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Noname28 > 17.05.2020, 21:02:50
thf > 17.05.2020, 21:14:42
Forum > 18.05.2020, 12:20:54
janwo > 18.05.2020, 12:22:48
(17.05.2020, 21:02:50)Noname28 schrieb: Ich habe ein Kompositum wie etwa Waldrand. Muss ich diese zwei Nomen nun in spitzen Klammern darstellen, wenn ich sie erklären möchte? Also so: <Wald> und <Rand>.
Kann mir das Jemand erklären? Habt ihr Empfehlungen?
Yaouoay > 19.05.2020, 16:28:43
Zitat:Also in einer Untersuchung werden anhand von phonologischen Kriterien Lexeme unterschieden, in dem Fall ist es das anlautende k- welches zu einem g- wird. Nun meine Frage.. Ich kann, muss aber nicht k und g mit Schrägstrichen, also /g-/ und /k-/darstellen, oder?
Zitat:In einem anderen Text wird angegeben, dass das Lexem çalı „tchaly“ ausgesprochen wird. Es wurde die „gesprochene Form“ verschriftlicht. In diesem Fall entspricht das tch dem c. Die beiden müssen doch jetzt mit den eckigen Klammern > [tch] und [ç] dargestellt werden, oder?
Zitat:Ein weiteres Beispiel aus dem gleichen Text > Ein, im Lexem vorkommender Vokal, nämlich das ȫ wird genau wie das ḫ separat besprochen. Meiner Meinung nach muss das [ȫ] als auch das [ḫ] im Text mit der eckigen Klammer dargestellt werden. Warum ist das aber nicht der Fall?
Oder wenn ich das in meinem Text aufgreife, dann muss ich das in den eckigen Klammern darstellen, oder?
Noname28 > 19.05.2020, 21:01:09
Zitat:Die Schrägstriche verdeutlichen, dass /k/ und /g/ Phoneme sind, ihre differenzierte Artikulation also bedeutungskritisch ist. Wenn, aufgrund z. B. einer Lenierung, ein anlautendes /k-/ zu /g-/ wird und dadurch ein neues Lexem entsteht, wären Schrägstriche zur Verdeutlichung der Lautverschiebung und damit einhergehenden Bedeutungsänderung angebracht.
Ein Beispiel mit frei erfundenen Lexemen zur Verdeutlichung:
"Das Lexem 'koma-' (Verbalinfinitiv <komar>, Substantivlemma <komat>, Genitiv <komo>) hat die Bedeutung 'schlaf-'. Durch eine morphologische Lenierung wurde das Lexem 'goma-' (Substantivlemma <gomat>, Genitiv <gomo>) gebildet, welches die Bedeutung 'Bett-' trägt."
Zitat:"(Der Graph) <ç> wird im Lexem 'çalı-' [tch] ausgesprochen und repräsentiert das Phonem /tch/."
Diese Klammerschreibweise entspricht der von thf erläuterten Konvention.
Unter der Prämisse, es handle sich um das türkische Lexem mit der Bedeutung "arbeit-", ein Beispiel (mit der im Text verwendeten Lautschrift, s. unten):
"In den Wortformen des Lexems 'çalı-' wird (der Graph) <ç> als [tch] realisiert. So wird beispielsweise der Infinitiv <çalışmak> [tchalychmak] ausgesprochen."
Der Text scheint eine eigene phonetische Transkription und nicht das IPA zu verwenden (<tchaly> statt z. B. <tʃɑɫɯ>). Wenn er nicht wissenschaftlich, sondern vielmehr für die Allgemeinheit bestimmt ist, würde ich die korrekte Klammerschreibweise nicht so ernstnehmen.
Zitat:Ich würde der im Text verwendeten Schreibweise folgen, um mich im Zweifelsfall auf ihn berufen zu können.
Der Konvention folgend werden "ȫ" und "ḫ" nur in eckigen Klammern geschrieben, wenn sie die im Kontext realisierte Aussprache (Phone) repräsentieren. Wenn also bspw. erwähnt wird, dass "homa-" als [ḫȫma] realisiert wird (frei erfundenes Beispielwort). Beispiel:
"Es liegt das Lexem 'homa-' vor. In allen Wortformen wird das initiale <h> als [ḫ] realisiert und <o> konsequent als [ȫ]."
Handelt es sich bei "ȫ" und "ḫ" allerdings um Graphen, werden sie in spitzen Klammern geschrieben:
"Alle Wortformen des Lexems 'ḫȫM-' (z. B. <ḫȫma>, <ḫȫme>, <ḫȫve> und <ḫȫbu>) haben lediglich die Graphen <ȫ> und <ḫ> gemeinsam, die als [oː ] und [ɰ] realisiert werden." (Wieder nur ein fiktives Beispiel zur Verdeutlichung.)
Yaouoay > 19.05.2020, 22:06:39
Zitat:Es wird in dem entsprechenden Text nur phonologische Prozesse besprochen. Zu einer Bedeutungsveränderung sei es nicht gekommen, also zum Beispiel würde man in der Standardsprache „kommen“ artikulieren und in einer Variante stattdessen „gommen“ (= erfundenes Bsp.).
Der Autor schreibt „Die Verschiebung k- > g- ist weitgehend durchgeführt. Diese Entwicklung sei von besonderem Interesse, bei denen in den Transkriptionstexten noch /k/ vorliegt, wo andere Varietäten /g/ aufweisen.“
Weiter schreibt der Autor dann in einem anderen Kontext anhand anderer Beispiele „ nichts spricht in diesen Beispielen für eine Verschiebung zu /g/.“
Ich stelle mir gerade vor, ich würde ebenfalls einen phonologischen Prozess beschreiben, wie etwa den Wandel vom anlautenden k-> g-. Es kommt durch diesen Wandel zu keiner Bedeutungsveränderung etc. Wie muss ich das nun in meinem Text darstellen?
So /k-/ > /g-/? Wenn, ja, in welchen Kontexten verwende ich keine Schrägstriche?
Zitat:Also der Autor hat gar keine Konvention verwendet. Er schreibt nur, dass er die Konventionen von seinem Kollegen übernommen hat. Weitere Informationen gibt er nicht an. „çalışmak“ entspricht dem „tchalychmak“. Die Schreibung „tchalychmak“ sei sehr stark an die gesprochene Sprache angelehnt. Der Autor verwendet die Wörter einfach ohne jegliche Konvention im Text.
Ich habe dann einfach mal versucht, dass „erlernte Wissen“ ein bisschen umzusetzen. Also wenn ich jetzt das Verb in meiner Arbeit zitiere und in der Fußnote ausführe, welche Konvention der Autor verwendet hat. Kann ich dann einfach schreiben „Bei dem Autor XY entspricht das <ç> (= Graph) dem [tch].“ >Das wäre dann die richtige Konvention, die ich in meiner Arbeit verwenden muss, oder?
Zitat:Also wäre meine erste Schreibvariante, [ç] entspricht dem [tch] falsch? Oder gibt es Kontexte, die auch diese Konvention erlauben?
Zitat:Hier habe ich mir einfach eine dialektale Arbeit rausgepickt. Im Abkürzungsverzeichnis werden die ganzen Laute aufgelistet, ohne die [] Klammern, also
ā steht für ..
á
ė
ē usw.
Im Analysebereich beschreibt der Autor dann, dass sich in einem Lexem das o zu einem ȫ entwickelt hat und das ohne Klammern.
Kann ich das jetzt einfach so, wie im Original übernehmen, also „o ist zu einem ȫ geworden“ oder soll ich die Schrägstriche verwenden?
Zitat:„Bei Autor XV (2015: 116) ist die Ausdrucksvariante mȫrte mit einem <ȫ> verschriftlicht worden, statt der Standardvariante mit [ö]. Das <ȫ> steht für ein langes /ö/.“ > Wäre das zum Beispiel korrekt?
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