Bei der spätestens alle 2 Jahre (Europa- bzw. Weltmeisterschaft) neu auftauchenden Fußball-Nationalismus-Diskussion
ist mir beim unvermeidlichen Abspielen (und detailliert ins Bild gesetzten inbrünstigen Mitsingen durch die Protagonisten) der Hymne folgende Frage hochgekommen:
Hat sich eigentlich schon einmal jemand bemüht, die Nationalhymne
textinhaltlich/linguistisch/interpretatorisch unter die Lupe zu nehmen?
Einigkeit und Recht und Freiheit zu fordern, ist ja spätestens seit 1789 schon so etwas wie ein Gemeinplatz.
Diese Forderung explizit "für das deutsche Vaterland" zu stellen ...tja, hier fängt die Sache an, für mich fragwürdig zu werden.
Einigkeit für das Vaterland? Eine sehr problematische Forderung, in Anbetracht der demokratisch gewollten Parteien-Zertstrittenheit.
Recht? Recht für den Einzelnen ist ja o. k., aber für ein ganzes Vaterland Recht zu fordern, stößt - wie die Geschichte noch jeden Tag lehrt - mindestens auf diverse Widerstände der nicht minder ihr eigenes Recht fordernden Nachbarländer.
Freiheit? ...sollte ja immer noch sein die Freiheit des Andersdenkenden, oder doch die Freiheit eines ganzen Landes (?) (wobei es schwierig sein dürfte zu definieren, was mit der Freiheit eines (deutschen) Vaterlandes gemeint sein sollte...)
brüderliches Streben mit Herz und Hand... nun ja, gutgemeinte Floskel,
das lassen wir mal so stehen.
"blühen im Glanze dieses Glückes..."
welch eine Allegorie, die von der alltäglichen Realität weit entfernt ist.
selbstverständlich müssen wir die seinerzeitigen dichterischen Intentionen eine Hoffmann von Fallersleben von dem unterscheiden, was uns heute national - und sei es nur Fußball-national - bewegt.
Aber mindestens die Frage muss erlaubt sein: Was bewegt die Deutschen HEUTE dazu, diesen Text inbrünstig mitzusingen?
Übrigens leisten sich die von Faschismus nicht gänzlich unbefleckten Spanier eine textlose Hymne. Wäre das nicht ein guter Denkansatz?