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Yaouoay > 15.02.2021, 14:08:48
Kevin > 15.02.2021, 14:36:08
Zitat:Die hier vorgenommene Darstellung der Behandlung des generischen Maskulinums in den Grammatiken des Deutschen ab der Renaissancezeit [...] zeigt auch, dass das in der Debatte um die feministische Sprachkritik als traditionell vorausgesetzte Verständnis maskuliner Personenbezeichnungen als geschlechtsneutral keine sehr lange Tradition besitzt, sondern erst in den sechziger Jahren des 20. Jh. in die Germanistik Eingang gefunden hat.
Zitat:Innerhalb der Gattung wird zunächst nur der Gegensatz des natürlichen Geschlechts, des männlichen und des weiblichen, unterschieden. Da das männliche Geschlecht als das überall prävalirende voransteht, so nimmt es auch die zunächstliegende Form des Nominalstammes für sich in Anspruch.(Westphal 1869:86)
Zitat:Anlässlich der Wahl einer Frau in den böhmischen Landtag (1912) entspann sich ein juristischer Disput um das Problem, ob diese Frau überhaupt in den Landtag einziehen könne, hieß es doch im damals geltenden Gesetz von 1861: "Als Landtagsabgeordneter ist jeder gewählt, der [...]" Da sie nun aber eine Frau sei, träfe das Gesetz seinem Wortlaut nach gar nicht zu.(Grabrucker, 1988:613; Schoenthal 1989:297f.)
Zitat:Ebenso kommt in den Grundrechten die Bestimmung vor, daß Jeder, der fähig sei, ein Amt antreten könne, es wird aber niemand in der Versammlung einfallen, dieß Recht auch dem weiblichen Geschlecht einzuräumen. Das beweist, daß, wenn es sich um politisches Recht im Gesetz handelt, man es nicht nöthig hat, das weibliche Geschlecht einzuschließen."Abgeordneter Scheller, Frankfurter Nationalversammlung, 174, Sitzung vom 20.2.1849, Wigard VII, S. 5328" zitiert in Rosenbusch, 1997
Yaouoay > 15.02.2021, 14:43:03
JosefG > 15.02.2021, 15:33:03
Yaouoay > 15.02.2021, 16:39:56
JosefG > 15.02.2021, 17:17:31
Kevin > 15.02.2021, 18:55:07
Zitat:Die Verbindung von "de Schüler" mit männlich wird nach kurzer Zeit verblassen, nachdem sich "der Schüleron" etabliert hat.Sprache funktioniert hier aber eher andersrum: Erst wenn die Männlichkeit von "Schüler" verblasst ist, könnte sich "Schüleron" etablieren. Erst wenn eine Lücke entsteht, kann sie eine Innovation füllen, der andere Weg ist meiner Meinung nach unwahrscheinlicher, oder länger, oder forcierter oder unreiner.
Zitat:Es gibt ein endungsloses Wort "Mieter", und das daraus abgeleitete Wort "Mieterin" oder auch das neue "Mieter*in". Die endungslose Form spielt auf natürliche Weise eine bevorzugte Rolle, weil die anderen Formen daraus abgeleitet sind und weil sie die kürzeste ist, so dass man immer versucht sein wird, wegen der Einfachheit und Kürze die endungslose Form zu verwenden.Ich denke allerdings nicht, dass sich das Maskulinum allein wegen der geringeren phonetischen/orthographischen Aufwandes etabliert hat. Ich bin der festen Überzeugung, wenn historisch auch das Maskulinum ein Derivat mit overtem Morphem wäre, würden wir uns an gleicher Stelle befinden, weil das Problem ein politisches ist, kein morphologisches.
Zitat:Da sollte es doch ganz im Sinne der Verfechter einer geschlechtsneutralen Sprache sein, die Männer durch eine eigene männliche Endung -on von dieser bevorzugten endungslosen Position zu verdrängen und diese Form für die neutrale Verwendung zu reservieren.Das Problem ist aber, dass die Verfechter sich eine reale, schnellst und einfachst umsetzbare Lösung wünschen. Dazu gehört auch: damit arbeiten, was wir bereits haben. Der Gesellschaft interessiert nicht allzu sehr, ob die Ableitungen möglichst symmetrisch sind oder nicht. Aus dem Standpunkt heraus, wirkt es natürlich "doof", dass ein Femininum ein Derivat aus der maskulinen Form ist. Das zu ändern ist eine Sache in Conlangs, deswegen finde ich Ido auch besser als Esperanto, und da werden keine Gefühle verletzt, außer natürlich den Hardcore-"Aber das Fundamento"ler*innen. Man kann es aber auch basisgeneriert betrachten und das Maskulinum mit einem Nullmorphem versehen und schon wird er symmetrischer. (Je nachdem, ob man Nullmorpheme als real ansieht oder nicht.)
JosefG > 06.07.2021, 18:12:21
JosefG > 08.07.2021, 12:23:59
(29.12.2019, 23:02:07)JosefG schrieb: männlich: Soldaton, Kollegon
weiblich: Soldatin, Kollegin
neutral: Soldat, Kollege
JosefG > 22.07.2021, 00:11:28
ThomasLimberg > 26.07.2021, 04:14:27
JosefG > 26.07.2021, 16:16:54
(26.07.2021, 04:14:27)ThomasLimberg schrieb: Kurz gesagt führe ich eine neue Endung "on", Plural "onnen", ein, die für Personen aller Geschlechter steht.
ThomasLimberg > 26.07.2021, 20:14:57
JosefG > 26.07.2021, 21:42:20
(26.07.2021, 20:14:57)ThomasLimberg schrieb: @JosefG: Nein, dieser Artikel stammt nicht von mir.
...
Bei meiner Form hingegen sehe ich durchaus dieses Potential.
Yaouoay > 27.07.2021, 01:12:21