So, ich habe jetzt mal die Einführung von Pittner & Berman rausgekramt, aber Berman verwendet ja dieselben Beispiele. Was Du hier ansprichst, ist die Indizierung zur Abfolge der Elemente in der RSK. Es hat aber - im Gegensatz zu Deiner Annahme - nichts mit Wichtigkeit zu tun. Es geht hierbei um Rektion, genauer um Statusrektion. Das heißt, ein bestimmtes Verb legt die Form eines anderen Verbs fest. Nach Bech werden infinite Verben in unterschiedliche Status eingeteilt:
reiner Infinitiv → 1. Status - lieben
zu-Infinitiv → 2. Status - zu lieben
Partizip II/Perfekt → 3. Status - geliebt
Diese drei Verbformen werden als 1. Stufe bzw. Supinum bezeichnet. Zur 2. Stufe bzw. Partizipium gehören: 1. Status (Partizip I bzw. Partizip Präsens) - liebend, 2. Stufe (Gerundivum) - zu lieben, 3. Stufe (Partizip II bzw. Partizip Perfekt)
Die Indizes geben an, welches Verb ein anderes regiert. Dabei regiert eine kleinere Zahl die nächst höhere Zahl. Die Rektionsfolge ist wie folgt grammatisch festgelegt:
- Ein finites Verb ist stets unregiert.
- "Modalverben wie wollen und tempusbildende Auxiliare wie werden regieren einen reinen Infinitiv (1. Status).
- Vollverben wie versuchen, wünschen, ... regieren einen zu-Infinitiv (2. Status).
- Tempusbildende Auxiliare wie haben und sein und Verben wie kommen regieren ein Partizip II (3. Status)." (übernommen aus Wöllstein et al. (2005) - Deutsche Satzstruktur, 66-67)
Um es an Beispielen festzumachen: Tritt
werden als tempusbildendes Auxiliar auf, verlangt es ein weiteres Verb im 1. Status also bspw.
wegfahren, wie in
Susi wird wegfahren. Entsprechend verlangt
versuchen ein Verb im 2. Status:
Susi versucht wegzufahren. Und tempusbildendes
sein verlangt ein Partizip II:
Susi ist weggefahren.
Das waren jetzt sehr einfache Beispiele, die auch komplizierter sein können: Susi
hat versucht wegzufahren. Tempusbildendes Auxiliar
hat regiert den 3. Status, also das Partizip II
versucht.
Versucht regiert als Vollverb den 2. Status, also den zu-Infinitiv
wegzufahren.
Man erkennt hier zwei Sachen: 1. Es spielt keine Rolle in welcher Form das regierende Verb auftritt. 2. Die Numerierung verläuft in der RSK rückwärts, d.h. links steht die höhere Zahl und rechts die niedrigere. Deshalb kommt es in obigem sowie in Deinem Beispiel zu der Abfolge 1-3-2.
Das Thema ist hier noch nicht abgeschlossen. Hier schließen sich weitere Abfolgeregelungen an, etwa wenn die RSK in Oberfeld und Unterfeld unterteilt wird, aber ich denke, Deine Frage sollte soweit beantwortet sein.
Viele Grüße
PeterSilie