Hier dürfte eine Parallele zu indirekten Sprechakten wie "Kannst du mir das Salz reichen?" (Searle) vorliegen.
- "Kannst du mir das Salz reichen?"
Direktiv, der den Hörer scheinbar nur zur Antwort auffordert. Die Auskunft ist in der betr. Situation wahrscheinlich sehr irrelevant. Daher (Grices Relevanzmaxime) denkt sich der Hörer, dass es nicht um diese Antwort geht, sondern darum, tatsächlich das Salz zu reichen.
- "Weißt du, welcher Tag heute ist?"
Direktiv, der den Hörer scheinbar nur zur Antwort auffordert ("Ja, weiß ich"). Die Auskunft ist in der betr. Situation wahrscheinlich sehr irrelevant. Daher (Grices Relevanzmaxime) denkt sich der Hörer, dass es nicht um diese Antwort geht, sondern darum, den Tag zu nennen.
Als Terminus ist "indirekter Sprechakt" gängig: "Ein Sprechakt ist indirekt, wenn der wörtlich vollzogene illokutionäre Akt vom intendierten illokutionären Akt abweicht" (
http://www.uni-frankfurt.de/fb/fb10/KogL...chakte.pdf).
Derartige Charakterisierungen indirekter Sprechakte problematisieren Folgendes nicht: Es gibt keine 'wörtlich vollzogenen illokutionären Akte' in dem Sinne, dass mit einem bestimmten Äußerungstyp ein jeweils bestimmter illokutionärer Akt vorläge. Ich kann ja mit irgendeiner Phonemfolge (oder gar nur Phonfolge) meinen, was ich will; z. B. mit "Kabblbu" in einer niedersächsischen Rektorenkonferenz die Bitte äußern, die Tür zu schließen. Wer einen indirekten Sprechakt äußert, setzt 'konventionelle Bedeutungen' voraus und darüber hinaus auch die Einhaltung weiterer Konventionen, die z. B. Höflichkeit betreffen.