Was meiner Ansicht nach besonders oft weh tut, wenn man seelisch angegriffen wird, ist, dass man empfänglich dafür ist. Vielleicht, weil man glaubt, die anderen könnten recht haben, wenn sie einem Dinge wie "du bist dumm" oder ähnliches an den Kopf werfen. Man möchte es nicht hören, weil man sich ernsthaft getroffen fühlt. Das ist es zumeist auch, was einen Depressiv macht, zusammen mit dem Gefühl, keine Freunde und nirgendwo Anerkennung zu haben. Aber sag dir selbst einmal, hast du Anerkennung verdient? Fühlst du dich dumm? Ist dir die Meinung der anderen wichtiger ist als seine Eigene? Welche Qualitäten besitzen denn diejenigen, die dich beschimpfen, dass du Wert auf ihre Meinung und Achtung legst? Jemand der MICH beschimpfen würde, den würde ich in Gedanken als einen Menschen abstempeln, der noch weniger Selbstbewusstsein hat, als ich es je haben könnte. Sonst müsste er nämlich niemanden beschimpfen ;) Man tut solche Dinge in erster Linie, um sich selbst über einen anderen zu stellen und seine eigenen innerlichen Defizite überspielen zu können.
Seit ich mir meiner wahren Qualitäten bewusst bin und weiß, dass ich anders bin als die Menschen um mich herum (ich bin Autistin), kann ich Schmähungen oder Beschimpfungen fast schon gelassen hinnehmen. Ich weiß, welches Bild ich auf andere Menschen nach außen hin abgebe, deshalb nehme ich es ihnen auch nicht mehr übel, wenn sie mir wiederspiegeln, was für einen seltsamen und verschrobenen Menschen sie in mir sehen. Außerdem bin ich das perfekte Opfer, um sich selbst aufzuwerten. Ich habe Angst vor sehr eigenartigen Dingen, die für andere Menschen in keinster Weise bedrohlich erscheinen. Noch so etwas, was ich nicht mehr abstreiten könnte, wenn mich jemand "Angsthase" nennen würde. In diesem einen Punkt hätte er sicher recht und die anderen Punkte kann er nicht kennen, so wenig wie er meine angstauslösenden Gefühle nachvollziehen könnte. Wobei ich aus dem Alter, in dem Gleichaltrige so etwas zu mir gesagt haben, lange raus bin. Schade nur, dass ich als Kind/Jugendliche auch so anfällig für Mobbing war und mich habe quälen lassen.
Wenn mir heute jemand sagen würde, ich sei dumm, dann würde ich darüber vermutlich nicht einmal ernsthaft nachdenken. - Weil ich selbstbewusst genug bin, um sagen zu können, dass ich das nicht bin. Mein Gegenüber weiß es nur nicht. - Woher auch, jemand der mich beschimpft hat meist kein Interesse mich wirklich kennen zu lernen. Deshalb sehe ich auch keinen Grund, mich zu verteidigen. Ich strebe keinerlei Beziehung zu so einer Person an. Ich brauche seine Achtung nicht. Wenn man sich wehrt, dann möchte man seinem Gegenüber zeigen, dass er ein falsches Bild von einem hat und man seine Anerkennung verdient hätte oder sich vor sich selbst verteidigen.
Übrigens ist der größte Fehler den man machen kann, ist, die ganze Zeit darüber nachzudenken, wie schrecklich es ist, dass alle anderen Menschen ein total falsches Bild von einem haben. Passivität und offensichtliches Leiden bringen die anderen nicht von ihrer falschen Meinung ab. Sei aktiv und tue etwas - aber nicht zum Gefallen von anderen, sondern zu deinem eigenen Gefallen. Sprachen erfinden ist doch ein guter Anfang ;)
Sobald dich noch einmal jemand dumm nennt, sei dir gewiss, dass er weniger Ahnung von Grammatik haben wird als du (Das trifft zumindest auf 90% der Leute zu, die dir im rl auf der Straße begegnen könnten.) Dummheit ist nämlich ziemlich Subjektiv, jeder hat auf anderen Gebieten seine Stärken und/oder mehr Wissen, als andere. Schließlich kann man nicht "alles" wissen und können. (Weshalb ich auch nie einen Menschen dumm nennen werde.) Finde deine Stärken erstmal heraus, das ist ein guter Schritt. Ich vermute nämlich, wenn ich dir 2 Minuten Zeit geben würde, um 3 positive und 3 negative Charaktereigenschaften von dir aufzuschreiben, wäre die Spalte mit den negativen voll, bevor du mit der positiven überhaupt angefangen hast. - Was leider bei vielen Menschen der Fall ist, weil wir in einer Kritikgesellschaft leben. Wir bekommen andauernd unsere Schwächen vor Augen gehalten, weshalb sie auch ständig präsent sind für uns.
Und noch einmal zu dem Punkt mit der Musik, warum quält dich das, wenn deine Mitschüler dir trotz ihres Mobbings gleichzeitig wiedergespiegelt haben, dass du eine schöne Stimme hättest?
Findest du deine eigene Stimme eigentlich schön? Und wenn du gerne singst, warum antwortest du auf die Frage, ob du noch singst, nicht einfach mit ja?
- Und dass du kein Klassenclown mehr bist/sein willst, bekommen sie ziemlich schnell mit, wenn du nur noch tust, was du willst.