Das sehe ich etwas anders. Problematisch und wahrscheinlich auch der Grund, warum dieser Satz für eine Hausaufgabe ausgesucht wurde, ist die Tatsache, dass
Übungsaufgaben nicht belebt ist. Gewöhnlich assoziieren wir mit dem Agens aber Belebtheit.
Christian Lehmann setzt als zentrales Kriterium für Agenshaftigkeit an, dass das entsprechende Argument Kontrolle über das denotierte Prädikat haben muss, so auch Betrice Primus (2012), die verschiedene Tests anführt, um herauszufinden, obe ein Agens vorliegt:
Kann man den Satz mit
freiwillig paraphrasieren? : #Die Übungsaufgaben helfen den Studierenden bei der Klausurvorbereitung
freiwillig.
Kann man den Satz mit
versuchen paraphrasieren? : #Die Übungsaufgaben
versuchen, den Studierenden bei der Klausurvorbereitung zu helfen.
Kann man einen
Imperativsatz bilden? : #
Übungsaufgaben, helft den Studierenden bei der Klausurvorbereitung!
Keiner der Tests funktioniert hier. Man kann
Übungsaufgaben also nicht als Agens ansehen. Stattdessen würde ich vorschlagen, sie als Instrument zu analysieren. Wie komme ich darauf? Passiviert man den Satz, so können
Übungsaufgaben nicht wie sonst üblich mit
von realisiert werden. Es geht aber ganz gut mit
mit:
Den Studierenden wird mit Übungsaufgaben bei der Klausurvorbereitung geholfen.
Mit realisiert im Passiv für gewöhnlich jedoch nur Instrumente.
Noch eine Anmerkung zu janwo:
(04.04.2016, 17:01:20)janwo schrieb: Die Valenz letztlich ist eine Zahl, die angibt, wie viele Argumente (Rollen, Mitspieler) ein Satz o-ä. hat. In den Schemata oben kann man das abzählen: jeder Großbuchstabe zählt für ein Argument.
Diese Ansicht ist mehr als veraltet. Die Valenz ist eine lexikalische Eigenschaft, die die semantischen und syntaktischen Eigenschaften einer Verbform oder der Wortform eines anderen Valenzträgers im Lexikoneintrag festhält. Es wird nicht nur die Anzahl der Argumente und Komplemente, die realisiert werden müssen, festgehalten, sondern auch die thematischen Rollen der Argumente und die Kasus der Komplemente. In einer etwas komplexeren Valenzanalyse kann man nun noch weitere Eigenschaften festhalten, die die Situation betreffen, die realisiert wird. Ein klassisches Beispiel:
#Der Hausmeister findet stundenlang den Schlüssel.
Von der Valenz her sollte eigentlich alles in Ordnung sein. Doch ist
finden ein sog. achievement-verb, d. h. ein telisches Verb, womit eine sofortige Zustandsänderung festgehalten wird. Deshalb kann es auch nicht zusammen mit durativen Adverbialen (wie bspw.
stundenlang) realisiert werden. Diese Information ergibt sich aber nicht aus der Syntax oder der Morphologie. Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine lexikalische Information, die direkt im Lexikoneintrag festgehalten werden muss.
Ich weiß, es war jetzt etwas länger. Aber den Passus zur Valenz konnte ich so nicht stehen lassen.
Viele Grüße
PeterSilie
Literatur: Primus, Beatrice (2012): Semantische Rollen. Heidelberg: Winter Verlag. (sehr gute Einführung in das Thema, wie fast alle Bändchen dieser Reihe!!!)