Eine neue Form des Genderns

@Yaouoay: Vielen Dank für die Info! Ich finde meine Form aber trotzdem besser. Naja, wir werden ja sehen, was sich am Ende durchsetzt.

(26.07.2021, 04:14:27)ThomasLimberg schrieb: Was haltet ihr davon?

Mal einige phonetische und phonologische Überlegungen zum in verschiedenen Varianten vorgeschlagenen Suffix '-on' an sich:

Aufgrund der Silbenstruktur und der wortfinalen Position würde ich bei <on> von einer Realisierung als [ɔn] ausgehen, welches sehr nahe an <en> / [ən] dran ist (s. Vokaltrapez). '-en' verliert in der gesprochenen Sprache in aller Regel seinen Vokal durch Elision ("Schwa-Elision"), sodass effektiv nur der Nasal übrig bleibt (oder, bei entsprechender lautlicher Umgebung, z. B. ein Plosiv mit nasaler Verschlusslösung). Es erscheint mir plausibel, dass die vorgeschlagene Endung '-on' denselben Prozessen unterliegen würde. Sie würde dadurch ununterscheidbar von '-en', was insb. an den Stellen, an denen sie mit dieser Endung in einer paradigmatischen Beziehung steht, zum Problem werden kann, da es zu einem Synkretismus kommt. Bei den Varianten mit abweichendem Artikel wird die Bedeutungsunterscheidung ggf. durch diesen weiter möglich; das Suffix braucht man dann aber vielleicht gar nicht.

Das mal so als "linguistische Spekulation" für ein mögliches Szenario, das auch komplett falsch sein kann. Persönlich würde ich daher aber jedenfalls eine Endung bevorzugen, die in einem stärkeren Konstrast zu '-en' steht und sich nach Möglichkeit nahtlos in die Phonetik des Deutschen eingliedert ('-on' tut das nach meiner Einschätzung nicht, allerdings bin ich mit Phonologie des Deutschen nur vage vertraut).

{-on} als Suffix passt schon deshalb nicht so gut in die deutsche Phonotaktik, da die meisten Nebensilbenvokale zu Schwa reduziert sind. Das Suffix hört sich nach einem (romanischen) Fremdkörper an, ich fühle mich an den spanischen Augmentativ erinnert. Eventuell würde der Vokal /u/ besser passen.

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"Ich finde meins aber besser" ist ok, nur das hilft bei Konsensfindungen nicht weiter.

(26.07.2021, 04:14:27)ThomasLimberg schrieb: Was haltet ihr davon?

(27.07.2021, 11:19:54)ThomasLimberg schrieb: @Yaouoay: Vielen Dank für die Info! Ich finde meine Form aber trotzdem besser. Naja, wir werden ja sehen, was sich am Ende durchsetzt.

Hier steckt doch der Wurm drin. Du kannt doch nicht zum einen fragen, was andere von Deiner Idee halten, um dann zum anderen auf Deiner Idee zu beharren, wenn jemand wie Yaouoay auf bereits bestehende Lösungen hinweist. Und das auch noch ohne Nennung von Gründen. Ich meine, wir sind hier ein ziemlich offenes Forum, in dem über jeden sprachlichen Aspekt diskutiert werden kann. Bauchgefühl ist jedoch immer ein ziemlich schlechter Ratgeber in einer Diskussion, weil das meistens von Rechthaberei und Desinteresse an Argumenten zeugt. Oder wolltest Du einfach mal auf Dein Youtube-Video hinweisen?

Außerdem eine Frage: Wieso gehst Du davon aus, dass sich eine Form durchsetzen wird? Es ist doch gar nicht gesagt, dass gendergerechte Sprache überhaupt gesamtgesellschaftlich übernommen wird. Wenn es so einfach wäre, müsste man sich doch gar nicht bemühen, das System zu implementieren, oder sehe ich das falsch

Nichts für ungut & viele Grüße
PeterSilie

(22.07.2021, 00:11:28)JosefG schrieb: Da hatte einer schon vor acht Jahren die gleiche Idee:
https://www.gamestar.de/xenforo/threads/...t-15583977

Noch eine Fundstelle dazu, da gibt es auch ein paar Kommentare:
https://www.gamestar.de/xenforo/threads/...t-16225006

@PeterSilie: Mit dem Bauchgefühl ist das so eine Sache. Manchmal hilft es, manchmal trügt es. Ich habe aber durchaus Gründe, warum ich meine Form besser finde. Einen neuen Artikel "de" einzuführen, ich glaube einfach nicht, dass das so gut ankommen wird in der Bevölkerung. Es gibt bereits einen neutralen Artikel "das". Warum also sich die Mühe machen und einen neuen Artikel lernen? Die Endung "e" in z.B. "Bürgere" finde ich auch nicht so toll, da z.B. beim Wort "Arzt" hast du einmal "de Ärzte" mit der neuen gegenderten Form im Singular und im Plural "die Ärzte". Ich kann mir vorstellen, dass es da zu Verwechselungen kommen kann. Also die geschlechtsneutrale Endung "e" kollidiert mit der Pluralendung "e". Des weiteren, wieso ich denke, dass sich eine Form des Genderns durchsetzen wird - na also man darf doch wohl noch spekulieren, oder? Und außerdem sehe ich doch an vielen Stellen, dass Menschen gendern wollen. Sie brauchen aber eine gut gestaltete Form. Das Gendersternchen wird ja von vielen abgelehnt, weil es als Verunstaltung angesehen wird. Aber das heißt ja nicht, dass die Leute gar nicht gendern wollen, sondern halt nur anders. Also, was ich so mitbekommen habe, wollen viele Menschen gendern. Und dazu biete ich ihnen eine Form an. Ob die sich durchsetzt, ist eine andere Frage, aber man wird ja wohl noch seine eigene Erfahrung mit in seine Einschätzung einbringen dürfen, oder?

ThomasLimberg schrieb:Einen neuen Artikel "de" einzuführen, ich glaube einfach nicht, dass das so gut ankommen wird in der Bevölkerung. Es gibt bereits einen neutralen Artikel "das".

Ich verweise nochmal auf unsere öffentliche Umfrage, an der 500 Menschen teilgenommen haben:
Der Vorschlag, neue Formen für die Artikel einzuführen, hat durchschnittlich die Note 1,71 erhalten (bei Noten von 1–6, mit der Bestnote 1). 
Der Vorschlag, dafür das Neutrum zu verwenden, wurde durchschnittlich mit 3,78 bewertet.
Und die Endung {-on} hat deutlich schlechter abgeschnitten als die Endung {-e}, obwohl wir explizit darauf hingewiesen haben, dass {-e} bei Substantiven wie "Freund" und "Kollege" eine Ausweichlösung benötigt.
Ich könnte jetzt auch noch thf's Argumente gegen {-on} ergänzen, aber wenn Du schon von Deiner Lösung überzeugt bist, brauchen wir uns ja vielleicht nicht die Mühe machen, mit Argumenten zu kommen. (;

@Yaouoay: Ich nehme eure Argumente durchaus ernst. Ich finde es auch interessant, was ihr schreibt. Aber ich lasse mir auch ungern vorschreiben, was ich gut zu finden habe, und, was nicht.

Ich wollte wissen, was ihr von meinem Vorschlag haltet, und das weiß ich jetzt. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe bekommen, was ich wollte.

Okay, dann habe ich Dich falsch verstanden, tut mir leid.
Mein Hinweis auf unser Projekt war ja eigentlich auch nur das: ein Hinweis. 
Es war nicht als Aufforderung gemeint. (:

Liebe Grüße
Yaouoay

(27.07.2021, 21:50:31)Yaouoay schrieb: Ich verweise nochmal auf unsere öffentliche Umfrage, an der 500 Menschen teilgenommen haben:
...
Und die Endung {-on} hat deutlich schlechter abgeschnitten

als Vorschlag einer neutralen Endung wohlgemerkt, nicht aber als Vorschlag einer männlichen Endung,
wobei das endungslose Wort dann als neutral gelten würde. Denn danach habt ihr gar nicht gefragt.
https://www.linguisten.de/Thread-Umfrage...em-Deutsch

(30.12.2019, 12:29:44)Kevin schrieb: In deiner Idee werden Neutrum und Femininum von einer männlichen Form ohne Endung abgeleitet, das würde sicherlich auch einigen aufstoßen, wenn das männliche Gender als default angesehen würde.

Sorry, bin etwas spät dran mit meiner Entgegnung. Der Satz war mir von Anfang an unverständlich.

Neutrum und Femininum (durch eine Endung) abzuleiten von einer männlichen Form ohne Endung, das trifft doch gerade auf die bisherigen Versuche zu. Auf meinen Vorschlag trifft es gerade nicht zu, da werden Maskulinum und Femininum durch eine Endung abgeleitet von einer neutralen Form ohne Endung.

(27.07.2021, 22:13:11)ThomasLimberg schrieb: Aber ich lasse mir auch ungern vorschreiben, was ich gut zu finden habe, und, was nicht.

 D a s  ist genau das Problem in der ganzen Debatte. das geht den meisten Angehörigen der Sprachgemeinschaft genau so. Niemand will sich etwas vorschreiben lassen. Weder in der Rechtschreibreform noch in der Gendergerechtigkeit noch sonst irgendwo.

@janwo: Also, wir leben nun einmal in einem freien Land. Wer gerne in einer Diktatur leben möchte, kann ja nach China ziehen. Die Form "de Bürgere" hat für mich eindeutig zwei Nachteile. Nämlich, man muss einen neuen Artikel lernen und die Endung "e" kollidiert mit der Pluralendung "e". Was mit der Studie, die ihr mir präsentiert, falsch gelaufen ist, kann ich im Moment nicht sagen, aber ich glaube noch nicht an den Erfolg dieser Form des Genderns. Aber vielleicht liege ich ja auch falsch und sie setzt sich durch. Wie gesagt, warten wir es ab! Aber aufgrund der genannten zwei Nachteile möchte ich einfach im Moment nicht von meiner Meinung abweichen, dass ich meine Form des Genderns besser finde.

Da ihr ja so (!!!) überzeugt seid von eurer Form des Genderns (z.B. "de Bürgere"), wann ist es denn endlich so weit? Wann werdet ihr eure Form des Genderns an die Öffentlichkeit herantragen? Ich habe ja ein Youtube-Video von meiner Form des Genderns gemacht und es damit an die Öffentlichkeit herangetragen. In der Hinsicht bin ich euch also einen Schritt voraus. Wann werdet ihr nachziehen, sodass wir herausfinden, ob sich eure Form tatsächlich durchsetzen wird, oder eben nicht? Gibt es da schon einen Zeitplan?

(28.07.2021, 12:24:01)ThomasLimberg schrieb: @janwo: Also, wir leben nun einmal in einem freien Land. Wer gerne in einer Diktatur leben möchte, kann ja nach China ziehen.

Echt jetzt? Du marschierst hier hinein mit großem "Hallo hier bin ich und hier ist meine einzig seligmachende Meinung und mein Video und das findet Ihr gefälligst toll!" und statt einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit vorgebrachten Argumenten kommt erst Starrsinn und dann dieser rhetorische Niveaulimbo. Damit hast du dich aber jetzt nachhaltig selbst disqualifiziert. Du hast jetzt eine Entscheidung zu treffen: entweder kehrst du zur Sachlichkeit zurück oder du suchst dir eine andere Plattform.