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Kevin > 07.08.2015, 17:17:10
thf > 08.08.2015, 11:14:12
(07.08.2015, 17:17:10)Kevin schrieb: Ich muss aber sagen, dass ich etwas ganz anderes höre und spreche bei "tja", es geht viel eher in die Richtung [tça] oder vllt. auch [tɕa].Als ich den Threadtitel sah, kam mir als erstes die Transkription [tʰɪ̯a] in den Sinn. Allerdings finde ich deine Beobachtung sehr treffend -- und tatsächlich findet man bei Krech et al. (2009) die Transkription [tʝ̊a], was effektiv (fast) auf dasselbe hinausläuft wie dein Vorschlag [tça].
Zitat:Ist das eher ein Phänomen von Koartikulation? (Ich kann nämlich schwerlich bis gar nicht ein wirklich sauberes [tja] aussprechen, ohne nicht einen Stimmabsatz oder Pause zu machen.) Oder wird es mit [tja] transkribiert, weil sowieso die meisten, die [tja] aussprechen wollen, zu etwas wie [tça] neigen, allein durch die Zungenbewegung bedingt? Oder hat die Transkribierung [tja] präskriptiven Charakter? Oder denke ich einfach zu regional?Genau, ich würde das als koartikulatorischen Assimilations Effekt, bzw. das, was im Sprachunterricht manchmal als "Verschleifung", die im natürlichen, schnelleren Sprachfluss entstehen kann, auffassen. Ich meine, ich hätte sogar schon [ʧa] gehört. Wenn man die verschiedenen Varianten mal versucht zu sortieren, ergibt sich eine Kette von verschiedenen Realisierungen, die sich jeweils artikulatorisch minimal unterscheiden; erst wird die Zungenhöhe angepasst, dann die Artikulationsart, anschließend die Stimmhaftigkeit und zum Schluss der Artikulationsort.
janwo > 08.08.2015, 13:24:32
Kevin > 08.08.2015, 16:13:26
Zitat:Die Variante [ʧa] hört sich für mich klar nach Hamburg oder Norddeutschland an.Das kann ich bestätigen. In sehr vielen niederdeutschen Dialekten wird das "j" [ʒ] ausgesprochen. (Weiß vielleicht jemand woher das kommt? Aus dem Französischen?) Diese Aussprache findet sich vor allem auch noch im Missingsch: "Ischa Freimaak" (Slogan des Bremer Freimarkts) was aus "Is(t) ja Freimarkt" (Missingsch) abgeleitet ist, wobei das "j" von "ja" als [ʒ] realisiert wird und mit dem [s] davor zu einem stimmlosen [ʃ] assimiliert. Das Gleiche trifft bei [tʃa] zu, das [ʒ] assimiliert durch das [t] zu stimmlosem [ʃ]. Ich sage je nach Register auch oft [tʃa], bzw. im Niederdeutschen [tʃɑ(ː)].
Zitat:Uns hat man in der Slawistik seinerzeit gesagt, dass dieses Wort ein gutes Beispiel sei dafür, wie die palatalisierten Konsonanten klingen. Die transkriptioniert (*scnr*) man dann [tʲa].Das ist eigentlich ein sehr nützlicher Tipp, dankeschön.
janwo > 08.08.2015, 19:34:43
Forum > 30.04.2019, 14:48:38