(13.05.2019, 17:58:56)janwo schrieb: (13.05.2019, 17:45:07)thf schrieb: Kannst du vielleicht noch die Quelle nennen? Mich würde interessieren, wie diese Zahl (11) zustande kommt.
Wunschdenken? In der Top 10 wäre Deutsch gerade nicht mit drin.
Raffiniert :D
Ich bin da leider nicht so bewandert, aber mich erinnerth die Aussage an verschiedene (geschichts)philosophische Ansichten zum "Weltgeist", zum "Ende der Geschichte", etc. (vielleicht kann @
kunnukun uns das ja etwas philosophisch einordnen).
Jedenfalls bin ich zumindest was die Linguistik angeht von einer langfristigen und dauerhaften Konvergenz aller Sprachen -- denn warum sollte bei den "11 Sprachen in ein paar hundert Jahren" plötzlich Schluss sein? -- nicht besonders überzeugt. Die Anzahl der verschiedenen Sprachen, die gesprochen werden ist meiner Meinung nach ja nur ein Oberflächenphänomen (<- stark belasteter Begriff in der Linguistik), in dem Sinne, dass sie in erster Linie von den vorherrschenden gesellschaftlichen Organisationsformen, der Art und Weise wie Menschen zusammen leben und kommunizieren usw. bestimmt wird. Denn menschliche Sprache ist aus meiner Sicht ein Werkzeug zur Interaktion mit anderen Menschen. Wie Sprachen sich entwickeln, hängt dann also davon ab, wie stark die Vernetzung der Menschen untereinander ist. Die Aussage ist vermutlich unter dem gegenwärtigen Eindruck einer fortschreitenden Globalisierung, den Möglichkeiten der Massenkommunikation sowie den vorherrschenden Gesellschaftsformen und Wirtschaftsweisen zu sehen -- gegenwärtig haben wir den Eindruck, dass "jeder Mensch" mit fast jedem anderen theoretisch kommunizieren könnte und das in Lichte der Globalisierung prinzipiell auch tut. Insofern müsste man die Aussage bzgl. der 11 Sprachen zumindest um den Zusatz "wenn alles so weiter läuft wie bisher" ergänzen, aber selbst dann wäre ich mir erstens dessen nicht so sicher und zweitens auch nicht, dass das der Fall sein wird. M.M.n. ist unklar, welche Auswirkungen die gegenwärtigen Entwicklungen (sei es nun globale Krankheiten, Klimawandel, wissenschaftliche Fortschritte, …) auf die Welt als Ganzes haben werden. Damit es auf wenige Sprachen hinausläuft, muss es jedenfalls eine hohe "kommunikative Kohärenz" geben.
Weiterhin ist denke ich zu berücksichtigen, dass Sprachen dynamisch sind. Selbst wenn es zeitweisen zu so einer Konvergenz bis hin zu wenigen Sprachen kommt, heißt das ja nicht, dass es so bleibt. Sprachen können sich auch wieder auseinander entwickeln, wenn die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sich ändern; dafür gibt es ja durchaus auch historische Präzendenzfälle (siehe z.B. Latein/die romanischen Sprachen). In der Science Fiction Serie "The Expanse", die 200 Jahre in der Zukunft spielt, haben die Bewohner des Asteroidengürtels ("Belters") eine eigene (Kreol)sprache ausgebildet. Das halte ich für kein so unplausibles Szenario. Spätestens wenn die Menschheit beginnen sollte, aktiv den Weltraum zu besiedeln, könnten es wieder mehr Sprachen werden... ;)