Hallo Dönertier,
Deine Argumentation über die Zusammenhänge der Begriffe finde ich nicht schlüssig. Diese können bestehen, müssen es aber nicht. Ich meine Folgendes: Ein/e normale/r Leser*in liest 200-300 Wörter pro Minute. Damit würde er/sie jedoch nicht die Norm erreichen, um an einem Schnelllesewettbewerb teilnehmen zu können. Dafür sind etwa 800-1.200 gelesene Wörter pro Minute nötig. Allerdings wird damit sicherlich die Norm erfüllt, um an einer weiterführenden Schule beschult werden zu können. Es besteht kein kognitives Defizit.
Ob eine Eigenschaft normal ist, bezieht sich ja in der Regel darauf, dass diese Eigenschaft in einer Population ausreichend häufig vorkommt. Nach Deiner Argumentation dürfte es in Deutschland nicht normal sein, dass es Menschen mit roten Haaren gibt, weil sie nicht die Mehrheit stellen. Oder aber wenn in einer Klasse über die Hläfte der Schüler*innen in einer Klausur durchfällt, sollten diejenigen, die bestanden haben, nicht normal sein. Was
ausreichend häufig bedeutet, unterliegt also einer normativen Setzung. Und diese wird vermutlich von Person zu Person variieren.
Wenn man solche Eigenschaften messen möchte, sollte man auch nicht den Durchschnitt messen. Wie soll das gehen? Was soll die durchschnittliche Haarfarbe oder aber auch sexuelle Orientierung sein? Man würde vielmehr bei nominalskalierten Daten (also solche, die als Kategorien geführt werden: bestanden - nicht bestanden, rot - blond - schwarz - brünett, usw.) vom Median sprechen. Der Median gibt, welche Eigenschaft am häufigsten vertreten ist. Wie ich oben aber schon gesagt habe, ist es ein Trugschluss von Häufigkeit auf eine Norm zu schließen.
Viele Grüße
PeterSilie