(17.12.2011, 13:32:51)thomas schrieb: Meine Frage: gibt es eine Erklärung dafür, dass das Wort finden in so vielen (durchaus verschiedenen) Sprachen diese beiden Bedeutungen hat? Ist das einfach nur Zufall, ist es aus der Bedeutung des Wortes heraus naheliegend, oder gibt es bestimmte Verbindungen zwischen den Sprachen, die das erklären?
Es gibt ja wohl nicht nur eine semantische, sondern auch eine syntaktische Parallele, die sich ebenfalls durch all die auffällig vielen Sprachen zieht, in denen es zu dem Verb
finden in der einen Bedeutung auch noch ein Homonym in der jeweils anderen Bedeutung gibt. Das eine
finden hat eine Prädikativergänzung, die im Bezug auf ein Objekt steht, das andere nicht.
Verben mit Prädikativergänzung kann man für gewöhnlich in jeder Sprache an ein, zwei Händen abzählen: Da gibt es neben den Kopula-Verben (
sein, bleiben, werden), die nichts anderes tun, als einen Bezug zwischen Subjekt und Prädikativergänzung herzustellen, eben auch noch die Gruppe von Verben, die ausschließlich einen Bezug zu einem Objekt herstellen (
nennen, heißen, wähnen, halten ... für und eben
{vor}finden).
In der Grundbedeutung von
finden gibt es zwei Unterbedeutungen:
finden als Resultat einer gezielten, absichtlichen Suche und
finden im Sinne von etwas
zufällig bemerken,
aufmerksam werden auf ein
Merkmal, nach dem man gar nicht gesucht hat.
Ich
fände es keineswegs
merkwürdig, sondern durchaus
naheliegend zu vermuten, dass in allen Sprachen, in denen die beiden Homonyme von
finden existieren, letztere Unterbedeutung der Grundbedeutung (
zufällig bemerken) Pate stand für das Homonym mit der Prädikativergänzung. Diese Vermutung
drängt sich mir jedenfalls geradezu
auf!