Fragen kunterbunt, die einzeln keinen Thread wert sind

Hallo,
ich habe auch eine Frage:
Mein Viertklässler fragte mich heute, ob folgender Satz richtig sei:
"Der Ente werden Körner gefüttert." Sein Klassenkamerad meint ja, er nein.
Die Satzkonstruktion ist wohl deshalb holprig und passiviert, weil sie in der Klasse momentan Sätze auf den Kasus hin untersuchen und auch selber welche als Hausaufgabe bilden sollen. In dem Fall sollte es eine Dativkonstruktion werden.

Jetzt muss ich ehrlich sagen: Für mich klingt das auch sehr umgangssprachlich.
"Jemanden mit etwas füttern"- okay, "etwas an jemanden (bzw. halt das Tier) verfüttern"- auch okay.
Aber "jemandem etwas füttern"? Ist das korrektes Schriftdeutsch?
Ich versuche das auf andere Beispiele zu übertragen: "Dem Kind wird Brei gefüttert" klingt für mich auch furchtbar.

Mit dem Duden bin ich nicht weitergekommen.

Ich bin ja froh, wenn das Kind sich überhaupt derartige Gedanken macht, und würde ihm gerne eine fundierte Antwort geben.


Danke für eure Hilfe!

Vielleicht gibt es diesen Gebrauch.  Ob er OK ist, hängt v.a. davon ab, wie gebräuchlich er ist und ob er grundlegenderen Regeln nicht widerspricht. Ich kenne füttern mit Dativ nicht, auch wenn es natürlich verständlich ist.

zu essen geben + Dativ
aber: füttern + Akk

mit … füttern + Dativ, weil mit Dativ regiert

Der Duden scheint  Hafer füttern  (wo Hafer auch Akk ist) zuzulassen.


Hier auch nur Akkusativ und Dativ nur bei "mit": https://letconex.blogspot.com/2011/07/de...-verb.html


Ich frage mich allerdings, warum ich im Internet nicht einfach ein paar Listen zur Verbvalenz finde. Wenn dieses elende Internet etwas bieten sollte, dann das.  Es gibt Lexika dazu.  Vielleicht kennt jemand Links.

Die Verwendung erinnert mich an "zufüttern", im DWDS findet man z.B.: "Gleichzeitig können sie den Tieren durch amtlich empfohlene Präparate zugefüttert werden." Für "füttern" scheint mir das auch unüblich.
@kunnukun Ein Valenzwörterbuch gibt es hier: https://grammis.ids-mannheim.de/verbvalenz (aber ohne füttern leider)

Ich glaube, das ist eine typische Analogietendenz, wo Rezipienten oder Begünstigte in einer trivalenten Verbkonstruktion mit einem Dativ (Benefaktivdativ) ausgestattet werden. Diese Konstruktion ist so allgegenwärtig, dass sie gerne durch Analogie auf andere Verben übertragen wird, auch mal ad-hoc bei Sprechern. Wir hatten gerade im Kurs Grammatikalisierung das Beispiel "jemanden etwas lehren" > "Ich lehre ihn das Deutsche.", was ein doppelter Akkusativ ist, den viele gerne durch eine klassische Dativ+Akkusativ Konstruktion auflösen > "Ich lehre ihm das Deutsche." (Ich war verwundert im Unterricht, wie es denn richtig hieße, wenn letzteres scheinbar falsch ist. ^^ Ich bin immer ganz vorn dabei bei Sprachwandeldingern, da brauchst du nur mich fragen (sic))
In Analogie zu "jemandem etwas kochen" > Ich koche ihm das Essen. ist es dann: Ich füttere ihm den Hafer, weil es als Inspiritation auch das Verb "ich verfüttere den Hafer" gibt.
Ist freilich kein Schriftdeutsch, aber das hat ja nichts zu sagen, was Menschen spontan sagen. Würde mich nicht wundern, wenn mehr Kinder oder auch Erwachsene das schon unabhängig von einander mal aus Versehen gesagt haben.

Ich habe das in jedem Fall schon häufiger gehört, meistens bei (Groß)eltern in Sätzen wie "ich habe ihm/ihr Brei/Milch/... gefüttert". Google kennt es in dem Kontext auch, allerdings sind die meisten Belege wohl eher im Bereich der konzeptuellen Mündlichkeit anzuordnen.

Ich vermute, der Deutschlehrerschaft wird etwas schummerig, wenn ich das sage, aber die (sprachwissenschaftlich) fundierte Antwort wäre aus meiner Sicht, ein Exkurs über sprachliche Normen (was soll überhaupt "richtige" Sprache sein, wie kommt sie zustande, usw.) Gerade an dem Beispiel hier kann man das gut sehen. Bei einem (Grund)schulkind, das sich noch im Spracherwerbsprozess befindet und für das "korrekter" Sprachgebrauch für die Schullaufbahn wichtig sind, wäre soetwas aber sicher kontraproduktiv. :)

Danke für die Antworten!
Ich bin mir nur noch nicht sicher, was ich meinem Kind jetzt erkläre. Das will am liebsten eine Richtig-oder-falsch-Antwort. :)
Mein Wortschatz hat sich jedenfalls erweitert. Bisher kannte ich den Begriff Valenz/Wertigkeit aus der Chemie. Jetzt weiß ich, dass er nicht nur die Anzahl der Wasserstoffatome angibt, die ein Atom zu binden vermag, sondern auch die Anzahl der Satzteile, die sich auf ein Verb beziehen (oder so ähnlich).

Ich hätte noch eine Frage, weiß aber gar nicht so recht, wie ich sie formulieren soll.
Mein Siebenjähriger hat gestern seine litauische Klavierlehrerin gefragt, warum Beethoven eigentlich "van" und nicht "von" hieß. Als ich ihn abholen kam, war sie gerade am Nachsurfen.
Ich habe gesagt, dass "van" normalerweise aus der niederländischen Gegend stammt und ich das genauer recherchieren werde.

Meine bisherige Erkenntnis:
- Im Gegensatz zu "von" ist "van" keine Bezeichnung einer Person, die zum Adel gehört.
- "Beethoven" ist wohl tatsächlich eine Bezeichnung für einen Hof, auf dem Rüben/Gemüse angebaut wurden.

An dem "van" bin ich etwas gescheitert.
Im Internet habe ich gefunden, dass "van" wohl niederfränkisch ist. Niederfränkisch beginnt oberhalb der Maken-machen-Linie (die sogar ich kenne, weil sie uns damals mein Sechtsklass-Deutschlehrer in unsere neuen Atlanten einzeichnen hat lassen, was ich unmöglich fand).
Allerdings habe ich auch was von einer mittelniederdeutschen Zuordnung gefunden.
Wenn ich das richtig verstehe, sind das zwei unterschiedliche westgermanische Sprachen?
Beethovens Vorfahren stammen wohl aus Mechelen in der Provinz Antwerpen.
Laut dem hier:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c...nkisch.png
ist Mechelen im Bereich des Niederfränkischen, daher wohl auch das "van".
Kann man das so sagen??
Diese Zuordnung von Gegenden zu Sprachen/Dialekten ist bei mir immer mit einem Fragezeichen und unangenehmem Gefühl behaftet.

"Ich vermute, der Deutschlehrerschaft wird etwas schummerig, wenn ich das sage, aber die (sprachwissenschaftlich) fundierte Antwort wäre aus meiner Sicht, ein Exkurs über sprachliche Normen (was soll überhaupt "richtige" Sprache sein, wie kommt sie zustande, usw.)" (thf; mir ist hier das automatische Zitieren nicht gelungen)


Ja, Errungenschaften der Semantik und der Pragmatik dringen kaum in die Schule vor. Lehrpläne verhindern das geradezu. Tatsächlich wird seit Langem das Zeug über 'gewaltfreie Kommunikation' von Schulz von Thun als Kommunikationstheorie gelehrt. Das zeigt deutlich, wie sehr die Schule durchpolitisiert ist. Die Lehrer - ich verallgemeinere bewusst - lieben das (und haben auch selbst keine Fragen dazu). Man will es ja auch so gern 'anwendungsorientiert' haben. Angesichts dieser Misere gelangen alte Klassiker zum Konventionsbegriff (Lewis) und zum Kommunikationsbegriff (Grice, Schiffer) nicht in den Bereich der Aufmerksamkeit von Didaktikern, Lehrern und von 'Pädagogen' ohnehin nicht. Sie behandeln die Frage, was 'richtig' ist, wie eine Frage der geschriebenen Gesetze. Normen als Lösung von Koordinationsproblemen, auch als etwas, das unscharfe Ränder mit sich bringt, … das lernt man im Rahmen von Konfliktlösungstraining nicht kennen*.

Das ist Lehrerschelte und längst selbst Gegenstand von Schelte: Die armen Lehrer müssen so viel leisten, und nun werden ihnen Vorwürfe gemacht. Dazu: Ohne Zweifel haben sie zu tun. Aber keine noch so ausgeklügelte Didaktik ersetzt wirkliches Interesse. Und ich kenne ausnahmslos keine Lehrer, die wirklich Interesse an Grundlagenfragen haben. Dann wird auch noch öffentlich immer wieder gefordert, Inhalte durch Didaktik und Pädagogik zu ersetzen!

"Bisher kannte ich den Begriff Valenz/Wertigkeit aus der Chemie. Jetzt weiß ich, dass er nicht nur die Anzahl der Wasserstoffatome angibt, die ein Atom zu binden vermag, sondern auch die Anzahl der Satzteile, die sich auf ein Verb beziehen (oder so ähnlich)." Das ist doch eine Erkenntnis.

*https://www.soft-skills.com/gewaltfreie-kommunikation/

Was ist Sang? (Kontext Deutschlandlied)

Für mich war das immer Gesang, so wie in „Sang und Klang“.
Jetzt sag bloß keiner, dass ich da falsch liege. ?

(15.11.2019, 21:55:16)naturwissenschaftlerin schrieb: Für mich war das immer Gesang, so wie in „Sang und Klang“.
Jetzt sag bloß keiner, dass ich da falsch liege. ?

Ich sehe das auch so und die Gebrüder Grimm stimmen uns zu: http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz...lemma=sang ;). 'Sang' ist für mich eine poetische Variante von 'Gesang', die manchmal gewählt wird, weil sie sich in die formalen Strukturen einfügt. In dem Fall haben wir es zum Beispiel mit einem Trochäus als Verfuß (Betont-Unbetont) mit männlicher Kadenz zu tun; 'Gesang' wäre da metrisch holprig. Ganz nett ist hier auch noch, dass 'Klang' tatsächlich als Reimwort wenig später kommt.

Danke, dass du dir sogar die Zeit genommen hast, eine Quelle herauszusuchen!

Frage zum Wort "leugnen":

Ich hatte früher immer gedacht, leugnen bedeute "bestreiten wider besseres Wissen" und da einen Zusammenhang gesehen mit (bewusstem) Lügen. Wenn das Wort einfach im Sinne von bestreiten verwendet wurde, wobei der Bestreitende möglicherweise selbst daran glaubt was er sagt, dann dachte ich, das Wort leugnen werde hier falsch verwendet. Jetzt habe ich aber in einigen Online-Wörterbüchern gegenteilige Definitionen gefunden.

Nun würde mich interessieren: War es schon immer so, dass das bewusste Sagen der Unwahrheit kein zwingender Bestandteil des Begriffs Leugnen ist, oder hat es da in den vergangenen Jahrzehnten einen Bedeutungswandel gegeben?

Laut DWDS und Wiktionary geht das Wort auf eine Verwandtschaft mit der Wurzel von Lügen zurück, und insofern ist wohl davon auszugehen, dass ursprünglich das bewusste Sagen der Unwahrheit Kernbestandteil der Bedeutung gewesen sein dürfte.

Welche Wörterbücher geben da denn andere Bedeutungserklärungen? Verlinke das bitte mal.

Ich glaube nicht, dass das schon immer so war, aber warum sollte es sprachlich falsch sein, wenn man z.B. sagt:

erfundenes Beispiel schrieb: der fälschlich Verdächtigte hatte eine Tatbeteiligung von Anfang an stets geleugnet

Hier spielt eventuell herein, dass andere unterstell(t)en, der Verdächtige habe bewusst die Unwahrheit gesagt bzw. die Wahrheit für unwahr erklärt.

(07.01.2020, 05:51:18)janwo schrieb: ... Verlinke das bitte mal.

... aber warum sollte es sprachlich falsch sein, wenn man z.B. sagt:

erfundenes Beispiel schrieb: der fälschlich Verdächtigte hatte eine Tatbeteiligung von Anfang an stets geleugnet

Hier zB.
https://www.wortbedeutung.info/leugnen/
https://de.wiktionary.org/wiki/leugnen

steht gleichlautend:
1) etwas abstreiten; behaupten, dass etwas nicht zutrifft

behaupten, dass etwas nicht zutrifft,
das kann nach meinem Verständnis auch dann der Fall
sein, wenn der Betreffende selber glaubt was er sagt.

Zu dem erfundenen Beispiel:
Wenn der fälschlich Verdächtigte die Tatbebeteiligung bestritten hat,
dann hat er das offenbar in der Überzeugung getan die Wahrheit zu sagen.
Man kann es demnach nicht leugnen nennen. Ausser eben, wenn das Wort
leugnen das bewusste Sagen der Unwahrheit nicht voraussetzt.

Ja nee, 'die Unwahrheit sagen' ist nicht dasselbe wie 'sagen, dass etwas nicht existiert bzw. der Fall ist'. Der typische Holocaustleugner sagt in der eigenen Überzeugung die Wahrheit (lügt also nicht), sondern streitet nur die Tatsächlichkeit des Holocausts ab.