Moinsen,
Du hast im Grunde schon selbst die Antwort gefunden,
@Kevin.
Die meisten regulär den Genitiv regierenden Adpositionen sind sogenannte
sekundäre Adpositionen, die sprachgeschichtlich jünger, morphologisch komplexer und semantisch transparenter sind als die ursprünglichen primären Adpositionen (welche auch im Grunde stets Präpositionen sind). Beispiele für die sekundären Adpositionen sind
entlang,
wegen, u.a., die oftmals Ambipositionen sind (
die Straße entlang :
entlang der Straße;
wegen des Geldes :
des Geldes wegen).
Darüber hinaus gibt es auch noch tertiäre Adpositionen, die vom Charakter her noch eher feste Gefüge sind und noch nicht unbedingt in ein einziges Wort grammatikalisiert wurden (z.B.
an Stelle/anstelle; im Laufe ...). Insgesamt kann man sagen, dass es einen Grammatikialisierungspfad gibt, entlang dessen Adpositionen sich vom ihren Eigenschaften her von den tertiären über die sekundären zu den primären Adpositionen entwickeln.
Die ursprünglichen primären Adpositionen sind bereits im Althochdeutschen ausgebildet und funktional, die anderen sind deutlich jünger bis rezent. Die primären Adpositionen regier(t)en standardmäßig den Dativ für Orts- und den Akkusativ für Richtungsangaben. Der Genitiv diente im Gegensatz dazu vor allem den sekundären und tertiären Adpositionen. Und jetzt wird es kompliziert.
Durch den Übergang (Grammatikalisierung) der Adpositionen vom sekundären/tertiären zum primären Typus haben sich Adpositionen mit Genitivrektion in diese Klasse "eingeschlichen". Dies führte einerseits zur oft als fälschlich bewerteten analogischen Ausweitung des Genitivs auf solche primären Adpositionen, die zuvor nicht den Genitiv regierten, andererseits auch zur ebenfalls oft als falsch Kritisierten Übertragung des Dativ-/Akkusativgebrauchs auf die "nachgerückten" primären Adpositionen, die zuvor noch Genitive verlangten, wie auch auf die noch nicht weitergrammatikalisierten sekundären Adpositionen, die "eigentlich" auch nur den Genitiv haben dürften.
Interessanterweise haben verschiedne Studien der letzten Jahre nachgewiesen, dass objektiv ein normwidriger Genitiv häufiger auftritt, als ein normwidriger Dativ. So viel zu den Todesprognosen des Herrn Sick. ;)