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dhmkhkk > 11.10.2018, 09:13:19
lingucat > 11.10.2018, 09:20:38
dhmkhkk > 11.10.2018, 09:27:35
(11.10.2018, 09:20:38)lingucat schrieb: Hallo,
eure Beobachtungen sind ganz richtig :)
Dass man das es in Es hat sich etwas getan nicht in den entsprechenden Nebensatz mit derselben Bedeutung (..., dass sich etwas getan hat) integrieren kann, liegt daran, dass es eigentlich nur als eine Art 'Dummy-Subjekt' fungiert. Das Verb fordert, dass ein Subjekt mit ihm im Satz vorkommt und dieses wird durch das es ausgefüllt. Auch dass ihr euch nicht einig wart, was nun eigentlich Subjekt ist, liegt an der Natur des es: Es ist hier semantisch leer, ähnlich wie bei Es regnet. Da regnet nichts Konkretes und eigentlich tut sich auch das etwas und nicht das es. Man spricht davon, dass es keine Eigensemantik hat.
*Könntest du mich nachher updaten, falls es sich etwas getan hat ist also deshalb ungrammatisch, weil das semantisch leere es nicht benötigt wird.
Forum > 11.10.2018, 10:11:57
janwo > 11.10.2018, 10:49:03
dhmkhkk > 11.10.2018, 11:43:05
(11.10.2018, 10:49:03)janwo schrieb: Die "subjektlosen" Verben kann man dann in zwei wesentliche Gruppen unterteilen: in die zwingend mit es auftretenden, und die fakultativ mit es auftretenden Verben. Zur ersten Gruppe gehören vor allem einige Witterungs-Verben wie regnen, hageln, schneien, gewittern usw. aber auch das merkwürdige Existenzverb geben (siehe unten) und sich handeln um; zur zweiten Gruppe gehören vor allem Verben aus dem Bereich des sinnlich Wahrnehmbaren wie knistern (es knistert im Gebälk), rauschen, dröhnen, dämmern, dunkeln, sich anfühlen, jucken, usw.
Eine Sondergruppe bilden einige Gefühlsregungen, deren Verben regelmäßig ein Dummy-Es haben, welches stets einem zwingend vorhandenen Nebensatz mit dass [...]/[... zu ...] vorgreift: Es betrübt mich, Es tut uns leid, Es freut uns usw.
janwo > 11.10.2018, 12:43:40
(11.10.2018, 11:43:05)dhmkhkk schrieb: Jetzt bin ich noch mehr verwirrt...
(11.10.2018, 11:43:05)dhmkhkk schrieb: Also bei der Gruppe 1 ist auch in einem Nebensatz das es nötig. Bei der 2. Gruppe aber auch (meiner Meinung nach): "Ich weiss, wie es sich anfühlt". Hier kann man das es nicht weglassen.
(11.10.2018, 11:43:05)dhmkhkk schrieb: Ebenfalls bei der Sondergruppe (es kann nicht weggelassen werden): Ich wollte dir nur sagen, wie fest es mich freut...
(11.10.2018, 11:43:05)dhmkhkk schrieb: Im Falle von "...falls sich was tut" muss aber es weggelassen werden. Ich finde es extrem verwirrend.
dhmkhkk > 12.10.2018, 08:31:05
janwo > 12.10.2018, 13:14:50
Willi Wamser > 15.10.2018, 16:12:56
Anna K. > 17.10.2018, 21:36:56
(15.10.2018, 16:12:56)Willi Wamser schrieb: Hier vielleicht - auch wenn es von der Ausgangsfrage sehr weit absteht - doch noch eine besondere Spielart des "es":
Ich sah eine Frau um die Ecke kommen. Es war Brigitte.
Gewiss könnte man auch formulieren ...
Ich sah eine Frau um die Ecke kommen..... Brigitte.
...also die Formel mit "es+Kopula+NP" weglassen.
Als volle Formel aber liegt wohl keineswegs ein "pronominales es" vor, das Femininum wäre dann angemessen. Auch kein Extrapositions-es mit späterer Füllung.
Vielleicht also existiert in der Verwendung von "es" eine Disposition dazu, eine noch nicht/zunächst nicht zu präzisierende Ausgangssituation zu thematisieren, die im Redeakt einer möglichen Aufhellung unterzogen werden kann.
Es fragt sich, ob nicht dieses Unbestimmtheits-Modell in viele der gängigen Es-Verwendungsweisen hineinspielt, vielleicht auch in die entsprechenden Witterungsverben (es regnet, es donnert) und auch bei "es gibt". Dann liegt mit "es" ein Platzhalter vor, der je nach Situation, auch je nach soziokultureller Einbettung und Sprachstufe ("es donnert" ... Zeus donnert) einen impliziten Rollenträger ins Kommunikationsspiel einbringt?
Das sind Fragen so schwer zu lösen, als wären es/sie Wackersteine im Bauch des bösen Wolfes auf dem Grunde des Brunnens im Märchen der Brüder Grimm.