(17.12.2014, 17:39:57)rosetyrell schrieb: a) Mit großer Freude liest sie das Buch des Jahres, das Anton ihr gestern dankenswerterweise ausgeliehen hat.
b) Dennoch fragte er sie, ob er sie besuchen dürfe, wenn er nach Berlin kommt.
c) Ob das Angebot der Gewerkschaft akzeptabel ist, bedarf einer genaueren Untersuchung.
Gibt es irgendwelche Methoden, wie man bei der Satzgliedbestimmung vorgeht und wie man es narrensicher und simpel hinbekommt?
Hallo!
Erstmal: Weißt du, wie du herausfindest, ob eine bestimmte Kette an Wörtern ein Satzglied ist? Da gibt es einige Tests, wie die Umstell-, Frage-, Vorfeld- und Substitutionsprobe.
Wenn du z.B. wissen willst, ob "Mit großer Freude" ein Satzglied ist, kannst du...
a) die ganze Gruppe im Satz verschieben: Sie liest [mit großer Freude] das Buch des Jahres, das Anton ihr gestern dankenswerterweise ausgeliehen hat. oder: Sie liest das Buch des Jahres, das Anton ihr gestern dankenswerterweise ausgeliehen hat, [mit großer Freude]. Check!
b) danach fragen: Wie liest sie das Buch? Mit großer Freude. Check!
c) die Gruppe vor das finite Verb stellen --> Ist hier schon der Fall. Generell gilt: Ein Satzglied kann alleine vor dem finiten Verb stehen, das kennst du ja wahrscheinlich aus dem Feldermodell.
d) die Gruppe durch eine Pro-Form oder hier durch ein Adverb ersetzen: So liest sie das Buch.
Wenn du andere Wortgruppen nimmst, wirst du feststellen, dass sie kein Satzglied sind. So kannst du z.B. "des Jahres" nicht alleine ins Vorfeld stellen, ebensowenig den Relativsatz. Die beiden scheinen also nur Teile eines Satzglieds zu sein. Wenn man hingegen "das Buch des Jahres, das Anton ihr gestern dankenswerterweise ausgeliehen hat" nimmt, kann man das ins Vorfeld setzen.
Gut, wenn du dann bestimmt hast, welche Wortketten Satzglieder bilden, muss du noch die syntaktische Funktion bestimmen. Subjekt, Prädikat und Akkusativobjekt hast du ja ausgeschlossen, daher nehme ich an, du weißt, wie man die bestimmt. Bestimme also zuerst die drei (sofern vorhanden) in jedem Satz und nähere dich dann allem, was übrig bleibt.
In Satz A hättest du dann
sie als Subjekt,
liest als Prädikat und
das Buch das Jahres, das Anton ihr dankenswerterweise ausgeliehen hat als Akk.obj. identifiziert, oder? Zumindest in diesem Satz bleibt dann ja nur noch
mit großer Freude. Wenn du nach einem Satzglied mit
wann?, wo? oder
auf welche Weise? fragen kannst, handelt es sich um eine adverbiale Bestimmung (der Zeit [temporal], des Orts [lokal], oder wie in diesem Falle der Art und Weise [modal], wobei je nach Schule noch andere Arten unterschieden werden).
Schwieriger wird es, wenn Satzgliedpositionen von Nebensätzen eingenommen werden. Häufig sind dass-Sätze als Akk.obj., z.B.
Ich wünsche mir, dass sie kommt. Nebensätze können aber auch die Subjektposition einnehmen, wie in Satz c) --> Wer oder was bedarf einer genaueren Untersuchung? [Die Frage,]
Ob das Angebot der Gewerkschaft akzeptabel ist
bedürfen ist eins der wenigen Verben im Deutschen, die ein Genitivobjekt fordern, nach dem du mit
wessen? fragst: Wessen bedarf [die Frage], ob das Angebot der Gewerkschaft akzeptabel ist?
einer genaueren Überprüfung.
Also, Fragen für die Satzglieder:
Dat.obj. --> wem oder was?
Gen.obj. --> wessen?
Adverbiale bestimmung --> Wann? Wo? Auf welche Weise? (Womit? Aus welchem Grund? ...)
Ok, nun zu den Attributen. Nehmen wir nochmal Satz A, wo wir ja ein sehr langes Akkusativobjekt haben,
das Buch des Jahres, das Anton ihr gestern dankenswerterweise ausgeliehen hat. Attribute sind Satzgliedteile, die den Kopf des Satzglieds (hier
Buch) näher charakterisieren. Sie sind, wie wir oben gezeigt haben, keine eigenständigen Satzglieder, sondern bilden mit dem Kopf eine Einheit. Hier haben wir zwei Attribute, ein Genitivattribut und einen Relativsatz als Attributsatz (du siehst, wieder können Nebensätze eine Rolle einnehmen). "Wessen" Buch?
des Jahres (das ist ein feststehender Ausdruck und somit semantisch etwas anderes als das Buch des Lehrers, aber syntaktisch gleich). Welches Buch? das Buch,
das Anton ihr gestern dankenswerterweise ausgeliehen hat. Attribute sind weglassbar: Sie liest das Buch. Sie liest das Buch des Jahres. Sie liest das Buch, das Anton ihr dankenswerterweise ausgeliehen hat.
Ich hoffe, das hilft :)
VG
Lena