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janwo > 21.02.2013, 15:46:48
Karin > 24.02.2013, 03:41:21
kunnukun > 09.03.2013, 23:41:26
Zitat: fragt man sich wirklich, welchen Zweck so ein "Titel" heutzutage hat. Die wissenschaftliche Qualifikation nachzuweisen vermutlich nicht.Hmm, ich frage mich, wie denn wissenschaftliche Qualifikation gezeigt werden soll, wenn nicht mittels einer wissenschaftlichen Arbeit. Ob das in der Politik Sinn macht, ist ja eine andere Sache. Wegen der bekannten Fälle jeglichen Nutzen des Doktorgrads zu bezweifeln, erscheint mir merkwürdig. Entscheidend für wissenschaftliche Qualifikation dürfte es sein, ob die betr. Arbeit 'Herzblut' verrät oder eher nur eine philologische Faselei ist, im Sinne einer universitären Fortsetzung des Typs Aufsatz im Fach Deutsch.
janwo > 07.04.2013, 12:11:04
janwo > 09.09.2013, 18:12:51
Ein Fake Doktor schrieb:Schneider hatte sich von dem Yorkshire-Ehrendoktortitel Vorteile für seine Arbeit versprochen. Nicht zu Unrecht, sagt er: "Im Nachhinein ist das Traurige an der ganzen Geschichte ja, dass man sagen muss: Es funktioniert. Zumindest in Deutschland. Sie werden nicht von allen, aber von einer signifikanten Anzahl von Menschen ganz anders behandelt."
Heute ist Schneider wieder titellos. Er wurde öffentlich bloßgestellt und musste eine Geldstrafe zahlen. Von dubiosen Titeln hat er genug: "Nachdem das publik geworden ist, dass das kein auf reellem Wege erworbener Titel war, war ich beruflich eine Persona non grata, privat im Freundeskreis einfach nur eine Lachnummer."
janwo > 07.08.2014, 19:10:35
janwo > 02.09.2014, 14:28:13
Zitat:Dass jemand, der eine wissenschaftliche Karriere einschlagen will, nach der Bachelor- und Master- die Doktorarbeit anstrebt, liegt zunächst einmal auf der Hand: Die Dissertation ist der Beweis dafür, dass der Kandidat selbstständig wissenschaftlich arbeiten kann, und die erste Stufe zur Professur. Doch nur für die wenigsten ist Platz an den Hochschulen: Die insgesamt 40 000 Professorenstellen entsprechen nicht einmal zwei Doktorandenjahrgängen. Der Rest der Doctores muss sich eine Arbeit außerhalb der Universität suchen. Einige Branchen legen tatsächlich Wert auf die durch die Forschungsarbeit erworbene wissenschaftliche Qualifikation. In anderen Branchen winkt durch die akademische Auszeichnung ein geldwerter Vorteil, zumindest aber etwas intellektueller Glanz. »Man müsste nur die Titel von den Visitenkarten und Türschildern verschwinden lassen«, sagt der Darmstädter Elitenforscher Michael Hartmann. »Dann würden nur noch diejenigen eine Promotion anstreben, für die sie tatsächlich einen wissenschaftlichen Wert hat.«
Zitat:Dafür wird der Doktorgrad häufig in den Stellenanzeigen der Großkanzleien gefordert. Auch bei Banken und Unternehmensberatungen bestätigt er das Image des »high potential«. Einen besseren Anwalt mache der Titel zwar nicht, sagt Schäfer, für ein gutes Mandantengespräch sei es irrelevant, wie jemand geforscht habe. Aber natürlich habe er eine gewisse Wirkung. »Der Doktortitel verströmt eine Aura von Seriosität und hat damit auch einen gewissen Werbeeffekt«, sagt der Soziologe Michael Hartmann. Der wissenschaftliche Wert ist jedoch gleich null. Warum lassen sich die Universitäten denn überhaupt darauf ein? Die Antwort ist deprimierend: Für viele Professoren und Fachbereiche sind Doktoranden gleichbedeutend mit persönlicher Macht und wirtschaftlichem Zugewinn. So kommt es, dass vor allem in den Geisteswissenschaften die Zahl sogenannter »externer Promovenden« hoch ist: Sie schreiben ihre Doktorarbeit wie Guttenberg neben dem Job und den Pflichten in der Familie - selbst finanziert und fast immer ohne jede Aussicht auf eine wissenschaftliche Zukunft. Ob sie dafür zehn Jahre brauchen oder am Ende erschöpft abbrechen - viele Professoren interessiert das nur am Rande.
Was zählt, ist die Außenwirkung. Je mehr Doktoranden ein Professor unter seine Fittiche nimmt, desto geachteter ist er unter seinen Kollegen. Außerdem darf er auf eine bessere Finanzierung seines Lehrstuhls hoffen, erklärt Hartmann. »Die Anzahl der Doktoranden wird also schon aus finanziellem Interesse erhöht.« Es ist ein lukrativer Kreislauf: Je mehr Doktoranden für einen Professor arbeiten, desto mehr Forschungsprojekte kann er beginnen. Mit denen kann er wieder neue Gelder von außen einwerben und noch mehr Doktoranden als Hilfskräfte beschäftigen. Dass es für die meisten akademischen Wasserträger keine berufliche Zukunft innerhalb der Uni-Mauern gibt - den wenigsten Professoren bereitet das schlaflose Nächte. Doktoranden sind erwachsene Menschen, die müssen wissen, was sie tun, heißt es immer wieder. Doch ob das reicht? Die Affäre zu Guttenberg habe gezeigt, dass auch die Universitäten etwas tun müssten, sagt Andreas Keller von der Bildungsgewerkschaft GEW. HU-Präsident Olbertz bringt es auf die Formel: »Nicht jede Promotion muss in einen wissenschaftlichen Beruf münden, aber jede Doktorarbeit muss nach genau diesem Maßstab geschrieben und bewertet werden.« Setzte man derart hohe akademische Strenge durch, erledigten sich halb gare, allein mit dem Ziel beruflicher Profilierung heruntergeschriebene Dissertationen von selbst.
kunnukun > 04.09.2014, 18:25:41
Zitat:Was zählt, ist die Außenwirkung. Je mehr Doktoranden ein Professor unter seine Fittiche nimmt, desto geachteter ist er unter seinen Kollegen. Außerdem darf er auf eine bessere Finanzierung seines Lehrstuhls hoffen, erklärt Hartmann. »Die Anzahl der Doktoranden wird also schon aus finanziellem Interesse erhöht.« Es ist ein lukrativer Kreislauf: Je mehr Doktoranden für einen Professor arbeiten, desto mehr Forschungsprojekte kann er beginnen. Mit denen kann er wieder neue Gelder von außen einwerben und noch mehr Doktoranden als Hilfskräfte beschäftigen.Ich bin sicher, dass das in hohem Maße zutrifft. Das massenhafte Durchwinken meine ich immer wieder beobachtet zu haben. Das scheint mir aber einherzugehen mit einem drögen Anspruch vieler Promovenden: Ich bin selbst zutiefst unglücklich über Wissensmängel meinerseits, denn mir ist klar, dass ich das, was mich sachlich bewegt, eigentlich nur ordentlich bearbeiten kann, wenn ich wenigstens Super-Oberstufenwissen in Mathe und Physik habe. Die Themen, die mich bewegen, sind in hohem Maße sprachphilosophischer Art, aber eben auch so, dass ich immer wieder auf Sachen stoße, über die mir inhaltliche Fetzen aus der Physik der letzten 100 Jahre begegnen. Wie soll ich das bewältigen? Der Doktorgrad sagt eben wenig aus, zeugt wohl meistens nur davon, dass jemand in seinem Fach etwas gut anwenden konnte.
Zitat:mehr ForschungsprojekteTja, politisch kämpferisch genörgelt: Stoppt die DFG und dergleichen! Schlagt euch mit ehrlichem Interesse und einigermaßen nützlichem Beruf durch, wenn's geht. Aber nicht mit 'Projekten'. (Duck-Smiley)
janwo > 04.09.2014, 18:58:10
kunnukun > 04.09.2014, 19:14:25
janwo > 05.10.2015, 11:25:06
janwo > 10.10.2016, 17:14:32