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Cilamox > 03.10.2012, 21:53:51
Gernot Back > 03.10.2012, 23:29:11
(03.10.2012, 21:53:51)Cilamox schrieb: ich frage mich gerade, woher das "es" von "es regnet" herkommt.Deine beiden Beispielsätze sind ja schon mal überhaupt nicht vergleichbar.
(...)
Genauso auch der Satz "Es werde Licht". Woher kommt da das "es" im heutigen westlichen Sprachgebrauch?
Kevin > 04.10.2012, 01:00:01
janwo > 04.10.2012, 10:54:51
(03.10.2012, 21:53:51)Cilamox schrieb: ich frage mich gerade, woher das "es" von "es regnet" herkommt. Die Beiträge zu der grammatikalischen Bedeutung habe ich schon gelesen, mich interessiert da eher ein philosophischer Ansatz. Ich hoffe mal, den finde ich auch in diesem Forum!Na klar. Wir haben nix gegen Sprachphilosophie.
(03.10.2012, 21:53:51)Cilamox schrieb: Genauso auch der Satz "Es werde Licht". Woher kommt da das "es" im heutigen westlichen Sprachgebrauch? Im lateinischen ist es ja auch nur "fiat lux". Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass da nur ein rein grammatikalischer Grund dahinter steckt...Da müsste man jetzt diskutieren oder philosophieren, inwiefern grammatische Regeln durch (unbewusste) Sprechereintscheidungen außersprachlich motiviert sind. Sind Ökonomie, Klarheit, Verarbeitbarkeit usw. bereits außersprachliche Faktoren?
(03.10.2012, 23:29:11)[Anonymisiert] schrieb: Deine beiden Beispielsätze sind ja schon mal überhaupt nicht vergleichbar.Äh? Wieso das denn?
(03.10.2012, 23:29:11)[Anonymisiert] schrieb: Bei den meteorologischen avalenten Verben kann man das es ja selbst dann nicht weglassen, wenn ein anderer Satzteil an die erste Position des Satzes tritt:
Gernot Back > 04.10.2012, 20:09:02
(04.10.2012, 10:54:51)janwo schrieb: Das ist bei dem "List-Satz" genauso:
Heute werde es Licht!"
*/?Heute werde Licht!"
(03.10.2012, 23:29:11)[Anonymisiert] schrieb:Für mich ist auch der zweite Satz ohne "es" korrekt, auch wenn man jetzt durch heute ersetzt, aber möglicherweise empfinden manche die biblische Wendung "Es werde Licht!" als überhaupt zu idiomatisch, als dass man daran durch Weglassen des es und/oder eine andere Besetzung des Vorfeldes noch herumfummeln dürfte.
- Jetzt werde es Licht!
- Jetzt werde Licht!
janwo > 05.10.2012, 11:44:11
Kevin > 05.10.2012, 20:16:42
janwo > 05.10.2012, 22:43:00
(05.10.2012, 20:16:42)Kevin schrieb: Ich kann mir wiederum nicht vorstellen, dass man einen logischen Aktanten bei den Witterungsverben hat. Wenn es regnet, gibt es nichts und niemanden, der das eben aktiv tut. Auch der Regen regnet nicht.Man muss unterscheiden zwischen einem Aktanten, der aktiv, bewusst und willkürlich etwas tut, und einem Handlungsträger, der nichts weiter ist als derjenige, der die vom Verb bezeichnete Handlung vornimmt, ob nun bewusst oder unbewusst, aktiv oder passiv (im nicht-grammatischen Sinne), willkürlich oder unwillkürlich.
(05.10.2012, 20:16:42)Kevin schrieb: Wenn ich das Wasser koche, kocht sich das Wasser auch nicht selbst, genauso wie ein Feuer nicht sich selbst brennt.Jahaa, wenn Du das wasser kochst, bist Du derjenige, der (kausativ, möchte man sagen) dafür sorgt, dass die Wassertemperatur eine bestimmte Grenze überschreitet. Im Satz Das Wasser kocht jedoch wird dem Wasser zugeschrieben, dass es 'selbst' (ich will jetzt nicht über Identitäten anfangen!) dasjenige ist, das gerade blubbert und verdampft.
Gernot Back > 06.10.2012, 11:45:57
(05.10.2012, 22:43:00)janwo schrieb: Eine Verbhandlung ohne eine Entität, die die Hadlung "ausführt" (im weitesten Sinne), ist für mich nicht denkbar.Mir ist neben den Witterungsverben gerade noch eine andere Kategorie eines produktiven Verbbildungsmusters eingefallen, mit dem Verben gebildet werden können, die nach Valenzgrammatik durchweg in die Gruppe der nullwertigen fallen, also quasi als Edelgase unter den Verben bezeichnet werden müssten:
Kevin > 06.10.2012, 12:23:28
(05.10.2012, 22:43:00)janwo schrieb: Man muss unterscheiden zwischen einem Aktanten, der aktiv, bewusst und willkürlich etwas tut, und einem Handlungsträger, der nichts weiter ist als derjenige, der die vom Verb bezeichnete Handlung vornimmt, ob nun bewusst oder unbewusst, aktiv oder passiv (im nicht-grammatischen Sinne), willkürlich oder unwillkürlich.Ich kenne mich nicht genug mit Semantik aus, weshalb ich nicht genau benennen kann, wieso ich selbst im Regen selbst keinen Handlungsträger sehe.
(05.10.2012, 22:43:00)janwo schrieb: Jahaa, wenn Du das wasser kochst, bist Du derjenige, der (kausativ, möchte man sagen) dafür sorgt, dass die Wassertemperatur eine bestimmte Grenze überschreitet. Im Satz Das Wasser kocht jedoch wird dem Wasser zugeschrieben, dass es 'selbst' (ich will jetzt nicht über Identitäten anfangen!) dasjenige ist, das gerade blubbert und verdampft.Soweit ich weiß, sind aber das monovalente Verb "kochen" im Sinne von "sieden" und das bivalente Verb "kochen" im Sinne von "zubereiten" nach der gängigen Valzentheorie als zwei unterschiedliche Verben einzustufen, die nur zufällig gleichlauten. Deswegen würde sich wie gesagt auch immer die Valenz des Verbs "regnen" ändern, wenn man einen Aktanten oder Handlungsträger hinzufügt, und deshalb ein neues Verb werden.
(05.10.2012, 22:43:00)janwo schrieb: Worauf ich hinaus wollte war aber weniger ein Gespräch über Wasser in Bewegung, als vielmehr der Punkt, dass es meiner Ansicht nach keine Verben mit der Valenz Null, quasi avalente Verben, geben kann. Eine Verbhandlung ohne eine Entität, die die Hadlung "ausführt" (im weitesten Sinne), ist für mich nicht denkbar.Auf syntaktischer Ebene verhalten sich die Expletiva aber auch anders als Nomen. Ihnen wird keine Thetarolle zugewiesen und soweit ich weiß auch kein Kasus. Daher sind sie syntaktisch schon gar keine Wörter mit Nomenfunktion mehr und das sagt mir, dass ihre Stelle auch keine Valenzstelle ausfüllt, weshalb es wirklich nullvalente Verben sind. (Aber das sage ich Laie. ;))
janwo > 07.10.2012, 13:02:26
Gernot Back > 09.10.2012, 10:12:52
(06.10.2012, 11:45:57)[Anonymisiert] schrieb:
- Ihm ist schlecht.
- Ihn dürstet.
- Mich fröstelt.
- Mir ist kalt.
lagom > 22.05.2014, 19:06:57
Lux > 18.11.2015, 23:14:36
janwo > 18.11.2015, 23:19:16