv-s???

Hallo,

ich muss schon wieder eine Frage stellen...es wird sicher nicht die letzte sein :(

Bastian Sick ist hier sicher vielen ein Begriff. Einige Linguisten haben sich ja kritisch zu ihm geäußert, unter anderem auch A. Meinunger.

In einer seiner Kolumne meint Sick, dass man immer wieder von den "Terroranschlägen des 11. September", nicht "des 11. Septembers" hört, wie es seiner Ansicht nach richtig wäre. Meinunger meint nun aber, dass bei Eigennamen in nachgestellter Position der Genitiv ohne <s> auskäme, z.B. wie in "Die Hochzeit des Figaro", "Tod des Otello" usw. und er sagt, dass die Gründe für den Wegfall des <s> hier ähnlich sind wie im Falle des grammatisch korrekten "Terroristen exekutieren US-Soldat!" (einer Zeitungsmeldung, zu der Sick äußerte, richtig müsse es "Terroristen exekutieren US-Soldaten!" heißen).

Alles schön und gut.

Mein Problem ist, das ich eine solche Regel nirgendwo finde! Ich möchte nicht die ganze Zeit Meinunger zitieren. Finde nichts bei Eisenberg und anderen einschlägigen Grammatiken. Wo könnte man da denn nachschauen? Steht so etwas evt. in einer Grammatik für Deutsch als Fremdsprache????

Ich bin dankbar für jede Antwort!

Gruüße

muellerin

Was "korrekt" ist, entscheidet in der Regel die Sprechergemeinschaft und nicht irgendeine Instanz, wie z.B. ein Sprachrat, ein Grammatikherausgeber oder ein Herr Sick. Daraus folgt, dass das, was die Mehrheit der Sprecher verwendet und für akzeptabel hält, deswegen korrekt und akzeptabel ist. Es gibt grammatische Beschreibungen des Deutschen, die auf der (empirischen) Beobachtung (z.B. auch auf Korpora) basieren, und die dieses Mehrheitsbild mehr oder weniger differenziert abbilden. Die Duden-Grammatik oder Werke des Instituts für Deutsche Sprache sind hier an vorderster Stelle zu nennen.

Vielen Dank zunächst für diese Antwort. Ich glaube jedoch, dass wir uns evt. missverstanden haben. :)

Ich verstehe das Argument, dass die Gemeinschaft der Sprecher über Akzeptabilität oder Inakzeptabilität eines Phänomens entscheidet, vollkommen. Nur habe ich das Gefühl, dass Sick sich meist an Dingen stößt, die im Grunde niemanden (oder wenige stören). Wenn nun jemand wie André Meinunger, welcher sich als Vertreter einer deskriptiven Linguistik versteht, im Zusammenhang mit der von Sick kritisierten Überschrift der Zeitungsmeldung ("Terroristen exekutieren US-Soldaten") äußert: "...Probleme mit der deutschen Sprache hatte hier eher Herr Sick. Es ist zwar so, dass ein Substantiv wie Soldat im Akkusativ zu Soldaten mit Kasusendung wird - aber das ist eher eine schwächere Regel, die bisweilen gegen eine andere grammatische Vorschrift an Durchsetzungskraft verliert. Und diese lautet ungefähr so: Steht ein Substantiv im Singular, also in der Einzahl, ohne jegliche Begleiter da, muss die kasustypische Endung wegfallen.....",

dann kann ich doch davon ausgehen, dass Meinunger sich auf eine grammatische Regel beruft...denn ganz ohne Regeln funktioniert unsere sprache ja auch nicht. und meist bezieht sich doch die Kritik der Sprachgemeinschaft auf die Norm, also den (?) usage, nicht auf grammatische Regeln?!

gruß

eine verwirrte muellerin

muellerin

Was war denn zuerst da? Sprecher oder Regeln? ;)
Die Regeln, auf die Meinunger sich beruft, sind hoffentlich deskriptive Regeln, die aus der Beobachtung stammen. Der Herr Sick ist ein Verfechter präskriptiver Regeln.

Was meinst Du mit der "Kritik der Sprachgemeinschaft"? Die Kritik seitens der Sprachgemeinschaft oder die Kritik an der Sprachgemeinschaft ?

Norm und Gebrauch sind nun gerade nicht dasselbe. (Siehe "langue" vs. "parole" / "competence" vs. "performance" usw.).

SEITENS meinte ich.


Meinunger-genau, deskriptive Linguistik.
Aber das heißt doch nicht, dass eine "beobachtete" Regel, wie ich sie oben von Meinunger zitiert habe, nicht in einer (deskriptiven) Grammatik zu finden ist.

Es gibt auch ungeschriebene Regeln und Tendenzen (Häufigkeitsverteilungen).
Wie gesagt, ich würde diese Regeln in der IDS-Grammatik oder der Duden-Grammatik suchen. In letzterer vor allem in den Abschnitten zur Kongruenz bei Kasusmarkierung (§1517 bis §1540).