Fragen kunterbunt, die einzeln keinen Thread wert sind

Intuitiv sträubt sich etwas in mir gegen "Er und ich treffen uns". Ist das wirklich korrekt und "Er und ich treffen sich" nicht?

Ich glaube, ich würde das mit Wiederaufnahme lösen: Er und ich, wir treffen uns.
Ansonsten würde ich intuitiv auch "uns" sagen und mich dabei unwohl fühlen.

Ohne Wiederaufnahme geht es also nicht?

Schon, aber ich finde es unschön.

Da wüsste ich gerne mal Genaueres.

"Gerd und Inge treffen sich"   ist ok.

"Gerd und ich treffen sich"   ?

"Gerd und ich treffen uns"  ?

Ist da Gradualität im Spiel?

Der Fall der Wiederaufnahme interessiert wenig, denke ich, wenn man nach den relevanten Regeln sucht, da die Wiederaufnahme einen Satz mit "wir" herstellt, für den die Sache ohnehin klar ist.

Ich kann dir gerade keine Begründung nennen, aber die Beispielsätze 2 und 3 würden für mich beide nicht gut funktionieren. Insb. 3, "Gerd und ich treffen uns", klingt ein bisschen nach einer außerkörperlichen Erfahrung ;) Es hat denke ich etwas damit zu tun, wie die Reflexiva spezifiziert sind (insb. hinsichtlich der Person), aber ich kann es im Moment nicht greifen. Ich würde wohl stattdessen immer sagen "Ich treffe mich mit Gerd".

(29.06.2020, 05:15:07)janwo schrieb: Speziell zu Schlagzeilen/Überschriften natürlich auch Arbeiten zur Pressesprache, wie z.B. B. Sandig (1971): Syntaktische Typologie der Schlagzeile.

Leider erst jetzt gesehen. Nicht zu vergessen sind auch die Arbeiten von Ingo Reich zu Ellipsen in Überschriften. Also so etwas wie

Kuh springt durch Fenster in Küche

oder

Schweinsteiger fit für Portugal

(17.07.2020, 06:26:12)kunnukun schrieb: Da wüsste ich gerne mal Genaueres.

"Gerd und Inge treffen sich"   ist ok.

"Gerd und ich treffen sich"   ?

"Gerd und ich treffen uns"  ?

Ist da Gradualität im Spiel?

Der Fall der Wiederaufnahme interessiert wenig, denke ich, wenn man nach den relevanten Regeln sucht, da die Wiederaufnahme einen Satz mit "wir" herstellt, für den die Sache ohnehin klar ist.

Ich vermute mal, das hat was mit Reziprozität zu tun. Reflexiva sind in solchen Konstruktionen ja nicht ausgeschlossen:

Peter und Petra Silie haben es sich gut gehen lassen.  (is jut)

Petra Silie und ich haben es uns gut gehen lassen.   (is och jut)

Petra Silie und ich haben es sich gut gehen lassen.    (uff ja keen Fall)

Die Formen mit "uns" klingen für mich eigentlich an sich ziemlich natürlich. Aber bei der Produktion oder Vernahme merkt man, dass da irgendwas nicht 100% ist, bei manchen anderen Sachen, von denen mir aber gerade nichts einfällt, kenne ich das aber auch. Da nimmt man das geringere Übel oder das, was irgendwie explixit/extern/bewusst mehr Logik ergeben würde. 
Ähnlich wie das Problem mit der semantischen oder morphologischen Lösung bei "dem Mädchen sein anaphorisches Pronomen".

Da "ich/wir" eines der ersten beiden Pronomen ist, kann es nicht mit "sich" stehen. Alles weitere was dazu kommt, steht in der dritten Person und bräuchte "sich", und am Ende gewinnt vermutlich eine der ersten beiden Personen, weil sie mehr Nähe, Belebtheit, Deixis, Relevanz oder sonst was haben. Anscheinend blockiert ein Reflexivpronomen der ersten Personen ein "sich" mehr. Vielleicht kann man die Hierarche 1. > 2. > 3. aufstellen, denn bei einem Satz wie: "Also, ich und Marie und du und Max gehen nun los." gewinnt die Kongruenz der 1. Person und nicht die der 2. Person. Und wenn eine Kongruenz von 1.|2. gegenüber der 3. steht, gewinnen immer erstere.

Ähnliches habe ich bei dem Siezen. Dieses Gefühl der inneren Verstimmtheit, Verwirrtheit, nicht '100-Prozent-Fühligkeit' stellt sich ein, wenn man das inklusive "wir" benutzt und darunter auch eine Person fasst, die man siezen müsste. (Und zu sagen: "Gehen wir und Sie nun los?" Klingt auch zu ausschließend und unpassend und stelzig und verkehrt.) Gleiches bei der zweiten Person Plural, irgendwie gewinnt dann wieder eine der beiden ersten Personen. Oder man benutzt extra eine Doppelform, weil man nicht mal weiß, was die eigene Muttersprache an dieser Stelle von einem will.

Vielleicht ist so etwas eine der wenig wahrnehmbaren syntaktischen Lücken des Deutschen, manche Sachverhalte nur durch eine Parataxe ausdrücken zu können, weil man keine Wortformen für solche Konstellationen hat und keine für jede*n Sprecher*in eindeutigen Kongruenzmuster?

Kleine Frage zu Dialekten: Kennt ihr das, wenn Leute "Joghort" oder "Worst" sagen (vermutlich ungefähr [oːɐ])? Kommt das aus irgendeinem nordischen Dialekt oder dem Plattdeutschen oder...? Oder ist das auf eine andere Variable zurückzuführen?

Ich kann mir gut vorstellen, dass das ein nördlicher Merger aus [ʊ] und [ɔ] ist, der besonders vor /r/ einer Längung untergeht. Oder es eine allgemeinere Assimilation ist, dass der Vokal dem vokalisierten /r/ angeglichen wird.

Einmal eine andere Frage: Ich habe versucht es zu ergooglen, aber irgendwie finde ich nichts.
Gibt es einen Vordruck für eine Einverständniserklärung für Probanden bei einem Feldstudieninterview? Ich mache welche für ein Projekt zu Niederdeutsch und die Teilnehmer*innen sollen natürlichen vorher so eine Einverständniserklärung unterschreiben, aber ich finde keinen Vordruck dazu. :( Weiß da jemand eine gute Adresse, oder zumindest eine Erklärung, was da alles reinmuss?

EDIT: Ich habe das Consent Form von meiner Dozentin für Michif von damals gefunden. (Hatte wohl in weiser Voraussicht vor drei Jahren im Bachelor danach gefragt, falls wir so etwas selbst mal bräuchten.) Ich richte mich im Aufbau einfach danach. Es geht ja im Grunde nur um Vorstellung, Bedingungen, Rechte, Datenschutz und Einverständnis, wenn ich das richtig sehe, nicht?

(05.08.2020, 16:00:42)Kevin schrieb: EDIT: Ich habe das Consent Form von meiner Dozentin für Michif von damals gefunden. (Hatte wohl in weiser Voraussicht vor drei Jahren im Bachelor danach gefragt, falls wir so etwas selbst mal bräuchten.) Ich richte mich im Aufbau einfach danach. Es geht ja im Grunde nur um Vorstellung, Bedingungen, Rechte, Datenschutz und Einverständnis, wenn ich das richtig sehe, nicht?

Bei Sachen, die einen rechtlichen Aspekt haben, können/dürfen wir hier ja keine Beratung anbieten. Und leider ist es auch so, dass man als Forschender wohl auch sonst bei so etwas eher auf sich selbst gestellt ist. Ich habe nur den Verdacht, dass der Absatz zum Datenschutz vielleicht noch nicht in Hinblick auf die DSGVO verfasst wurde. Das solltest du dann nachholen, insb. wenn personen-bezogene Daten erhoben werden.

Eigentlich™ sollten einen Justitiare der eigenen Fakultät bei derlei unterstützen bzw. unterstützen müssen.

Also, viel wurde mir nicht dazu gesagt, und da es zu jenem Zeitpunkt oben zur Zeit der Frage schnell gehen musste, habe ich es selbst geschrieben. Hatte die Befürchtung wieder von den Betreuern geghostet zu werden.
Ich weiß, dass das Forum keine rechtlichen Fragen beantworten darf :( Aber irgendwie komme ich trotzdem nicht umhin, in Ermangelung an Alternativen doch zu fragen, Verzeihung.
Ich denke, die Erklärung sollte erstmal so reichen, hoffentlich. Es steht drin, was eroben wird, wie und welche Rechte ein Proband hat und wie und wann die Daten verändert oder gelöscht werden können, von der jeweiligen Person.
Werden die Einverständniserklärungen eigentlich bei einer Hausarbeit in den Anhang getan, oder sollen die nur bei Nachfrage verfügbar sein? Und werden die Transkripte für gesprochene Interviews auch angehängt? (Das werden am Ende vielleicht bis zu 150 Seiten......)