Sprachgeschichte und Ähnlichkeiten Persisch / Deutsch

(19.12.2019, 22:47:59)thf schrieb:

(19.12.2019, 20:16:06)kunnukun schrieb: "Rhotazismus" … muss ich nachlesen.

Da steckt nichts im ersten Moment nichts kompliziertes hinter: Ein beliebiger wird zu einem 'r'-artigen Laut (im Englischen: "rhotics"). Zum Beispiel heißt 'Albanien' auf Gegisch (einer der Hauptvarietätengruppen des Albanischen) 'Shqipní'  und auf Toskisch 'Shqipëri'. Das kann aber natürlich auch synchron auftreten, gerade auch in gesprochener Sprache.

In dem Raum, in dem ich mich oben bewege, betrifft es typischerweise das /s/, im Lateinischen zwischen Vokalen, im Germanischen überall:

idg. *genos > lat. genus ("das Geschlecht", "die Sippe") im Nominativ, aber

idg. *genes-es > lat. gener-is im Genitiv.


Im Germanischen merkt man es vor allem, wenn man Artikel über nordische Mythologie liest: das r am Ende vieler nordischer Namen (Nidhoggr, Brunhildr etc.) ist ursprünglich das s der idg. Nominativendung, die man auch im Lateinischen noch findet (rex = regs "der König", amicus "der Freund" etc.).
Ebenso ist im Mittelhochdeutschen der sog. Grammatische Wechsel noch vorhanden, der im Wesentlichen durch Rhotazismus entstanden ist; er wurde im Neuhochdeutschen oft per Analogie angeglichen (er waz = er war vs. wir wâren = wir waren).


/s/ und /l/ sind recht gerne von Rhotazismus betroffen, aber natürlich kann es theoretisch (fast) jeden Laut treffen.

(21.12.2019, 16:21:21)Jon.Schnee schrieb: Im Germanischen merkt man es vor allem, wenn man Artikel über nordische Mythologie liest: das r am Ende vieler nordischer Namen (Nidhoggr, Brunhildr etc.) ist ursprünglich das s der idg. Nominativendung, die man auch im Lateinischen noch findet (rex = regs "der König", amicus "der Freund" etc.).

Als ich mal ein Seminar zu Runologie besucht habe, war für mich eine der faszinierenderen Dinge, dass man diesen Wandel in den (nord)germanischen Sprachen anhand belegter Quellen tatsächlich nachvollziehen kann: Endungen, die (laut gängiger Interpretation) einen Sibilanten <z> enthalten, sind in zahlreichen Runeninschriften belegt. Zum Beispiel urnord. 'gast-iz'^[1] awn. 'gest-r'^[2], nisl. 'gest-ur'^[3], dt. 'Gast'.

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Fußnoten:

1. U.a. belegt als Namensbestandteil in Eigennamen, wie 'hlewagastiz' auf den relativ berühmten Goldhörnern von Gallehus: https://de.wikipedia.org/wiki/Goldh%C3%B...n_Gallehus
2. i-Umlaut
3. Epenthese

Es gibt Gemeinsamkeit zwischen Deutsch und Sanskrit.
So ist es logisch, dass es auch deutsch/persische Gemeinsamkeiten gibt.