Kann man die einzelnen universitären Veranstaltungstypen denn so ohne weiteres auseinander halten?
An dem Institut, an dem ich studiere, gibt es zumindest dem Namen nach keine Vorlesungen; in meinem anderen Fach auf das gesamte Studium verteilt einige wenige.
Was ist denn eine Vorlesung, was ein Seminar, was eine Übung?
Insbesondere wenn ich mit Freunden rede, die was ganz anderes studieren, habe ich das Gefühl, dass der Name gleich ist, aber etwas anderes bezeichnet. So hörte ich zum Beispiel, dass im Bereich Mathematik/Informatik/Naturwissenschaften Seminare begleitend zu Vorlesungen stattfinden, während ich Übungen zu Seminaren kenne.
Unterscheiden sich diese Veranstaltungstypen durch den Grad der möglichen Partizipation?
Unterscheiden sie sich durch die Art des Leistungsnachweises?
Unterscheiden sie sich durch die Teilnahmemodalitäten?
Unterscheiden sie sich durch die Qualifikation des Dozenten?
Geht man nach der Partizipation hatte ich schon Seminare, insbesondere zu Studienbeginn, die eher Vorlesungen waren, umgekehrt aber auch Vorlesungen, in denen relativ viel gefragt wurde.
Generell ist es meist so, dass man nicht "die Vorlesung von XY" oder "das Seminar bei XY" besucht, sondern einen "XY-Kurs", weil jeder Dozierende einen ihm eigenen Stil hat, der von der Deklaration im Vorlesungsverzeichnis weitestgehend unbeeinflusst bleibt; dass jemand es versteht, mit den verschiedenen Veranstaltungsformaten gut zu jonglieren, sie auszunutzen und dem Stoff angemssen zu wählen, habe ich eher selten gesehen. Wie gut das gelingt hängt vielleicht auch davon ab, wie viel Spaß die Lehrperson am unterrichten hat, wie sehr sie sich für Didaktik interessiert und wie viel ihr am Dialog mit den Lernenden liegt.
Vorlesungen, die von einem guten Redner gehalten werden können mich ebenso begeistern, wie Seminare in denen viel diskutiert wird. Vorlesungen, die im wesentlichen aus einem monotonen Ablesevortrag bestehen finde ich dagegen ebenso unspannend, wie Seminare, die sich zu 90% aus Referaten speisen oder in denen der Dozent sich alle Mühe geben muss, um mal eine Wortmeldung zu bekommen.
Ich denke deshalb, dass es nicht um den Veranstaltungstyp "Vorlesung" als solches geht, sondern um die Qualität des akademischen Unterrichts an sich, ebenso wie die Bereitschaft der Dozenten sich mit dem Vermitteln von Inhalten zu befassen. Dazu gehört dann vielleicht auch ein Stück weit, sich mit denen eigenen Stärken und Schwächen auseinander zu setzen. Außerdem hängt es vielleicht auch etwas vom Stoff ab, welche Art der Veranstaltung gewählt wird. Das Abschaffen von "Vorlesungen" ist da höchstens eine Behandlung der Symptome, aber keine der Ursachen.