Wortstamm SYR: Bedeutung

Mahlzeit,

in Sachsen gibt's den Ort SYHRA, gegründet als SIROWE ca. 1300.
Als Wortstamm wird das slawische SYRZJE angegeben: "feuchter Grund",
auch "Sumpf", andere sagen "offene, weite Fläche".

In Luxemburg gibt´s den Ort SYREN am Fluss SYR(E), im Letzeburgischen
SIREN, Ersterwähnung ca. 1300, sollte also Mittelhochdeutsch sein.
Kann der Wortstamm SYR auch hier (wg. Fluss) die Bedeutung "nass, feucht" haben?

Dann hätte sich der Wortstamm aus sehr frühen Zeiten in beide Zweige des Indogermanischen erhalten.
Kann das sein? Gibt's weitere Beispiele?

Danke,
Martin

Der Luxemburger Ort heißt übrigens, wie der Fluß auch, einfach nur "Syr".

Gruß
Robbi

Das sieht das Dorf und der District Weiler-la-Tour aber anders:
http://www.luxalbum.com/communes/luxembo...syren1.htm

Richtig ist, dass der Ort auf Letzebourgsch SIREN heißt, auf Franz. und Dtsch. SYREN.
Beim Fluss gibt´s tatsächlich beide Schreibweisen SYR und SYRE.

Also:
SYR = nass, feucht in mehreren Sprachfamilien/-stämmen?

Danke,
Martin

Laut dieser Quelle

http://www.vichten.lu/actescivils/commun...french.htm

gibt es sowohl einen Ort namens Syren, als auch einen namens Syr. Meine erste Recherche war in der Wikipedia, da findet man nur das von mir erwähnte Syr. Die luxemburgische Wikipedia erwähnt allerdings beide Orte, von der Herkunft des Namens ist dort aber nichts zu lesen. War mein Fehler, nicht zuerst dort nachzuschauen.

Yep,

in dieser Liste gibt´s auch den Ort
Rued-Sir (Letzeburgisch)=Roodt-Syr (Deutsch)=Roodt-sur-Syr(Französisch).

Er liegt ebenso an nämlichen Fluss wie Siren=Syren=Syren
in der Provinz Weiler-la-Tour.

Ich kenne die Quelle, weiß, dass dort leider nichts zur Herkunft steht.

Wer kennt sich denn aus im Moselfränkischen oder Letzeburgischen
bzw. deren Übersprachen
(Fränkisch)/Westmitteldeutsch/Mitteldeutsch/Hochdeutsch/West-germanisch ?

Die Lokalität Syren wird erstmals kurz nach 1300 urkundlich erwähnt.
Welche Quelle könnte ich sonst noch nutzen?

Das Slawische kennt SYR als "feucht".

Danke,
Martin

Mahlzeit,

Jean-Claude Muller, Präsident der Luxemburger Gesellschaft für
Genealogie und Heraldik und Autor zur Mediävistik, äußert sich wie folgt:

der Begriff Syre - und ähnlich Sûre/Sauer und Sarre/Saar - basiert auf
der alten Wurzel "sar-" oder "srav-" mit der Bedeutung "fließen".

"fließen" ist für beide Ortschaften nachvollziehbar.

Welcher Sprachfamilie ist "sar" oder "srav" zuzuordnen?
Man beachte den Umstand, dass sich diese Wurzel in
mittelalterlichen Ortsnamen sprachlich deutlich getrennter Regionen
(Luxemburg, mittelhochdeutsch und Sachsen, slawisch) wiederfindet.

Danke,
Martin

Moin,

habe mittlerweile die Info:

indogermanische Wurzel *sreu- 'fließen' (Pokorny 2003),
im Indoiranischen mit a-Vokalismus (srávati 'fließt'),
im Griechischen mit e-Vokalismus (Lehnwort 'Rheuma' -
wörtlich 'das Fließen'),
deutsche Flußnamen mit a-Vokalismus (Saar etc.) mglw.
aus westgermanischer Form mit langem e, denn das wurde
im deutschen zu a (vgl. got. slepan > dt. schlafen).

Auch Stüber 2002 nennt *srav/*srev .
Krahe 1964 setzt *ser/*sor als Wurzel an,
Vennemann 2003 widerspricht Krahe.

Dank und Gruß,
Martin