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wirrbel > 27.01.2015, 21:32:13
carbeck > 27.01.2015, 22:28:17
Paul, S. 101 schrieb:In der bair. Überlieferung des 12./13. Jh.s wird die unterschiedliche Entwicklung von /iu/ und /iü/ graphisch zum einen daran deutlich, dass nicht umgelautetes /iu/ im späten 12. Jh. und der 1. Hälfte des 13. Jh.s schon früher und häufiger durch 〈eu ~ ev〉 bezeichnet wird als /ǖ/ < /iü/, /ū/; zum anderen werden beide Laute auch in den bair. Urkunden der 2. Hälfte des 13. Jh.s tendenziell unterschiedlich geschrieben (vgl. Reiffenstein 2003b, 2912).
Reiffenstein, S. 2911-2912 schrieb:Eine eigene Entwicklung erfuhr im Bair. der alte Diphthong iu. Im normalisierten Mhd. steht 〈iu〉 sowohl für den Diphthong iu wie für den Umlaut von û mit dem angenommenen Lautwert [ü:], nach alem. Sprachgebrauch (〈iu〉 für den Umlaut von û zuerst bei Notker). Das Bair. (zusammen mit dem Schwäb.) unterscheidet jedoch zwischen umgelautetem iü (z. B. in liute, diutsch) und nichtumgelautetem iu (z. B. in niuwe, ziuge). Nur umgelautetes iü fiel mit dem Umlaut von û in einem Langvokal zusammen und wurde von der Diphthongierung [d.h. mhd. /yː/ zu nhd. 〈eu〉 /ɔʏ/] erfaßt. Nichtumgelautetes iu blieb hingegen ein Diphthong eigener Qualität, außerhalb der Reihe ei, au, äu ([ai, au, oü]).
In den Urkunden des 13. Jhs. wird diese Unterscheidung zunächst vor allem in bayer. Texten auch graphisch ausgedrückt, vor allem durch 〈iv, eu, ev : æu, æv, av〉, seltener durch 〈iu, iv : eu, ev, eů〉 u. ä.
[…]
Da sich im Lauf des 13. Jhs. die Schreibung eu für nichtumgelautetes iu allmählich durchsetzt, muß sich die Lautqualität des Diphthongen verändert haben (> [eu, eo], in den rezenten Dialekten [eo, oi, ui]).
wirrbel > 28.01.2015, 14:33:51
janwo > 28.01.2015, 16:53:40