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AlexderFranke > 18.01.2012, 00:51:02
janwo > 18.01.2012, 22:52:26
Vortarulo > 20.01.2012, 14:13:26
(18.01.2012, 22:52:26)janwo schrieb: Nimmt man beispielsweise Esperanto, so ist dies im Grunde ein völlig gewöhnlicher (um nicht zu wortspielen: gemeiner) Indoeuropäisch-Verschnitt, der schon beim ersten Blick auf Phonologie, Morphologie und Lexikon als Chimäre aus Slawisch, Germanisch und Romanisch zu erkennen ist. Wieso das für einen Sprecher, z.B. des Chinesischen, des Quechua oder des Kishuaheli leichter sein soll als Russisch, Englisch oder Französisch, ist mir zutiefst schleierhaft.
janwo > 21.01.2012, 11:44:08
thf > 21.01.2012, 17:51:12
(18.01.2012, 00:51:02)AlexderFranke schrieb: Ich möchte hier einmal darlegen, warum ich Plansprachen ablehne.
(18.01.2012, 00:51:02)AlexderFranke schrieb: Eine Sprache, die für alle Weltbürger leicht zu lernen ist, wird es nie geben. Wie schwierig eine Sprache ist, hängt
von der Muttersprache oder den im Kindesalter gelernten Sprachen zusammen.
(18.01.2012, 00:51:02)AlexderFranke schrieb: Es wird vorgebracht, daß Plansprachen zur weltweiten oder großräumlichen Verständigung dienen soll, damit örtlicheDas kommt drauf an. Es gibt ja etwa das Konzept der Diglossie. Hier mal eine Passage aus Janet Holmes "An Introduction
Sprachen nicht durch mächtigere verdrängt werden. Dazu muß man sagen, daß diese Gefahr auch seitens Plansprachen
besteht, sobald sie erst einmal weit verbreitet ist und hohes Ansehen erringt.
(18.01.2012, 00:51:02)AlexderFranke schrieb: Weil es eben keine für alle leicht zu lernende Sprachen geben kann, wird irgendeine Gruppe immer im Vor- oder Nachteil
sein. Und es dürfte auch nicht gelingen, eine Sprache zu entwerfen, die sich vollständig von allen Sprachen der Welt
unterscheidet. Dafür sind wir zu sehr in unseren gewohnten Denkmustern verhaftet.
(18.01.2012, 00:51:02)AlexderFranke schrieb: Für mich als bewahrerisch Denkenden muß eine Sprache immer mit einer gewachsenen Kultur verbunden sein. Weil eine
Plansprache keine gewachsene Kultur im Rücken hat, ziehen sie mich nicht an.
(18.01.2012, 00:51:02)AlexderFranke schrieb: Ich finde, man sollte sich eher auf eine natürliche Sprache einigen, die man unter Menschen verschiedener
Herkunft benutzt. Dies fällt heutzutage meistens nicht schwer, weil Englisch weitverbreitet ist. Welche Sprache
überörtlich gebraucht wird, hat auch geschichtlich gewachsene Hintergründe. Ob sie gut oder schlecht sind, sei
einmal dahingestellt. Warum also eine Sprache auf dem Reißbrett erfinden, wenn wir uns mit Englisch und anderen
Weltsprachen schon weltweit verständigen können?
(18.01.2012, 00:51:02)AlexderFranke schrieb: Es wären auch andere Wege der Verständigung denkbar, wenn es die Weltsprache Englisch nicht gäbe. Es könnteÜbersetzung bedeutet aber immer ein stückweit Abhängigkeit.
preiswerte Übersetzungsdienste von Laien, die eine bestimmte Sprache beherrschen, geben, wie z. B. 10 Euro für
10 Schreiben bis 100 oder 200 Wörter, ob Post oder Netzpost. Übersetzungsbüros wären dann weiterhin für
beglaubigte amtliche Papiere und lange Schriftstücke zuständig.
(18.01.2012, 22:52:26)janwo schrieb: Einen weiteren Nutzen haben Plansprachen. So wie ein Pianist sein Klavierspiel nicht nur duch das Spielen "echter"Absolut :)
Musikstücke, sondern auch durch durch Fingerübungen trainiert, so kann sich auch der Linguist seine Fähigkeiten schärfen
an der Auseinandersetzung mit (selbst)konstruierten Sprachen.
Vortarulo > 23.01.2012, 04:19:33
(21.01.2012, 11:44:08)janwo schrieb: Die Artikel sind ein typisches Symptom. Das ganze Gebilde Esperanto ist von seiner Typologie her indoeuropäisch / "Standard Average European" durch und durch, ob nun Satzbau/Basic order, An-/Abwesenheit bestimmter Kategorien, usw. Ob nun regelmäßig oder nicht, man muss Formen pauken und grammatische Unterscheidungen lernen, die dem Duurchschnittsindogermanen geläufoger sind, als Lernern mit anderen Sprachen.
janwo schrieb:Und wenn ich richtig informiert bin, gibt es auch im Esperanto idiomatische Wendungen, die dem Außenstehenden bzw. lernen intransparent erscheinen. Da hätte es also auch keinen Vorteil vor den "echten" Sprachen.
janwo schrieb:Wäre sie eine L2 für alle, wäre es noch halbwegs sinnvoll und gerecht. Aber früher oder später werden dann Leute diese Welthilfssprache als Muttersprache erlernen, und schon ist das alte Ungleichgewicht wieder da zwischen L1- und L2-Sprechern.
janwo schrieb:Mit einer wachsenden Sprecherbasis (L1 und L2) geht geradezu zwangsläufig auch ein Zerfall in (regionale) Varietäten einher, sofern da nicht massiv und autoritär gegengesteuert wird. Und das will ja auch keiner, oder?
thf schrieb:Tatsächlich weiß ich auch nicht, weshalb eine "gewachsene Kultur" besser sein soll als eine geplante...
janwo > 23.01.2012, 10:35:00
Ludoviko > 13.03.2013, 12:10:27
(18.01.2012, 22:52:26)janwo schrieb: (Esperanto...) Wieso das für einen Sprecher, z.B. des Chinesischen, des Quechua oder des Kishuaheli leichter sein soll als Russisch, Englisch oder Französisch, ist mir zutiefst schleierhaft.
Ludoviko > 13.03.2013, 17:23:09
(18.01.2012, 22:52:26)janwo schrieb: (Esperanto...) Wieso das für einen Sprecher, z.B. des Chinesischen, des Quechua oder des Kishuaheli leichter sein soll als Russisch, Englisch oder Französisch, ist mir zutiefst schleierhaft.
janwo > 13.03.2013, 19:40:17
(13.03.2013, 17:23:09)Ludoviko schrieb: All dies gilt für Sprecher beliebiger Muttersprachen, auch für solche des Chinesischen, Quechua oder Kisuaheli/Kishuaheli. Die Menge an zu lernenden grammatischen Formen ist in Esperanto wesentlich geringer als in den meisten anderen Sprachen;
Kevin > 13.03.2013, 22:57:42
Ludoviko > 14.03.2013, 13:03:39
(13.03.2013, 19:40:17)janwo schrieb:(13.03.2013, 17:23:09)Ludoviko schrieb: All dies gilt für Sprecher beliebiger Muttersprachen, auch für solche des Chinesischen, Quechua oder Kisuaheli/Kishuaheli. Die Menge an zu lernenden grammatischen Formen ist in Esperanto wesentlich geringer als in den meisten anderen Sprachen;
Das gilt aber gerade für das Chinesische und andere isolierende Sprachen zum Beispiel nicht. Chinesische Verben sind formunveränderlich. Da ist jede Art von Formenvielfalt "komplizierter". Dasselbe gilt für Wortbildungsmuster u.ä. Die sind beim Esperanto ganz objektiv gesehen für Sprecher europäischer Sprachen vertrauter.
(13.03.2013, 19:40:17)janwo schrieb: Aber wie gesagt: das einzige, was mich an der ganzen Welthilfssprachen-Sache wirklich stört ist der quasireligiöse Missionierungseifer mancher Fans. Das geht mir aber dann auch nicht nur mit Esperanto so, sondern im Prinzip.
Anders ausgedrückt: Wenn mich jemand bedrängt, seine heiligen Kühe anzubeten, kriege ich Lust auf ein Schntzel. (Sorry Kevin!)
Ludoviko > 14.03.2013, 13:37:45
(13.03.2013, 19:40:17)janwo schrieb:(13.03.2013, 17:23:09)Ludoviko schrieb: All dies gilt für Sprecher beliebiger Muttersprachen, auch für solche des Chinesischen, Quechua oder Kisuaheli/Kishuaheli. Die Menge an zu lernenden grammatischen Formen ist in Esperanto wesentlich geringer als in den meisten anderen Sprachen;
Das gilt aber gerade für das Chinesische und andere isolierende Sprachen zum Beispiel nicht. Chinesische Verben sind formunveränderlich. Da ist jede Art von Formenvielfalt "komplizierter". Dasselbe gilt für Wortbildungsmuster u.ä. Die sind beim Esperanto ganz objektiv gesehen für Sprecher europäischer Sprachen vertrauter.
(13.03.2013, 19:40:17)janwo schrieb: Aber wie gesagt: das einzige, was mich an der ganzen Welthilfssprachen-Sache wirklich stört ist der quasireligiöse Missionierungseifer mancher Fans. Das geht mir aber dann auch nicht nur mit Esperanto so, sondern im Prinzip.
Anders ausgedrückt: Wenn mich jemand bedrängt, seine heiligen Kühe anzubeten, kriege ich Lust auf ein Schntzel. (Sorry Kevin!)
janwo > 17.03.2013, 11:16:38
Philóglossos > 11.03.2015, 14:02:06