Ich finde die Frage äußerst spannend. Leider kenne ich mich mit Sprachphilosophie jedoch wenig aus und zumindest mir ist keine Literatur bekannt, die das aus dieser philosophischen Perspektive mit Hinblick auf Hegel, die du angesprochen hast, behandelt. Entsprechend wäre meine Einschätzung, dass das vielleicht ein Thema ist, das sich besser für eine Masterarbeit oder gar Dissertation eignet, da wahrscheinlich sehr viel eigenständige Arbeit und Transferleistung notwendig ist, um das halbwegs zufriedenstellend zu ergründen.
Einige Anmerkungen habe ich aber schon:
Aus linguistischer Sicht wäre für mich erst einmal interessant, wie sich die Begriffe Subjekt und Prädikat (wie Hegel sie verwendet) in linguistische übersetzen lassen, bzw. wie sie sich zu diesen verhalten. Intuitiv denkt man dann auch recht schnell an Wortartensystem (Nomina und Verben), aber zumindest typologisch betrachtet ist das nicht unkritisch. Zum Beispiel, weil die Grenzen zwischen Verben und Nomina unklar sind ("Scales between nouniness and verbiness" wie
Sasse das z. B. nannte). Oder weil es durchaus auch nicht-verbale Prädikation gibt. Oder weil es Phänomene wie sekundäre Prädikation gibt. Oder weil es Forschende gibt, die den Begriff des Subjekts mit Verweis auf Nicht-Indoeuropäische Sprachen ablehnen und stattdessen mit granulareren Konzepten arbeiten (Pivot, Privileged Syntactics Arguments (PSA) in RRG, usw.), die sich auf konkrete Konstruktionen beziehen. Weiterhin ist aus meiner Sicht auch eine Differenzierung nach linguistischen Beschreibungsebenen (Syntax, Morphologie, Semantik) und deren Interaktion entscheidend.
Die Beobachtung, dass eine verbozentrische Perspektive ("Primat des Verbs/Prädikats") weit verbreitet ist, kann ich in jedem Fall unterschreiben. Besonders natürlich in Dependenzgrammatiken aber nicht nur da. In der Typologie gibt es das Konzept von Head- und Dependendmarking, das vielleicht auch recht hilfreich ist, um deine Beobachtungen bzgl. der Flexion einzuordnen (auch wenn da natürlich die verbozentrische Perspektive inhärent ist.)