Hallo,
das ist zwar keine Hilfe in Richtung einer geeigneten Veröffentlichung. Aber ich glaube, man darf auch den Sprachwandel nicht außer Acht lassen.
Mir kommt es oft so vor (vielleicht auch u. a. durch englischen Sprachkontakt), dass das Dativobjekt als Rezipient oder Benefaktiv von manchen als unterdeterminiert wird. Ich habe oft spontane Sprachäußerungen gehört, vor allem, wenn zum Beispiel eine Pause zwischen Anfang und Ende war, oder wenn der Satz komisch gestellt war, wo das Rezipientenobjekt durch "an XY" wieder aufgenommen wird bei Verben, wo das 'offiziell' gar nicht geht: "Ich gehe das Buch an ihn." oder "Ich sage an meine Mutter." (Das klingt kontextfrei sehr ungläubig, aber ich höre sowas häufig, wie gesagt, vor allem in Situationen, wo der Satz auch unterbrochen und wieder aufgenommen wird.) Ich kann es nicht genau sagen, aber vielleicht korreliert so etwas auch mit Sprecher*innen, bei denen das Dativ ohnehin zugunsten des Akkusativs verschwunden geht. Meine Mutter und Schwester, von denen ich natürlich am meisten Sprachäußerungen höre, haben kaum noch Vorkommen, wo sie eine overte Dativform benutzen, meistens ist "ihm" oder "dem" verschwunden und es wird "ihn" oder "den" benutzt. Und ich habe bei ihnen auch oft Sätze gehört, wo selbst bei "geben" oder "sagen" Konstruktionen à la Englisch "give to, say to" mit "an" benutzt werden, vielleicht weil der Dativ Funktionseinbußen hat und deshalb die Markierung als Präpositionalobjekt deutlicher ist. Das deckt sich auch mit deiner obigen Feststellung, das vor allem lange Phrasen zu einem Präpositionalobjekt werden, vielleicht weil eine Dativmarkierung hierfür im Verhältnis zu unterdeterminiert wird (Lautkette im Verhältnis zur ohnehin geringen Markiertheit des Dativs heutzutage). Ich glaube, die Form mit "an" muss nicht unbedingt durch Englisch kommen (vielleicht höchstens inspiriert oder forciert), aber ich glaube, dass es zum großen Teil eine konvergente Entwicklung ist.
Was ich damit eigentlich nur sagen wollte, ist, dass der jetzige Sprachstand im Standarddeutschen auch noch weitreichendere Formen in der Umgangssprache kennt und vielleicht auch dort seine Gründe drinne hat.