Hallo ihr Lieben.
Ich hoffe, ich finde hier die richtige Antwort. Und hoffentlich präsentiere ich hier keine allzu verschwurbelte Frage
Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin an einer Hochschule in Deutschland und komme deshalb ab und zu auch in die Verlegenheit, Hausarbeiten lesen und benoten zu müssen. Bei manchen Hausarbeiten fiel mir auf, daß die Autorin/der Autor Sätze oder Satzteile aus anderen Texten übernimmt und darauf ihre/seine Gedanken aufbaut. Dazu ein Beispiel. Nehmen wir an, im Quelltext steht ein Absatz wie dieser:
"Offiziell ist London bereit, 20.000 Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen - bis zum Jahr 2020. Eine lächerlich geringe Zahl im Vergleich zu dem Hunderttausenden Flüchtlingen und Migranten, die allein in den vergangenen zwei Jahren von der restlichen EU aufgenommen wurden. Großbritannien beteiligt sich weder am Schengenraum noch an der EU-Asylpolitik, nicht einmal an der Rettung Schiffbrüchiger im Mittelmeer."
Die/Der Studierende macht daraus (beispielhaft) ungefähr so etwas:
"London ist bereit, 20.000 syrische Flüchtlinge aufzunehmen. Das dürfte die Wählerinnen und Wähler der AfD nicht beruhigen, nahmen doch andere europäische Länder wie Deutschland ungleich mehr Flüchtlinge auf. Da dürfte sich dem einen oder anderen AfD-Fan vielmehr die Frage stellen, warum man es nicht genau so wie Großbritannien macht und den Zuzug von Menschen knallhart begrenzt. Über die rechtlichen Grundlagen machen sich die AfD-Anhänger dabei offenbar keine Gedanken, denn Asyl ist kein beliebig begrenzbares Gnadenrecht - Stichwort: Obergrenze -, sondern ein Menschenrecht."
Deutlich erkennbar nimmt die/der Studierende (in diesem fiktiven Fall) ein, zwei Gedanken auf, macht aber etwas Eigenes daraus. Damit entfällt immerhin schon mal der Plagiatsvorwurf, aber natürlich frage ich mich: wieso diese repetitive Vorgehensweise? Hat dieses Phänomen einen Namen? Bleiben manchen Menschen manche Satzteile besonders im Gedächtnis haften und sie knüpfen dann (unbewußt) daran an? Wieso formuliert sie/er nicht vollständig eigene Gedanken? Ich kenne dieses Phänomen eigentlich vorrangig von Diskussionen. Teilnehmer A sagt "Das Wetter ist mies" und Teilnehmer B sagt "Das Wetter ist mies, aber das ist kein Grund für schlechte Laune." Warum nicht "Mieses Wetter ist kein Grund für schlechte Laune" oder nur "Kein Grund für schlechte Laune!"? Gibt es dafür einen Namen?
Liebe Grüße und tausend Dank!
Mina