Och na ja, ich wollte eben einfach nur mal anregen, vielleicht in beide Richtungen zu diskutieren, weil ich die Vermutung habe,
dass das Problem nicht nur von der
Wikipedia allein ausgeht.
Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass das bloße Unterstellungen sind, aber für mich stellt es sich aus studentischer Perspektive
(vielleicht habt ihr da andere Einblicke; das würde mich wirklich interessieren) so dar, dass der Umgang mit Wissen in der
Wikipedia und
im wissenschaftlich-akademischen Bereich teilweise anders verläuft und daraus Potential für Konflikte entsteht. Auch in der Wissenschaft
gibt es bestimmte Mechanismen und Konventionen wie in anderen Gesellschaftsbereichen auch, oder? Und ich nehme an, dass sich auch dort wie
überall manchmal Leute auf den Schlips getreten fühlen, wenn an solchen Dingen gerüttelt wird .
Wie janwo glaube ich auch schon mit "die Kleingärtnermentalität einiger Autoren, die meinen, sie müssten einem promovierten Philologen sagen,
was 'Enzyklopädie' oder 'Relevanz' bedeutet[...]" andeutete, ignoriert die
Wikipedia den akademischen Initiationsprozess (Studium, Grade),
der dazu führt, dass man an bestimmten Teilen des Diskurses teilhaben darf, oder beachtet ihn sogar explizit nicht; was ja schon frustrierend
sein kann.
Ein weiterer Punkt, der mir so einfällt ist, dass die
Wikipedia (potentiell) Wissen für jeden öffnet, während der Zugang zu Fachtexten reguliert
ist (Bibliotheken, zugangsbeschränkte Datenbanken). Es gibt natürlich Bestrebungen in die andere Richtung, etwa Open Access Zeitschriften wie
http://www.linguistik-online.de/ die verschiedenen Sprachblogs,
http://www.mediensprache.net/, die Glottopedia oder nicht zuletzt auch das Forum hier. Meine Überlegung war allerdings,
dass derartiges freies Wissen die Grenzen zwischen Fachleuten und Laien verwischt, was
möglicher Weise auch auf Widerstände stößt.
Die Kritik am Internet ist glaube ich zu weiten Teilen eine Obermenge der Kritik an der
Wikipedia. Den größten Posten macht wohl der altbekannte
"das Internet ist eine große Müllhalde, wo jeder seinen Schrott abladen kann" Einwand aus. Ich finde, dass das stimmt, aber kein gültiges Gegenargument
ist. Für mich evoziert das "Papier kannst du trauen, Computerbildschirmen (et al.) nicht"; nur sollte man nicht alle Quellen kritisch lesen?
Dass durch das Internet die Verteilung von Fachtexten leichter ist, stimmt natürlich. Nur zum einen gilt das in vielen Bereichen nur
für "priveligierte Kreise" (um etwa die HSK-Bände online einsehen zu können, muss ich in an einen Rechner in der Uni, oder mich in's VPN
einloggen. Die Linguistic Bibliography Online bleibt mir z.B. verwehrt, weil die Uni da keine Lizenz für hat). Zum anderen ist
das Internet in vielen Fälle nur der Distributionskanal. Die Artikel der Printversion sind
auch online verfügbar; der Text
ist aber eben für den Druck aufgemacht und gedacht, das ist kein "genuiner Internettext".
Ein weiterer Punkt, der öfter mal angeführt wird, ist die Sache mit der "Plagiatsmaschine". Aber ich glaube, das ist noch mal eine andere Baustelle.
Das waren nur mal so ein paar Gedanken, die bestimmt auch anders sehen kann (oder muss). Aber vielleicht trägt es ja was zur Diskussion bei.