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janwo > 12.12.2011, 23:17:47
(12.12.2011, 22:42:09)thf schrieb: Wie janwo glaube ich auch schon mit "die Kleingärtnermentalität einiger Autoren, die meinen, sie müssten einem promovierten Philologen sagen,Gleichzeitig sind aber viele "Gralshüter der wikipedischen Enzyklopädiequalität" selbst in derartigen Denkstrukturen verhaftet, wenn sie Neulingen oder Beiträgern, die uneingeloggt ("als IP") schreiben, weniger Glaubwürdigkeit oder Expertise zugestehen, als Leuten mit 5000 Edits, selbst wenn 4800 davon nur korrigierte Komma- oder Tippfehler waren. Das Ideal der Peer-Review, der Qualitätskontrolle durch annähernd gleich Qualifizierte, wird in der Wikipedia weitgehend außer Acht gelassen. Niemand überprüft die objektive fachliche Qualifikation der Autoren oder der Sichter oder der Qualitätskontrolleure.
was 'Enzyklopädie' oder 'Relevanz' bedeutet[...]" andeutete, ignoriert die Wikipedia den akademischen Initiationsprozess (Studium, Grade),
der dazu führt, dass man an bestimmten Teilen des Diskurses teilhaben darf, oder beachtet ihn sogar explizit nicht; was ja schon frustrierend
sein kann.
(12.12.2011, 22:42:09)thf schrieb: Ein weiterer Punkt, der mir so einfällt ist, dass die Wikipedia (potentiell) Wissen für jeden öffnet, während der Zugang zu Fachtexten reguliertJain. Die Resultate öffentlich geförderter Forschung (und das ist der Großteil hierzulande) müssen prinzipiell auch der Öffentlichkeit zugänglich sein. Wissen für jedermann zugänglich zu machen ist ein hehres Ziel. Bei der Wikipedia kann man sich halt nur nicht immer sicher sein, ob es Wissen, Halbwissen, Unwissen oder "Vandalismus" ist, was man da gerade vor sich hat. Die Grenze zwischen Fachleuten und Laien sehe ich chon deshalb nicht als verwischt an, weil sie oft an formalen Kriterien festgemacht ist. Bei der Glottopedia zum Beispiel darf man eigentlich und im Prinzip nur mitschreiben, wenn man mindestens einen Bachelor, besser einen Master in einem relevanten Fach hat.
ist (Bibliotheken, zugangsbeschränkte Datenbanken). Es gibt natürlich Bestrebungen in die andere Richtung, etwa Open Access Zeitschriften wie http://www.linguistik-online.de/ die verschiedenen Sprachblogs, http://www.mediensprache.net/, die Glottopedia oder nicht zuletzt auch das Forum hier. Meine Überlegung war allerdings, dass derartiges freies Wissen die Grenzen zwischen Fachleuten und Laien verwischt, was möglicher Weise auch auf Widerstände stößt.
(12.12.2011, 22:42:09)thf schrieb: Die Kritik am Internet ist glaube ich zu weiten Teilen eine Obermenge der Kritik an der Wikipedia. Den größten Posten macht wohl der altbekannteDie Papiergäubigkeit ist ja noch aus Zeiten, als sich nicht jeder es leisten konnte, seine Geistesergüsse drucken zu lassen. Spätestens im zeitalter der Wegwerfdrucker und Print-on-Demand-Verlage ist das aber auch hinfällig. Vielleicht ist das schon ein "Generationenproblem", aber viele der Dozenten, die ich im Studium (Mitte bis Ende 90er Jahre) erlebt habe, hatten ein bestürzend konservatives Desinteresse an Computer, Internet und neuen Medien.
"das Internet ist eine große Müllhalde, wo jeder seinen Schrott abladen kann" Einwand aus. Ich finde, dass das stimmt, aber kein gültiges Gegenargument
ist. Für mich evoziert das "Papier kannst du trauen, Computerbildschirmen (et al.) nicht"; nur sollte man nicht alle Quellen kritisch lesen?
(12.12.2011, 22:42:09)thf schrieb: Ein weiterer Punkt, der öfter mal angeführt wird, ist die Sache mit der "Plagiatsmaschine". Aber ich glaube, das ist noch mal eine andere Baustelle.
thf > 14.12.2011, 14:26:21
(12.12.2011, 23:17:47)janwo schrieb: Gleichzeitig sind aber viele "Gralshüter der wikipedischen Enzyklopädiequalität" selbst in derartigen Denkstrukturen verhaftet, wenn sie Neulingen oder Beiträgern, die uneingeloggt ("als IP") schreiben, weniger Glaubwürdigkeit oder Expertise zugestehen, als Leuten mit 5000 Edits, selbst wenn 4800 davon nur korrigierte Komma- oder Tippfehler waren. Das Ideal der Peer-Review, der Qualitätskontrolle durch annähernd gleich Qualifizierte, wird in der Wikipedia weitgehend außer Acht gelassen. Niemand überprüft die objektive fachliche Qualifikation der Autoren oder der Sichter oder der Qualitätskontrolleure.
(12.12.2011, 23:17:47)janwo schrieb: Jain. Die Resultate öffentlich geförderter Forschung (und das ist der Großteil hierzulande) müssen prinzipiell auch der Öffentlichkeit zugänglich sein. Wissen für jedermann zugänglich zu machen ist ein hehres Ziel. Bei der Wikipedia kann man sich halt nur nicht immer sicher sein, ob es Wissen, Halbwissen, Unwissen oder "Vandalismus" ist, was man da gerade vor sich hat. Die Grenze zwischen Fachleuten und Laien sehe ich chon deshalb nicht als verwischt an, weil sie oft an formalen Kriterien festgemacht ist. Bei der Glottopedia zum Beispiel darf man eigentlich und im Prinzip nur mitschreiben, wenn man mindestens einen Bachelor, besser einen Master in einem relevanten Fach hat.Gemeint war mit "Verwischung von Fachleuten und Laien" hier die Rezeption. Wenn jeder an jedes Wissen rankommt, besteht, das war meine These, Potentiell die Möglichkeit, dass der einzige Unterschied zwischen jemanden, der das studiert hat, und einem nicht-studierten eben nur noch genau der ist, im Wissen aber kein Unterschied besteht.
(12.12.2011, 23:17:47)janwo schrieb: Nö. In dem was man leicht ironisch meine Dozentenkarriere nennen könnte, sind mir selbst bislang überwiegend Plagiate aus dem Internet untergekommen. Das WWW macht das Plagiieren – aber eben auch das Entdecken – doch deutlich leichter, schon weil das lästige Abtippen zumeist entfällt.Ähm, du meinst tatsächlich, der größte Teil von dem, was dir abgegeben wurde ist abgeschrieben? Okay, ich glaube, dann muss ich da meine Vorstellungen über die Linguistik als "Interessenfach" justieren :(
Sebastian > 14.12.2011, 15:28:01
Zitat:Gemeint war mit "Verwischung von Fachleuten und Laien" hier die Rezeption. Wenn jeder an jedes Wissen rankommt, besteht, das war meine These, Potentiell die Möglichkeit, dass der einzige Unterschied zwischen jemanden, der das studiert hat, und einem nicht-studierten eben nur noch genau der ist, im Wissen aber kein Unterschied besteht.
thf > 14.12.2011, 16:43:27
(14.12.2011, 15:28:01)Sebastian schrieb: Nein, der Unterschied ist der, dass Experten das "Wissen" einordnen und einschätzen können, weil sie die größeren (theoretischen) Zusammenhänge kennen. Laien können das nicht. Das ist ja auch der Nachteil an Wikipedia, dass sich am Ende oftmals nicht der Experte, sondern der Laie mit dem gefährlichen Halbwissen durchsetzt, weil er mehr Zeit hat. (Ich beschränke mich mal Wikipedia.)Hieße vollständig freies Wissen in letzter Instanz aber nicht, dass sich auch diese "größeren Zusammenhänge" prinzipiell jeder erarbeiten könnte, und damit zum Experten würde, ohne studiert zu haben? (In Hinblick auf Potentiale; was die reale Situation betrifft, hast du wohl recht.)
janwo > 14.12.2011, 22:28:16
(14.12.2011, 14:26:21)thf schrieb:(12.12.2011, 23:17:47)janwo schrieb: Nö. In dem was man leicht ironisch meine Dozentenkarriere nennen könnte, sind mir selbst bislang überwiegend Plagiate aus dem Internet untergekommen. Das WWW macht das Plagiieren – aber eben auch das Entdecken – doch deutlich leichter, schon weil das lästige Abtippen zumeist entfällt.Ähm, du meinst tatsächlich, der größte Teil von dem, was dir abgegeben wurde ist abgeschrieben? Okay, ich glaube, dann muss ich da meine Vorstellungen über die Linguistik als "Interessenfach" justieren :(
(14.12.2011, 16:43:27)thf schrieb: Hieße vollständig freies Wissen in letzter Instanz aber nicht, dass sich auch diese "größeren Zusammenhänge" prinzipiell jeder erarbeiten könnte, und damit zum Experten würde, ohne studiert zu haben? (In Hinblick auf Potentiale; was die reale Situation betrifft, hast du wohl recht.)
(Also ich bin ein wenig am rumphilosophieren, aber vielleicht sollte ich das zugunsten der Diskussion lieber lassen ;) Entschuldigt bitte... )
Sebastian > 15.12.2011, 00:32:40
(14.12.2011, 16:43:27)thf schrieb: Hieße vollständig freies Wissen in letzter Instanz aber nicht, dass sich auch diese "größeren Zusammenhänge" prinzipiell jeder erarbeiten könnte, und damit zum Experten würde, ohne studiert zu haben? (In Hinblick auf Potentiale; was die reale Situation betrifft, hast du wohl recht.)
Hutschi > 12.05.2012, 20:01:55
janwo > 02.11.2012, 14:52:48
thf > 02.11.2012, 21:29:54
(02.11.2012, 14:52:48)janwo schrieb: Nur mal so als Beispiel:Na ja, wenn man sich die History drum herum anschaut, sieht man, dass es sich da wohl um eine Art Edit-War handelt und innerhalb kürzester Zeit "Vandalierungen" und Wiederherstellungen statt fanden, in der Hoffnung, irgendeine Variante durch die Kontrolle zu schmuggeln. Ich finde jedenfalls, dass es eher für die Wikipedia spricht, dass beispielsweise die Version um 18:37 - 2 Minuten später - schon wieder sauber war. ;)
[...]
janwo > 02.11.2012, 21:58:10
thf > 03.11.2012, 12:16:40
(02.11.2012, 21:58:10)janwo schrieb: Das Argument bei I fucking love science ging wohl auch in die Richtung, das dieser dumme Edit leider im Google-Cache gelandet war und dort auftauchte.Da hast du Recht, hatte mich ungenügend informiert. :(
Zitat:Und die ganzen intellektuellen Tiefflieger, die Fäkalausdrücke, Heiratsanträge und Zerebraldurchfall dort hinein "editieren" sprechen meiner Ansicht nach gegen Wikipedia.Da bin ich mir halt nicht so sicher. Wenn ich beispielsweise aus der Bibliothek ein Buch ausleihe und feststellen muss, dass irgendein <hier bitte Schimpfwort einfügen> da reingekritzelt und es noch nicht mal auf die Reihe bekommen hat, wenigstens einen weichen Bleistift zu verwenden, um das vor der Rückgabe auszuradieren (auch das finde ich eigentlich schon nicht in Ordnung), rege ich mich jedes Mal wieder auf (dass solche Ergänzungen mal wirklich nützlich sind, gibt's wohl nur bei Frau Rowling ;) . Nur spricht das jetzt gegen Bibliotheken, oder nicht einfach gegen die Leuten, denen es egal ist, dass etwa in den Lehrbuchsammlungsausgaben von Bühlers Sprachtheorie die Randnotizen von mehreren Studentengenerationen den eigentlichen Text vollständig entstellt haben?
Kevin > 03.11.2012, 14:09:39
Sebastian > 04.11.2012, 09:39:15
(03.11.2012, 14:09:39)Kevin schrieb: Da Vandalismus auf Wikipedia sehr leicht und bei großen Wikipedias sehr schnell beseitigt werden kann, ist das ein Grund dafür, meiner Meinung nach.
janwo > 04.11.2012, 16:19:19
Zitat: "Die XY-Sprache gehört zum AB-Zweig der GHIJ-Oberfamilie."wird mitunter verbissen an Dingen festgehalten, die seit Jahrzehnten eben nicht mehr Kanon sind, bloß weil sie im genauso veralteten Lehrbuch stehen, das Linguistik-Amateur und habilitierter Oecotrophologe Dr. Oetker seit Alters her gern zitiert. Und weil er ja Dokter ist (wenn auch in einer ganz anderen Branche) hat er Vertrauenskredit in der bunten weiten Wikiwelt.
janwo > 05.11.2012, 13:11:15