Hallo,
genau, auf Rezepte lässt sich dieser Ansatz auch sehr gut anwenden. Allerdings geht Brinker - wie gesagt - nur auf Gebrauchstexte ein und nicht auf literarische Texte, zu denen eben auch Gedichte zählen.
Ich habe eben nochmals bei Brinker et al. (2014) reingeschaut. Brinker et al. legen ihrer Einteilung der Textfunktionen ja die sich in einem Text manifestierende „
Art des kommunikativen Kontakts“ des Emittenten zum Rezipienten (2014: 105; Herv. im Orig.) zugrunde. Dieser Art wäre bei Deinem Gedicht doch bestimmt, wie Du bereits geschrieben hast, der Versuch, in Kontakt mit dem Rezipienten des Gedichtes zu treten.
Für die Informationsfunktion würde ich nicht plädieren; man kann ja nur über etwas informieren, von dem der/die Rezipient/in noch nichts weiß bzw. das neu ist. Der Opa, der das Gedicht erhält, weiß aber ja z. B., dass er 80 Jahre alt ist etc. ;)
Einen Appell nähme ich auch nicht an; zwar finden sich Modalverben in dem Text, die eine solche indizieren könnten, allerdings ist es unwahrscheinlich, dass der Emittent z. B. an die Sonne appelliert, für den Opa zu scheinen :D
Eine Obligationsfunktion liegt sicherlich auch nicht vor, eine Deklarationsfunktion auch nicht. Insofern würde ich eindeutig für die Kontaktfunktion plädieren.
Ansonsten hattest Du ja noch geschrieben, dass Du glaubst, dass es sich bei dem Gedicht um eine "Textmustermischung" handelt. Ich würde hier jedoch nicht den Terminus
Textmuster einbringen, da diesem doch andere theoretische Implikationen zugrunde liegen als dem Terminus
Textsorte. Außerdem solltest Du doch nur die Textfunktion des Gedichtes bestimmen, oder?
Ich habe jetzt einfach mal niedergeschrieben, was mir zu Deiner Frage einfiel und hoffe, dass ich Dir etwas helfen konnte ;)