Hallo und willkommen im Forum.
Leider ist das eine Frage, die redundant oft gestellt wird und Leute sich Antworten erhoffen. :P
Das oft zitierte Facebook-Experiment mit den zwei Bots ist meistens eher ein Missverständnis des eigentlichen Versuchsaufbaus. Das Experiment ist gescheitert, es war intendiert als eine bessere Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine im Verhandeln. Aber das Experiment war nicht so aufgebaut, dass die Bots belohnt werden würden, wenn sie Englisch erfolgreich einsetzen in der Kommunikation. Die Belohnung erfolgt nur bei abgeschlossener Verhandlung. Weil sie keinen Grund hatten, englische Syntax korrekt anzuwenden, wurde es einfach schnell abgelegt und Redundanz "to me to me to me..." war dann einfach symbolhaft für die Menge, die verhandelt wurde. Das wurde medial zwar als die nahende Apokalypse gewertet, aber das Experiment wurde einfach abgebrochen, weil es gescheitert ist. Es war kein Beispiel für die steigende Intelligenz von KI, zumindest nicht in dem Maße, wie es dargestellt wurde.
Und was die Effizienz betrifft, muss man zwischen Kunstsprachen wie Esperanto und Ithkuil, und natürlichen Sprachen unterscheiden. Ithkuil soll möglichst viel Information kodieren auf möglichst wenige Elemente, sodass pro Zeiteinheit maximal viel Informationen wiedergegeben werden. Als Kunstsprache klingt das nach Effizienz, aber das lässt sich nicht einfach auf natürliche Sprachen übertragen. Viel eher ist davon auszugehen, dass alle natürlichen Sprachen das gleiche Level an Effizienz bzw. Potenzial besitzen, um Informationen wiederzugeben. Das heißt, der Mythos, "Französisch" sei die genaueste der europäischen Sprachen (oder irgendeine andere Geschichte), bleibt ein Mythos. Manche Studien haben zum Beispiel auch gezeigt, dass die unterschiedlichen Sprechgeschwindigkeiten zwischen Spanisch/Japanisch und beispielsweise Englisch nicht mit mehr Zeiteffizienz einhergehen, sondern dass pro Zeiteinheit genauso viel Informationen übertragen wird, aber dass im Spanischen pro Lauteinheit weniger Information kodiert wird. Das heißt, im Spanischen braucht man mehr Phoneme pro Information als im Englischen zum Beispiel. (Es gab aber auch Abweichungen in den Beispielen. Die nötige Menge an Information pro Zeiteinheit ist natürlich auch abhängig von Kultur und die Umgebung. Für manche Communitys ist es vielleicht nicht erforderlich, möglichst viel pro Zeit wiederzugeben.) Solche Beispiele zeigen vor allem, dass das heutige Ausmaß an Sprachkodierung viel eher ein Spiegelbild dessen ist, in welcher Geschwindigkeit und Effizienz unser Gehirn Informationen durchschnittlich verarbeiten kann. Eine Kunstsprache wie Ithkuil ist da keine Lösung, es wäre davon auszugehen, dass man es super langsam benutzen müsste, um in der gegebenen Zeit, all die kodierten Informationen zu verarbeiten. Viel Effekt wird es nicht haben, zumal natürliche Sprachen bereits die Jahrhunderte (Jahrtausende, wie man es auch sieht) an Erfahrung haben, wie sie am besten die menschliche Kognition bedienen.
Darüber hinaus sprechen Maschinen keine Menschensprachen. Programmiersprachen funktionieren anders und sind nicht an die Verarbeitungsgeschwindigkeit menschlicher Kognition gebunden, sondern an die Stärke der Hardware. Desto fortschrittlicher die Technik wird, desto mehr Effizienz werden programmierte KIs haben. Das ist aber nicht unbedingt von der Sprache abhängig, desto besser der Arbeitsspeicher, umso weniger effizient könnte auch die Sprache sein, um die gleiche Leistung zu erzielen. Aber das hat auch nichts mit einer menschlichen Sprache zu tun.
Das obig genannte Experiment zielte ja aber genau darauf ab, dass zwei Bots menschliche (englische) Sprache benutzen, um mit Menschen zu kommunizieren und zu verhandeln. Deshalb hat es nicht so viel mit Effizienz in Programmiersprachen zu tun.
Aber das heißt nicht, dass "gefühlte" Effizienz keine Rolle spielen würde im Sprachwandel. So sind zum Beispiel die Sätze "Ich bin Stadt. Ich geh Aldi." auch als Effizienzsteigerung zu interpretieren, weil die Verben "sein" (à la sich befinden) und "gehen" bereits die Richtung/Lokation kodieren (also im Verb-Frame selbst), deswegen sind die Sätze nicht wirklich missverständlich. "Ich bin in der Stadt." und "Ich gehe zu Aldi." würden nach dieser Interpretation also mehr Redundanz haben, weil sie "Satelliten", die Präpositionen, haben, die keine wirklichen neuen Informationen zum Satz beisteuern.