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PeterSilie > 18.02.2019, 15:30:32
reger > 18.02.2019, 17:37:00
Zitat:Zudem würde man anderen akademischen Fächern einen gleichgearteten Auftrag auch nicht geben: Niemand würde auf die Idee kommen, dass das Fach Jura Gesetze erlassen oder abändern sollte. Niemand würde von Politikwissenschaftlern verlangen, dass sie eine bestimmte Politik vertreten oder betreiben. Und einem Literaturwissenschaftler würde man auch nicht dazu ermuntern, sich für andere Literatur einzusetzen.
PeterSilie > 18.02.2019, 18:43:12
(18.02.2019, 17:37:00)reger schrieb:Zitat:Zudem würde man anderen akademischen Fächern einen gleichgearteten Auftrag auch nicht geben: Niemand würde auf die Idee kommen, dass das Fach Jura Gesetze erlassen oder abändern sollte. Niemand würde von Politikwissenschaftlern verlangen, dass sie eine bestimmte Politik vertreten oder betreiben. Und einem Literaturwissenschaftler würde man auch nicht dazu ermuntern, sich für andere Literatur einzusetzen.
Es mag nicht ihr expliziter Auftrag sein, es sitzen aber ja doch im Bundestag eine ganze Menge Juristen, die Gesetze machen. Und auch Literaturwissenschaftler werben oft für bestimmte Autoren bei Vorträgen ("X ist eine tolle Autorin!"). Viele Naturwissenschaftler setzen sich gegen den Klimawandel ein, ganz zu schweigen von den Wirtschaftswissenschaftlern, die mit Gutachten etc. stark in politische Prozesse eingreifen. In Anlehnung an die kritische Diskursanalyse könnte man fragen, ob es dann nicht besser wäre, wenn man einen solchen Auftrag annimmt, das aber explizit macht (was bei der ARD scheinbar versäumt wurde). Und ob es sowas wie Neutralität überhaupt gibt.
janwo > 19.02.2019, 11:02:19
PeterSilie > 19.02.2019, 14:36:50
janwo > 19.02.2019, 17:38:17
Kim Delesys > 20.02.2019, 00:10:22
blv > 20.02.2019, 02:16:55
janwo > 20.02.2019, 10:14:40
(20.02.2019, 00:10:22)Kim Delesys schrieb: Dies war allerdings nicht immer so: Früher hatten Wörterbücher und insbesondere Grammatiken auch häufig einen präskriptiven Character. Bei Sprachen wie Deutsch, wo erst eine einheitliche schriftsprachliche Norm auf der Grundlage von vielen regional verschiedenen Dialekten und Stadtsprachen entwickelt werden musste, spielte bei diesem Präskriptivismus der Wunsch nach einer einheitlichen Norm eine große Rolle, und in dieser Hinsicht war der Präskriptivismus auch erfolgreich. Andererseits war der Präskriptivismus auch von Prinzipien beeinflusst, die aus der Sicht der modernen Linguistik höchst problematisch sind, z.B. von einer Hochschätzung der lateinischen Grammatik und dem daraus resultierenden Wunsch, Eigenschaften der lateinischen Grammatik auf moderne europäische Sprachen zu übertragen. Dies hat zu einer Diskreditierung des Präskiptivismus' in der modernen Linguistik geführt.
(20.02.2019, 02:16:55)blv schrieb: Den Vergleich zwischen Sprach- und Ernährungswissenschaft finde ich interessant!
Kevin > 22.02.2019, 15:10:40